• 15. April 2016 · 08:55 Uhr

Fahrer atmen auf: Qualifying-Rückkehr "richtige Entscheidung"

Die Fahrer in der Formel 1 sind glücklich, dass die Posse um das Qualifying nun ein Ende hat, allerdings gibt es auch Fürsprecher von Änderungen - allen voran Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Die Qualifying-Posse ist beendet - vorerst. Nachdem das neue Eliminationssystem in Australien und Bahrain bei Fans und Verantwortlichen gnadenlos durchgefallen war, entschied man sich vor dem Großen Preis von China, wieder zum alten System zurückzukehren, das sich seit 2006 bewährt hat. Im Fahrerlager spürt man vor allem an den Kommandoständen Erleichterung, doch auch der Großteil der Fahrer reckt ob der Entscheidung den Daumen nach oben.

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Grünes Licht für das Qualifying: Die Fahrer sind erleichtert Zoom Download

"Es war die richtige Entscheidung", lobt Force Indias Sergio Perez. "Sie nehmen uns Fahrer anscheinend doch ernst." Im Zuge der unrühmlichen Entwicklungen rund um die Qualifikation hatte die Fahrervereinigung GPDA einen offenen Brief an die Entscheidungsträger der Formel 1 geschrieben und darin ihre Sorgen über die Zukunft ausgedrückt. Auch auf Druck von außen lenkten FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone letzten Endes im Qualistreit ein.

"Ich denke, dass es besser ist. Ich mochte das neue System nie", meint auch Williams-Pilot Felipe Massa und findet Zustimmung bei Haas' Romain Grosjean: "Es ist gut zu wissen, dass wir in Bahrain zum letzten Mal das Eliminations-Format hatten. Ich habe schon gesagt, dass ich kein Fan von dem System war", sagt der Franzose bei 'f1i.com'. Denn seiner Meinung nach hatte das Format zu viele Fehler, die das Qualifying nicht zum Funktionieren gebracht haben.

Reifen lassen Qualifikation scheitern

Ein Hauptfehler der neuen Qualifikation war die Verbindung mit dem neuen Reifenreglement. Die Teams und Fahrer mussten sich bereits im Dezember des Vorjahres entscheiden, welche Reifen sie in Australien oder Bahrain einsetzen wollen - doch damals war der neue Qualifikationsvorschlag noch nicht auf dem Tisch. "Am Ende waren unsere Reifenentscheidungen alle für das alte Qualifying gedacht, das jetzt wieder das neue ist", erklärt Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz.

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Hätte es davon ein paar mehr gegeben, wäre die Qualifikation vielleicht besser Zoom Download

Theoretisch hätte ein Pilot mehr Supersoft-Reifen gebrauchen können, um mehr Versuche fahren zu können, doch weil das nicht der Fall war, war Sparen angesagt. Das hat sich auch auf andere Einheiten wie das Training ausgewirkt: "Also mussten wir in anderen Sessions ein wenig weniger fahren, weil wir mehr Reifen im Qualifying benutzen mussten", erklärt Sainz. Und dennoch war es häufig der Fall, dass am Ende eines Qualifying-Abschnitts kein Pilot mehr auf der Strecke war. Obwohl die Uhr noch mehrere Minuten anzeigte, war die Qualifikation effektiv gelaufen.

"Es war unnatürlich, dass ich in Bahrain da saß und gehofft habe, dass mich Nico Hülkenberg aus Q3 schmeißen würde", sagt Grosjean. Denn durch das Reglement hatte der Franzose im Rennen einen kleinen Reifenvorteil, den er dann sogar nutzen konnte, um bis auf Rang fünf zu fahren. Doch so sollte es für ihn nicht sein: "Im Qualifying sollte es um die besondere Runde gehen, bei der man 100 Prozent am Lenkrad gibt. Man möchte das Beste aus dem Auto holen und es einfach ordentlich hinbringen."

Mit Nachdenken zum Erfolg

Das hätte allerdings auch beim neuen Eliminations-Stil so sein können, doch andere Regeln haben eine ordentliche Durchführung verhindert. "Am Ende geht es immer um Feintuning. Selbst das mittlerweile alte Qualifying hätte funktioniert, wenn man es ein wenig feingetunt hätte", glaubt Max Verstappen (Toro Rosso). Für 2017 besteht eine neue Chance auf eine Rückkehr der Elimination, denn das aktuelle System wurde nur bis zum Saisonende verankert.


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Die Entscheidungsträger würden gerne eine neue Qualifikation einführen, sind aber mit dem jüngsten Versuch gnadenlos gescheitert. In der Formel 1 hofft man nun, dass die Situation für 2017 besser durchdacht wird: "Es handelte sich um eine gute Idee, aber sie hat nicht funktioniert", so Haas-Teamchef Günther Steiner. "Wir müssen dafür sorgen, dass eine gute Idee auch funktioniert, und im Vorfeld sehr gut nachdenken, was wir tun. Man hätte Simulationen machen können." Dem Südtiroler ist der Qualifikationsmodus aber im Grunde egal, "solange wir früh genug darüber Bescheid wissen".

Ein Pilot hat sich jedoch bewusst positiv über den neuen Ansatz der Formel 1 geäußert: Lewis Hamilton. Zwar habe das neue Qualifying für ihn persönlich auch keinen Unterscheid gemacht, doch der Mercedes-Pilot findet es gut, dass man zumindest etwas Neues probiert hat: "Man sollte keine Angst davor haben, Sachen auszuprobieren. Dieses Jahr bietet die Gelegenheit, Ideen einzubringen, Dinge zu testen", sagt der Brite.

Hamilton auf der Suche nach neuen Formaten

"Wenn die Fans sehen, dass wir ein neues Format ausprobieren, dann kann es passieren, dass sie es nicht mögen, aber sie sehen zumindest, dass wir es versuchen", so Hamilton. Er würde sogar noch einen Schritt weitergehen und eine komplette Änderung des Wochenendes vornehmen. Im Hinterkopf hat er dabei etwa die GP2-Serie, die mit ihren beiden Rennen am Samstag und Sonntag für viel Abwechslung sorgt.

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Lewis Hamilton lässt sich von der GP2-Serie inspirieren Zoom Download

Während das Hauptrennen durch die längere Distanz und einen Pflichtboxenstopp schon einen Formel-1-Charakter hat, ist die Situation am Sonntag im Sprintrennen anders, wenn man ohne Boxenstopp zurechtkommen muss und die ersten Acht des Feldes in umgekehrter Reihenfolge starten und das Feld so durchmischt wird. Zwar will Hamilton nicht zwingend das System der Serie adaptieren, in der er 2006 Meister war, doch ein wenig Abwechslung würde auch der Formel 1 nicht schaden, meint er.

"Vielleicht sollten wir an unterschiedlichen Wochenenden unterschiedliche Szenarien haben. Wir könnten an einem Wochenende mehr, am anderen Wochenende weniger Reifen benutzen", überlegt er sich mögliche Änderungen. Doch damit stößt er nicht überall auf Gegenliebe, denn manchmal müsse man ja nicht etwas Funktionierendes des Änderungswillen wegen ändern - wie man am Qualifying gesehen hat: "Wenn wir kein System finden, das wirklich alle glücklich macht und interessant ist, dann gibt es keinen Grund für eine Änderung", meint Felipe Massa.

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