• 01. August 2016 · 15:19 Uhr

Ferrari will vom absteigenden Ast: "Aufgeben gibt es nicht!"

Für Ferrari verlief die erste Formel-1-Saisonhälfte alles andere als nach Wunsch, doch in Maranello ist man überzeugt, dass man Red Bull wieder packen kann

(Motorsport-Total.com) - Das war nicht das erste Halbjahr, das sich Ferrari für die Formel-1-Saison 2016 vorgestellt hatte. Nach dem durchaus erfolgreichen Auftritt im Vorjahr wollte die Scuderia in dieser Saison ein dauerhafter Konkurrent für Mercedes werden, doch gefährlich konnte man den Silberpfeilen maximal in den ersten Saisonrennen werden. Einen Sieg schafften weder Sebastian Vettel noch Kimi Räikkönen bisher, stattdessen musste man sich sogar von Red Bull überholen lassen.

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Ferrari war in Hockenheim in seiner eigenen Liga - hinter der Spitze Zoom Download

"Wir sind bei den letzten Rennen nicht an die Strecke gekommen und haben gedacht: Jetzt hauen wir sie weg. Wir wissen selber, dass wir da noch ein bisschen weit weg sind", resümiert Sebastian Vettel nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen. Vier Rennen lang schaffte es der Deutsche nicht mehr auf das Podest und war damit im Juli von den sechs Spitzenpiloten bei Ferrari, Mercedes und Red Bull der erfolgloseste Fahrer.

"Die vergangenen Rennen waren ziemlich hart, aber sehr nützlich", sagt er. "Wir haben eine Menge über unser Auto und die Stärken und Schwächen verstehen können, also wissen wir nun, worauf wir uns konzentrieren müssen." Der SF16-H war bislang nicht der Glücksgriff, den sich die Scuderia vor der Saison erhofft hatte, und musste den Kontakt zur Spitze mit fortschreitender Saison etwas abreißen lassen.

Keine Verbesserung beim Abtrieb

Die größte Schwäche des Boliden ist der fehlende Abtrieb, bei dem das Team laut Chef Maurizio Arrivabene seit dem Europaauftakt in Barcelona keine großen Verbesserungen mehr erzielt hat. "Das ist das Problem und wir wissen, dass wir daran arbeiten müssen", so der Italiener. Sebastian Vettel gibt sich zuversichtlich: "Es ist ein harter Weg, wenn man nicht so konkurrenzfähig ist wie gewünscht, aber wir wissen, was zu tun ist."

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Der Abgang von James Allison sorgt für Unruhe im Team Zoom Download

Doch ob Ferrari die notwendigen Stellschrauben anziehen kann, um in dieser Saison noch einmal zurückzuschlagen, ist fraglich. Mit Technikchef James Allison hat zuletzt eine wichtige Schlüsselperson Maranello verlassen, was für die Scuderia ein herber Verlust ist. Zwar konnte man die Stelle mit Mattia Binotto erst einmal besetzen, dennoch sorgt der Fall natürlich für Unruhe. Arrivabene beschwichtigt: "Wir organisieren das Team und freuen uns auf den Rest der Saison. Ich kann keine Details geben, aber wir werden hart arbeiten."

Ein neues Motorenupgrade soll im Laufe der kommenden Rennen folgen, danach sind die Entwicklungstoken für die aktuelle Saison allerdings wohl aufgebraucht. Große Sprünge bei der Aerodynamik sind hingegen nicht zu erwarten, weil alle Teams bereits im Hinblick auf die Saison 2017 arbeiten, wo ein völlig neues Reglement wartet, das es auszunutzen gilt. Dennoch kann man natürlich immer noch etwas im Hinblick auf 2016 erreichen. "Es ist niemand neu im Team und wir sollten wissen, was wir zu tun haben", sagt Kimi Räikkönen.

Nach der Pause frisch gestärkt?

Erst einmal steht nun die vierwöchige Sommerpause an, in der jedes Formel-1-Team für zwei Wochen seine Pforten schließen muss. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns eine Pause leisten können. Wir müssen hart arbeiten", ist der Teamchef etwas zwiegespalten über die verordnete Auszeit, ist allerdings davon überzeugt, dass Ferrari gestärkt in die zweite Hälfte starten wird: "Wir können es nicht abwarten, wieder anzugreifen."

