Reifenwahl: Wird es bald schon wieder langweiliger?

(Motorsport-Total.com) - Das neuen Reifenreglement der Formel 1, welches den Fahrer an jedem Wochenende nicht nur eine dritte Mischung bietet, sondern auch weitgehend freie Wahl bei der Zusammenstellung des Reifenkontingents lässt, hat sich bei den ersten beiden Rennen der Saison durchaus bewehrt. Unterschiedliche Strategien sorgten für unterhaltsame Rennen und überraschende Ergebnisse wie Platz fünf von Haas-Pilot Romain Grosjean in Bahrain.

© LAT

Die größeren Wahlmöglichkeiten bei den Reifen sorgen derzeit noch für Spannung Zoom Download

Doch sorgt diese Neuerung wirklich nachhaltig für spannendere Rennen? Da haben einige Formel-1-Piloten so ihre Zweifel. "Ich denke, ab Silverstone wird die Reifenwahl weniger chaotisch sein, was vielleicht nicht das Beste für die Fans, aber für die Performance der Teams ist", prophezeit Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz langweiligere Rennen, sobald die Teams die neuen Möglichkeiten richtig verstanden und die optimale Lösung herausgefunden haben. "Wir lernen bei jedem Rennen über die Strategie dazu. Jetzt ist die Reifenauswahl viel einfacher als im Winter", bestätigt auch Williams-Pilot Valtteri Bottas.

Gerade zu Saisonbeginn war die Wahl der Reifenmischungen für die Teams und Fahrer ein Blindschuss. So mussten sie sich schon im Januar für die ersten Saisonrennen entscheiden. "Also bevor wir das Auto oder das Qualifyingformat kannten", erinnert Sainz. Das führte zu Überraschungen. "Man kann einfach sagen, dass ich mehr Supersofts in Bahrain genommen hätte, wenn man sieht, wie sie dort performt haben, aber im Februar waren die Supersofts nicht so gut wie in Bahrain."

Die gute Performance der supersoften Reifen an seinem Haas-Boliden spülte in Bahrain beispielsweise Grosjean auf Platz fünf nach vorne. "Es kann auch passieren, dass Strategien, von denen man vorher denkt, dass sie unmöglich sind, plötzlich aufgehen. Haas war beim vergangenen Rennen sehr aggressiv und hat genau das Gegenteil von uns gemacht", sagt Felipe Massa. Grosjean war die ersten drei Stints mit Supersoft gefahren, während Massa schon beim ersten Boxenstopp auf Medium gewechselt war.

"Die Strategie wird variabler. Mal geht sie auf, mal geht sie schief, so wie bei uns in Bahrain", findet Force-India-Pilot Sergio Perez, der dennoch meint: "Ich denke, diese Regeln kommen uns entgegen." Der Force India war in der Vergangenheit als reifenschonendes Auto bekannt und sollte so in der Theorie mit den weicheren Mischungen besser zurechtkommen.

Williams-Pilot Massa findet allerdings, dass sich das neue Reglement vor allem auf die Hackordnung im Mittelfeld auswirkt. "Das hat bei den ersten beiden Rennen vielleicht denen auf Startplatz neun oder zehn geholfen, aber an Mercedes oder Ferrari kommen sie auch so nicht heran", sagt der Brasilianer. "Man mischt im Grunde das Mittelfeld ein wenig, aber am Sieger ändert sich nichts."

Das sieht auch Perez so, der diejenigen Fahrer, die im Qualifying knapp an Q3 scheitern und somit beim Start freie Reifenwahl haben, als die großen Gewinner des neuen Reglements sieht. "In Bahrain wäre Platz neun gut gewesen, hier hast du jetzt als Elfter freie Wahl. Auf dem Papier sind es zwar nur zwei Positionen, aber das macht einen großen Unterschied."