Foto 1 von 22
Platz 10: "Cap-gate" - Eigentlich soll das Rennen in Austin für Lewis Hamilton die Krönung seiner Saison sein. Der Brite fährt seinen zehnten Saisonsieg ein und krönt sich damit bereits drei Rennen vor Schluss zum dritten Mal zum Weltmeister. Doch im Rennen in den USA sorgt Hamilton gleich für zwei Aufreger, die seinen Triumph überschatten: Zunächst drückt er seinen Teamkollegen Nico Rosberg in der ersten Kurve nach dem Start extrem weit raus - was bei dem und dem ganzen Mercedes-Team nicht gut ankommt.
Der größere Aufreger spielt sich allerdings erst nach dem Rennen und hinter den Kulissen ab. Hamilton wirft dem geschlagenen Rosberg vor der Siegerehrung die Kappe mit der Nummer "2" zu - die der Deutsche daraufhin genervt zurück in Richtung Hamilton pfeffert. Wollte Hamilton mit der Geste wirklich aussagen, dass Rosberg nur die Nummer zwei im Team ist, oder war alles nur ein Missverständnis? Der Aufreger, der als "Cap-gate" in die Geschichte eingeht, ist jedenfalls perfekt.
Platz 9: "GP2-Motor" - 2015 markiert das Comeback der "Traumehe" zwischen McLaren und Honda. Die Partnerschaft, die die Formel 1 zwischen 1988 und 1991 nach Belieben dominierte, soll McLaren nach zwei sieglosen Jahren zurück an die Spitze führen und Fernando Alonso endlich seinen dritten WM-Titel ermöglichen. Doch bereits früh in der Saison wird klar, dass McLaren-Honda in der Comebacksaison meilenweit hinter den eigenen Erwartungen zurückbleiben wird. In Suzuka hat Alonso endgültig die Nase voll.
Ausgerechnet beim Honda-Heimspiel platzt dem Spanier während des Rennens der Kragen. Nachdem er auf der Geraden immer und immer wieder überholt wird, brüllt der Ex-Weltmeister in den Funk: "GP2-Motor! GP2!" Nur wenige Runden später legt er noch einmal nach: "Ich werde auf der Geraden wie ein GP2-Auto überholt! Das ist peinlich, sehr peinlich!" Neben dem sportlichen Debakel hat das Team nun auch noch ein PR-Desaster an der Backe. Die Offiziellen sind nach dem Rennen um Schadensbegrenzung bemüht, doch nichts symbolisiert die verkorkste McLaren-Honda-Saison so sehr wie Alonsos Ausraster in Suzuka.
Platz 8: Die van-der-Garde-Klage - In der heutigen Formel 1 gehören Paydriver ebenso dazu wie DRS und Hybridantrieb. Das Prinzip ist einfach: Wer am meisten Geld mitbringt, der bekommt ein Cockpit. Das wird nicht immer gerne gesehen, ist aber absolut legitim. Problematisch wird es allerdings dann, wenn ein Team mehr als zwei Piloten unter Vertrag nimmt. So eine Situation führt beim ersten Rennen des Jahres in Melbourne um ein Haar dazu, dass Sauber nicht am Saisonauftakt teilnehmen kann. Im ersten Freien Training bleiben die Autos in der Garage.
Der Grund: Sauber will 2016 mit Marcus Ericsson und Felipe Nasr fahren, doch auch Giedo van der Garde hat einen gültigen Vertrag. Also zieht der Niederländer vor Gericht - und bekommt recht! Das Gericht spricht ihm am Mittwoch vor dem Saisonauftakt das Cockpit zu. Sauber legt Berufung ein, doch die Verhandlung zieht sich hin. Das erste Training lässt Sauber aus, weil sogar eine Festnahme von Teamchefin Monisha Kaltenborn im Raum steht. Erst in letzter Sekunde können sich van der Garde und das Team einigen. Endergebnis: van der Garde verzichtet auf das Cockpit, Sauber verliert eine Menge Geld und die Formel 1 hat ihren ersten dicken Skandal des Jahres.
Platz 7: Der Mercedes-Boykott - Suzuka erlebt 2015 nicht nur den jetzt schon legendären Funk-Ausraster von Fernando Alonso, sondern auch einen Boykott der etwas anderen Art - und zwar von ganz oben gesteuert. Dabei ist zunächst alles wie immer: Die Mercedes-Piloten drehen an der Spitze des Feldes ihre Runden, während die Fahrer dahinter um den Titel "Best of the Rest" kämpfen. Doch etwas ist anders als sonst. Denn obwohl die beiden Silberpfeile an der Spitze des Feldes fahren, sind sie im "World-Feed" (dem internationalen Fernsehbild) während des gesamten Rennens fast nie zu sehen.
