• 07. August 2018 · 22:30 Uhr

Max Verstappen: Ich hasste die Schule, da blieb nur Rennsport

Der Red-Bull-Pilot gibt Einblicke in seine Anfangszeit und verrät, warum er nicht jeden seiner Formel-1-Siege exzessiv feiern will

(Motorsport-Total.com) - Fast ein Dutzend nicht zitierfähiger Flüche, fünfmal das englische "F***"-Wort und als mildestes Urteil noch, dass der Renault-Antrieb ein "Scheiß-Witz" sei: So wütend erlebte die Weltöffentlichkeit Max Verstappen nach seinem Ausfall beim letzten Formel-1-Rennen in Budapest auf dem Hungaroring. Dem Red-Bull-Youngster riss schon im Cockpit die Hutschnur, auch in den TV-Interviews im Anschluss ließ er seinem Frust freien Lauf. Wieder einmal fühlte sich der selbstbewusste 20-Jährige von der Technik und im Speziellen von Renault um den verdienten Lohn seiner Arbeit gebracht.

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Supertalent Max Verstappen hat mit gerade 20 Jahren schon viel im Rennsport erlebt Zoom Download

Wer sieht, wie ehrgeizig und brachial Verstappen bisweilen zur Sache geht, kann sich kaum vorstellen, dass er einmal nur aus Spaß Rennsport betrieb. Genau das offenbart er jetzt aber in einem Interview mit dem britischen 'Sender Sky Sports F1': "Meine Anfänge im Kartsport waren easy-going, ich hatte jede Menge Spaß. Ich war ein Kind, für mich war es am Anfang wie ein Spiel", sagt er. Worte, bei denen Vater Jos Verstappen schon mal ins Schmunzeln kommt, schließlich hat der Ex-Formel-1-Pilot jene Anekdote überliefert, in der er seinen Sohn bei einem Playstation-Motorad-Spiel einmal von der Strecke drückte und das Rennen gewann: "Er war so sauer, dass es fast schon wieder lustig war."

Neben dem Talent wurde dem jungen Max also auch der Ehrgeiz in die Wiege gelegt. Schon vor seinem fünften Geburtstag kam er Anfang der 2000er-Jahre mit dem Kartsport in Berührung. "Ich erinnere mich, wie ich als Junge immer im Go-Kart-Shop meines Vaters herumgelaufen bin. Eines Tages sah ich ein Kind auf der Strecke fahren, das noch jünger war als ich. Ich wollte augenblich auch mit dem Fahren beginnen", erinnert er sich. Gesagt, getan. "Zum Glück holte ich bald auch ein paar Siege. Von da an wollte ich nichts anderes mehr machen."

Jüngster Kart-Champion der Geschichte

Sein Weg schien vorgezeichnet. Seine Eltern - auch Mutter Sophie Kumpen ist früher Kartrennen gefahren - unterstützen Max von klein auf, und für die Jungen gab es bald nichts anderes mehr als ein Leben auf der Kartbahn. "Ich hasste die Schule. Wenn Du es in der Schule nicht aushältst, dann musst du einen anderen Weg finden, deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich habe es mit Kartfahren versucht und hatte das Glück, den Support meiner Eltern zu bekommen", sagt der 20-Jährige heute.

Mit nur 15 Jahren krönte er sich im französischen Varennes in der anspruchsvollen KZ-Klasse zum jüngsten Kart-Champion der Geschichte. Die Formel 1 war noch weit weg, und plötzlich doch schon zum Greifen nah. "Dabei war das von Anfang an gar nicht mein ultimatives Ziel. Ich wollte einfach irgendwie Rennen fahren", so der Red-Bull-Star. Doch in seiner Karriere ging es weiter Schlag auf Schlag. Beim Formel-3-Wochenende auf dem Norisring 2014 gewann der damals 16-Jährige alle drei Rennen, Red-Bull-Motorsport-Berater Helmut Marko griff am nächsten Morgen zum Telefon und offenbarte Jos Verstappen, dass er Max im Jahr darauf gerne bei Toro Rosso hätte.


Max Verstappen und Helmut Marko in Graz

"Am Norisring bin ich durchgestartet. Danach wusste ich, dass es eine gute Chance geben würde, in die Formel 1 zu kommen", erinnert sich Max. Am 15. März 2015 debütierte er im Alter von 17 Jahren und 166 Tagen beim Großen Preis von Australien in Melbourne. Zur Sommerpause der Formel-1-Saison 2018 kann er auf bislang vier Siege in der Königsklasse zurückblicken. "Ich bin jetzt 20 und kann mich über mein bisheriges Leben nicht beklagen: Ich mache, was ich liebe - mein Hobby wurde zu meinem Beruf. Aber es gibt noch so viel zu gewinnen", blickt Verstappen gleichermaßen zurück und voraus.

Babysitten statt Formel-1-Sieg feiern

Dabei vergisst er auch die Personen nicht, die ihn von Anfang an unterstützt haben. Auch wenn sein Vater Jos nun nicht mehr bei jedem Rennen an der Strecke ist, sagt Max: "Ich bin so weit gekommen, weil mein Vater mich unterstützt hat." Der 46-Jährige brachte ihm auch die wichtigste Lektion bei: "Glaube immer an dich selbst" - dieser Leitspruch gilt für das Supertalent im Rennauto und im normalen Leben. "Trotzdem bin ich in meiner Freizeit ein ganz normaler 20-Jähriger: Ich fahre gerne Jet-Ski und düse mit einem Boot übers Wasser. Und ich zocke noch immer gerne Playstation gegen meine Kumpels, wenn ich mal zuhause bin."

Als Ausgleich zum Motorsport hat der Niederländer in letzter Zeit auch das Rennradfahren wieder für sich entdeckt. "Früher in Belgien und Holland habe ich das immer gerne gemacht. Als ich nach Monaco zog, war es anfänglich schwierig. Aber jetzt habe ich einige gute Strecken gefunden und in einer Gruppe macht das richtig Bock." Und wie sieht es mit Feiern und Partys aus - Dinge, die für einen 20-Jährigen in der Regel auch nicht ganz unwichtig sind? "Ich habe nach meinen Spielberg-Sieg nicht gefeiert. Wir waren mitten im Triple-Header, da kann ich nicht Party machen. Um ehrlich zu sein, war ich nach dem Rennen zu Hause und habe Babysitter gespielt für das kleine Kind meines Managers."

Und überhaupt - da wird er wieder ganz der ehrgeizige und vor Selbstbewusstsein strotzende Verstappen, wie ihn die Fans kennen: "Ich bin auch nicht hier, um nur vier Rennen in der Formel 1 zu gewinnen. Ich will 50 oder 60 gewinnen. Da muss ich jetzt nicht jeden einzelnen Sieg feiern, als gäbe es kein Morgen mehr." Klare Ansage...

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