In Belgien steht Ende August die nächste Härteprobe für die Scuderia auf dem Plan. Dann muss das Team unbedingt Leistung bringen, möchte man Präsident Sergio Marchionne nicht noch ungeduldiger erleben. Als Ass im Ärmel könnte dort Kimi Räikkönen fungieren, der bereits viermal in den Ardennen gewinnen konnte. "In Spa könnte es anders aussehen, weil das Layout anders ist", macht der Finne seinem Team Mut - auch wenn die langen Geraden eher Mercedes entgegenkommen dürften.

Doch zumindest könnte man so den Kampf gegen Red Bull wieder aufnehmen, die sich in den vergangenen Wochen an den Roten vorbeigeschoben haben. "Dass Red Bull jetzt so viel schneller geworden ist, ist kein Drama", winkt Arrivabene ab und vertraut auf die eigene Stärke in der zweiten Saisonhälfte. Er sieht die Weltmeisterschaft durch den Zweikampf noch interessanter werden und will zurückschlagen. "Ich muss sagen, dass sie sich sehr stark verbessert haben. Das heißt nicht, dass wir aufgeben werden", unterstreicht er.

Vettel kontert Kritiker

"Wir haben versucht, in jedem Rennen die maximalen Punkte zu holen und wollen die Meisterschaft vor Red Bull abschließen", ergänzt Sebastian Vettel, der aber das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verloren hat: Ferrari will gewinnen! "Ich denke jeden Sonntag, dass die Chance da ist", sagt der Heppenheimer und blickt auf Hockenheim. "Diesmal war sie weit weg - das muss man sich auch eingestehen. Aber deswegen werden wir nicht aufgeben."


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Zwar wurden dem Deutschen in den vergangenen Wochen immer wieder Motivationsmängel und Abwanderungsgedanken nachgesagt, doch die wischt er entschieden beiseite. "Ich bin ein Kämpfer und man muss mir glauben, dass ich voll zu Ferrari stehe. Der Weg ist das Ziel und ich liebe den Weg, den wir gerade gehen", sagt er zu 'Auto Bild motorsport'. "Wir können nicht über Nacht etwas ändern, aber es gibt einen Plan, und die zweite Hälfte sollte konkurrenzfähiger sein."

Dass es häufiger kritische Berichterstattung über Ferrari gibt, kann der 29-Jährige zwar nachvollziehen, allerdings findet er es unfair, wenn man immer nur auf eine schwache Saison verweist, denn im Vergleich zu 2014, wo man ebenfalls kein Rennen gewann, habe man sich seit seiner Ankunft stark verbessert. "Wo stand denn Ferrari Ende 2014? Weiter weg von der Spitze als jetzt. Das ist zum Beispiel eine Hausnummer, nach der man schauen musste", hebt er den Finger.

Mercedes hofft auf tolles Duell

Ihm ist bewusst, dass in der heutigen Welt nur Ergebnisse zählen, und er weiß auch, dass Mercedes in dieser Saison noch zu besiegen, eine Herkulesaufgabe ist. "Aber Fakt ist, dass wir von den Rundenzeiten näher dran sind als im Durchschnitt 2015. Das heißt, es geht in die richtige Richtung." Dass man im Gegensatz zu 2015 noch kein Rennen gewonnen hat, ändere an dieser Tatsache nichts. "Wir haben es nur in diesem Jahr nicht so oft geschafft, das Potential, das da ist, immer abzurufen."

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Auch bei Mercedes wünscht man sich ein Duell auf Augenhöhe Zoom Download

Doch das hatte man eigentlich vor dieser Saison von der Scuderia erwartet. Die Formel-1-Welt hoffte auf einen spannenden Zweikampf zwischen Rot und Silber, doch Mercedes rennt bereits im dritten Jahr in Folge einsam in Richtung Titel. Selbst bei den Silberpfeilen ist man darüber etwas enttäuscht: "Ferrari ist eine großartige Marke mit fähigen Leuten und es hätte Spaß gemacht, wenn wir es auf der Strecke ausgetragen hätten", meint Motorsportchef Toto Wolff.

"Die Formel 1 lebt von den großartigen Kämpfen der Fahrer und Teams", sagt der Österreicher weiter und würde sich einen ebensolchen wünschen. "Auch wenn es etwas absurd klingt: Ich habe mich sehr darauf gefreut", unterstreicht er und hofft, dass Ferrari seine Stärke wieder zurückfinden kann. Zweifel an den Fähigkeiten hat er eigentlich nicht: "Die haben alle Ressourcen, die notwendig sind, um erfolgreich zu sein." Jetzt müssen sie es nur noch zeigen...

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