Hintergrund: Für den "World-Feed" ist niemand Geringeres als Bernie Ecclestone persönlich verantwortlich. Sofort werden erste Gerüchte laut, es könnte sich um eine Rache Ecclestones handeln, weil Mercedes Red Bull in der Saison 2016 keine Motoren liefern möchte. "Wir überlegen die ganze Zeit, ob wir ihm auf die Zehen getreten sind", wundert sich Teamchef Toto Wolff, doch Ecclestone selbst erklärt nach dem Rennen: "Wir haben uns vor einigen Wochen grundsätzlich über die Regieführung bei den Rennen unterhalten und sind zu dem Schluss gekommen, das Mittelfeld öfter zu zeigen. Meilenweit in Führung liegende Autos zu zeigen ist langweilig." Komischerweise sind die Silberpfeile bei den restlichen Rennen des Jahres aber wieder viel häufiger im Bild...
Platz 6: Der Flitzer von Singapur - "Da ist ein Mann auf der Strecke!" Nein, Sebastian Vettel hat beim Großen Preis von Singapur keine Halluzinationen. In der 36. Runde des Rennens spaziert tatsächlich ein Zuschauer mitten über die Strecke. Wie sich später herausstellt möchte der Mann mit seinem Smartphone wohl ein paar ganz besonders spektakuläre Aufnahmen machen. Dumm nur, dass die Aktion nicht nur brandgefährlich sondern auch illegal ist. Sicherheitskräfte schaffen es schließlich, den Mann unbeschadet wieder von der Strecke zu "entfernen".
Für den 27-jährigen Briten wird die Angelegenheit allerdings ganz schön teuer: 2.500 Singapur-Dollar (umgerechnet 1.618 Euro) kostet ihn der Spaß, außerdem wird er zu sechs Wochen Haft verurteilt. Am Ausgang des Rennens ändert der Vorfall übrigens nichts: Obwohl das Safety-Car wegen des Zwischenfalls ausrücken muss, kann Vettel den Grand Prix am Ende für sich entscheiden und seinen dritten Saisonsieg einfahren.
Platz 5: Die "Spritzaffäre" - Seit Jahr und Tag jubeln die siegreichen Formel-1-Piloten nach einem Rennen auf dem Podium. Da werden die Nationalhymnen gespielt, es gibt Pokale - und natürlich auch die obligatorische Champagnerdusche. Verrückt wird es allerdings dann, wenn solch eine Siegerehrung zu einem Politikum wird. Auslöser des "Skandals" ist Weltmeister Lewis Hamilton, der in China auf dem Podium eine anwesende Dame mit Champagner bespritzt - und zwar mitten ins Gesicht. Es beginnt die wohl absurdeste Diskussion der gesamten Formel-1-Saison: Ist Lewis Hamilton ein Sexist?
Frauenrechtlerinnen gehen nach der Aktion auf die Barrikaden, sogar eine Professorin für theoretische Psychoanalyse wird befragt. Ihr Urteil: "Das Ritual an sich ist eine symbolische Ejakulation auf dem Höhepunkt des Triumphes." Von einer "Erniedrigung" der chinesischen Hostess ist die Rede. Das einzige Problem: Die betroffene Dame selbst findet die Aktion gar nicht so schlimm. "Mein Arbeitgeber hat mir gesagt, dass ich beim Podium stehen soll, und das habe ich getan. Ich denke, einige ausländische Medien waren etwas sensibler als die einheimischen", sagt sie zu dem Aufreger, der eigentlich gar keiner ist. Oder wie Niki Lauda so treffend formuliert: "Wer auf dem Podium steht, wird nassgespritzt."
Platz 4: Reifenschaden mit Folgen - Zugegeben: Besonders viele Freunde hat sich Pirelli seit seinem Formel-1-Einstieg 2011 in der Königsklasse ohnehin nicht gemacht. Die Pneus der Italiener sorgen seit Jahren immer wieder für Gesprächsstoff. Richtig brenzlig wird es allerdings dann, wenn die Reifen nicht nur ein Ärgernis für die Piloten sind, sondern sogar ihre Sicherheit gefährden. Da ist es durchaus nachvollziehbar, dass Sebastian Vettel nach dem Rennen in Spa der Kragen platzt, nachdem kurz zuvor sein rechter Hinterreifen mitten auf der Geraden explodiert ist - und das ohne Vorwarnung.
