• 02. April 2016 · 11:27 Uhr

Johnny Herbert: Fernando Alonso sollte aufhören

Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert ist der Meinung, dass Fernando Alonso nach seinem Horror-Crash in Melbourne gar nicht wieder ins Auto zu steigen braucht

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso als Unfall-Opfer, Fernando Alonso als Beobachter, Fernando Alonso als Vandoorne-Berater: Am zweiten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2016 sieht man den McLaren-Piloten in verschiedenen Rollen - nur nicht als Pilot. Wegen der medizinischen Folgen seines Horror-Crashs beim Saisonauftakt hat ihm die FIA untersagt, in Bahrain ins Auto zu steigen. Nun tauchen die ersten kritischen Stimmen auf, die behaupten, der Spanier habe nicht hart genug versucht wieder ans Steuer zu kommen. Ex-Formel-1-Pilot und TV-Experte Johnny Herbert fällt ein vernichtendes Urteil.

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Alonso nicht mehr gut genug? Johnny Herbert nimmt kein Blatt vor den Mund Zoom Download

"Meiner Meinung nach sollte Fernando nicht zurückkommen", sagt Herbert bei 'Sky Sports F1'. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es einen Punkt in der Karriere gibt, an dem es nur noch abwärts geht. Die Dinge, die er sagt, die Sachen, die auf der Strecke passieren, seine Qualifying-Pace und der Fehler in Australien - das alles sagt mir, dass es Zeit für ihn wird, den Helm an den Nagel zu hängen."

Die Meldung, dass Alonso keine Startfreigabe für Bahrain bekommt, kam relativ überraschend. Nach der ersten Erleichterung, als er in Melbourne scheinbar unverletzt aus dem zerstörten Boliden ausstieg folgten nur ein paar Andeutungen auf Folgeverletzungen, die Alonso selbst in den sozialen Medien postete. Ersatzmann Stoffel Vandoorne war gar noch zum Super-Formula-Test nach Japan gereist - nicht ahnend, dass er an diesem Wochenende schon einen Formel-1-Boliden lenken würde.


Fotostrecke: Horrorcrash in Melbourne: Alonso & Gutierrez

"Er hatten diese Vorfall in Barcelona und ist dann nicht gefahren", erinnert Herbert daran, dass Alonso bereits den Australien-Grand-Prix 2015 wegen eines mysteriösen Unfalls bei den Tests ausgesetzt hatte. "Aber wenn ein Fahrer einen Unfall hat, will er normalerweise sofort zurück ins Auto. Als ich damals gecrashed bin, habe ich allen erzählt, dass ich zurück ins Auto will. Aber nicht einmal nach seinem Crash in Australien hat man das Gefühl bei Alonso bekommen. Wenn er ein Auto hätte, dass Rennen gewinnen würde und ein Titel in Aussicht wäre, würde er meiner Meinung nach fahren. Man findet immer einen Weg - wie Niki Lauda nach seinen Verbrennungen 1976."

Der gnadenlose Herbert bringt aber nicht nur das Gegenbeispiel Lauda ins Kalkül, der nach seinem lebensbedrohlichen Unfall auf dem Nürburgring nur 42 Tage brauchte, um sich den Helm wieder überzuziehen. "Der Fehler in Australien ging auf seine Kappe", merkt er an und geht zurück in die Saison 2012, kurz vor dem zweiten Rücktritt Schumachers nach misslungen Comeback: "Es erinnerte mich an einen Vorfall zwischen Michael Schumacher und Jean-Eric Vergne in Singapur." Auch dem Rekordweltmeister wurde nach einem Auffahrunfall nachgesagt, seinen Zenit überschritten zu haben.

Herbert ist dennoch der Meinung: "Er wirkt weniger motiviert und das trägt zu einer Performance bei, die man von einem zweimaligen Weltmeister nicht erwartet. Wir sehen bei ihm nicht mehr die Leidenschaft, sich und das Auto ans Limit zu bringen. Er hat noch immer das Verständnis fürs Rennfahren und er weiß, wie er das Auto handhaben muss - aber er hat nicht mehr die Pace."

Auch Herberts ehemaliger Kollege Eddie Irvine spielte den Alonso-Crash bei seinem Drink mit 'Motorsport-Total.com' herunter. Vor den TV-Kameras versichert Alonso, er wäre nach Bahrain gereist, um zu fahren. In der Garage sah man ihn am Freitag angeregt mit Ingenieuren und seinem Ersatz Vandoorne diskutieren. Und spanischen Medien zufolge hat er nach dem zweiten Freien Trainings sogar nochmals versucht, die Startfreigabe zu bekommen.

Tatsächlich liegt Alonso letzter Sieg mit Ferrari bereits drei Jahre zurück, das letzte Podium holte er in Silverstone 2014. Rücktritts- oder Pausierungsgerüchte begleiten ihn bereits über zwei Saisons hinweg. Und das teaminterne Duell gegen Jenson Button bei McLaren fiel bisher auch nicht so eindeutig aus, wie man es im Weltmeistervergleich erwartet hatte.

"Er mag die neuen Autos auch nicht, was noch ein Grund für ihn wäre, aufzuhören", schlägt Herbert weiter nach. "Das letzte Mal, dass wir ihn in Höchstform erlebt haben, war vielleicht 2011/2012 bei Ferrari. Das konnte man noch spüren, dass er an seine Grenzen gegangen ist, vor allem in seinen Qualifying-Runden. Die Dinge haben sich natürlich geändert, vor allem, was die Autos angeht. Aber von der Performance her haben wir seither nicht mehr den zweimaligen Champion gesehen, von dem jeder sagt, er sei der Beste. Wir haben ihn auch bei McLaren nicht dominieren sehen. Jenson hat da tolle Arbeit geleistet."

Momentan ist sogar noch fraglich, ob Alonso in zwei Wochen die Startfreigabe für den Grand Prix von China bekommt. Gespannt wird auch die Leistung von Vandoorne an diesem Wochenende beobachtet, dem man eine große Unterstützung von McLaren-Boss Ron Dennis nachsagt. Für Herbert sind das alles an Anzeichen dafür, dass man für mögliche Rücktritts-Bekanntmachung des 34-Jährigen bereit sein sollte: "Er hat bereits gesagt, dass er zufrieden damit wäre, die Formel 1 mit zwei Titeln zu verlassen. Damit gibt er nicht nur die Hoffnung auf einen dritten Titel, sondern auch den Spaß am Racing auf."

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