"Wenn es 200 Meter früher passiert, dann knalle ich mit 300 in die Wand", wettert Vettel und ergänzt: "Ich glaube, das muss mal gesagt werden: Die Qualität der Reifen ist miserabel! Das kann nicht sein! Es geht jetzt schon Jahre so und ich weiß nicht, worauf wir warten." Pikant: Am gleichen Wochenende erleidet auch Nico Rosberg einen Reifenschaden, kommt allerdings - ebenso wie Vettel - mit dem Schrecken davon. Für Pirelli ist die Aktion ein PR-Desaster. Später erklären die Italiener, dass Ferrari die Reifen länger als empfohlen verwendet habe. Auch die Randsteine in Spa werden verantwortlich gemacht. Weitere kapitale Reifenschäden bleiben in den weiteren Saisonrennen zwar aus, doch mehr als Schadensbegrenzung ist das aus Sicht von Pirelli nicht.
Platz 3: Kein Motor für Red Bull - Es ist der Aufreger, der sich fast durch die gesamte zweite Hälfte der Saison 2015 zieht. Nachdem Red Bull bereits seit mehr als einem Jahr immer wieder gegen Motorenpartner Renault stichelte, verkündet Renault-Geschäftsführer Carlos Ghosn im September, dass die Franzosen ab 2016 "nicht mehr als Motorenlieferant in der Formel 1 auftreten" werden. Die Trennung ergibt für beide Seiten durchaus Sinn: Red Bull kann sich endlich einen leistungsfähigeren Motor suchen und Renault muss das Gemecker der Bullen nicht mehr über sich ergehen lassen. Das einzige Problem: Keiner will mit Red Bull zusammenarbeiten...
Es beginnt eine Odyssee, in der Red Bull von einem Hersteller zum nächsten rennt. Die Bullen klopfen bei Mercedes, Ferrari und sogar Honda an - blitzen aber überall ab. Auch der Notfallplan, den umgebauten Motor eines unabhängigen Herstellers einzusetzen, scheitert. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz droht zwischenzeitlich sogar mit einem Formel-1-Ausstieg. Kurios: Für die Rettung des Teams sorgt dann ausgerechnet Renault. Das ehemalige Weltmeisterteam wird 2016 doch weiter mit Aggregaten der Franzosen an den Start gehen, die dann allerdings den Namen "TAG Heuer" tragen. Auch Toro Rosso bleibt der Formel 1 erhalten: Für das Schwesterteam gibt's Vorjahresmotoren von Ferrari.
Platz 2: Die Farce von Monza - Motorsport ist eigentlich recht einfach: Viele Piloten fahren im Kreis und am Ende gewinnt der, der die Zielflagge als Erster sieht. Ärgerlich wird es für alle Beteiligten allerdings dann, wenn der Schnellste vielleicht doch gar nicht der Sieger ist. So einen Fall erlebt die Formel 1 in Monza. Lewis Hamilton fährt im Königlichen Park ungefährdet seinem siebten Saisonsieg entgegen, als er kurz vor Ende einen Funkspruch von Renningenieur Peter Bonnington bekommt. Er solle doch bitte einen noch größeren Vorsprung herausfahren, man könne ihm jetzt keine Details nennen. Die Zuschauer an den TV-Bildschirmen sind verwirrt.
Hintergrund: Vor dem Start wird an Hamiltons Silberpfeil ein zu niedriger Reifendruck gemessen. Mercedes ahnt, dass es nachträglich noch eine Zeitstrafe geben könnte, doch die Zuschauer bekommen von all dem nichts mit. Erst gegen Rennende verbreitet sich die Story über die sozialen Medien und so steht Hamilton bei der Siegerehrung zwar ganz oben, doch niemand weiß, ob er den Sieg auch wirklich behalten darf. Die Entscheidung fällt erst, als die meisten TV-Sender ihre Übertragung längst beendet haben. Hamilton darf den Sieg behalten und für die kommenden Rennen wird eine neue Prozedur zu Messung des Reifendrucks festgelegt. Am Ende ist es viel Luft um nichts, doch die Formel 1 hat sich mit der unnötigen Aktion wieder einmal selbst ins Knie geschossen.
Kurioser Nebenaspekt: In Brasilien kommt es mehrere Wochen später zu einem ähnlichen Szenario. Dieses Mal gibt es eine Untersuchung gegen Williams, weil die Reifentemperatur am Boliden von Felipe Massa (Platz acht) vor dem Start zu hoch ist. Das Urteil dieses Mal: Disqualifikation. Obwohl Williams angeblich Beweise hat, die das Team entlasten, entscheidet man sich gegen eine Berufung - aus Kostengründen. In einem Statement des Teams heißt es: "In Anbetracht des finanziellen Klimas des Sports und der Tatsache, dass die Entscheidung die Platzierung des Teams in der Konstrukteurs-WM nicht beeinflussen würde, hat es entschieden, dass dies unnötige Kosten verursachen würde." Ein weiterer Aufreger, den die Welt nicht braucht...
Platz 1: Keine Formel 1 in Deutschland - Deutschland und die Formel 1, das passt eigentlich schon immer zusammen. Seit 1956 ist die Königsklasse regelmäßig auf deutschem Boden zu Gast, zwischenzeitlich finden pro Jahr sogar zwei Grands Prix in Deutschland statt. Umso größer ist die Aufregung, als im März 2015 die Entscheidung fällt, dass es in diesem Jahr keinen Großen Preis von Deutschland geben wird. Der Nürburgring, der das Event eigentlich austragen soll, kann das Rennen finanziell nicht stemmen, und auch der Hockenheimring traut es sich nicht zu, den freien Platz im Kalender zu übernehmen.
Für viele deutsche Formel-1-Fans ist es der größte Aufreger des Jahres, wirklich überraschend kommt dieser bei genauerem Hinschauen allerdings nicht. Die "goldenen Zeiten" hat die Königsklasse in Deutschland längst hinter sich. Weder Serienweltmeister Sebastian Vettel noch das deutsche Mercedes-Team können mit ihren Erfolgen solche Zuschauermassen an die Rennstrecken locken, wie es in den 90ern und Anfang der 2000er ein Michael Schumacher schaffte. Hinzu kommen die finanziellen Belastung für die Strecken, die seit Jahren immer größer werden. Die von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone geforderten Gebühren können sich nur noch Länder wie Abu Dhabi oder Bahrain problemlos leisten.
Es ist kein Zufall, dass in diesen Zeiten auch Traditionsrennen wie Spa, Monza oder Silverstone auf der Kippe stehen. 2016 stehen alle drei Rennen noch einmal im Kalender und auch nach Hockenheim soll die Formel 1 in der neuen Saison zurückkehren. Offen bleibt allerdings die Frage, ob der Große Preis von Deutschland damit auch dauerhaft wieder einen Platz in der Königsklasse haben wird oder ob die Absage 2015 lediglich der Anfang eines schleichendes Todes war...
(Motorsport-Total.com) - Wie jede andere Sportart lebt auch die Formel 1 in erster Linie von Emotionen - und davon gab es in der Saison 2015 eine ganze Menge. Sei es beim ersten Sieg von Sebastian Vettel im Ferrari, beim dritten WM-Titel von Lewis Hamilton oder bei der großen Formel-1-Party in Mexiko. Doch auch in negativer Hinsicht sorgte die Königsklasse in der abgelaufenen Saison wieder einmal für viel Gesprächsstoff. Wir haben die zehn größten Aufreger des Jahres zusammengestellt.
Ebenfalls mit dabei ist Sebastian Vettels kapitaler Reifenschaden in Spa, der nicht nur für einen großen Schreckmoment beim Deutschen sorgte, sondern anschließend auch die Diskussionen um Reifenhersteller Pirelli wieder neu entfachte. "Wenn es 200 Meter früher passiert, dann knalle ich mit 300 in die Wand", wetterte Vettel nach seinem Abflug und bezeichnete die Pneus als "miserabel".
Auch die beiden Silberpfeil-Piloten dürfen natürlich nicht fehlen. Lewis Hamilton und Nico Rosberg gaben sich 2015 auf und abseits der Strecke Saures und haben sich damit einen Platz in unserer Top 10 verdient. Mercedes schafft es (teilweise unverschuldet) übrigens gleich mehrfach in unsere Fotostrecke. Den ersten Platz haben die Silberpfeile in diesem Fall allerdings einmal knapp verpasst...