• 19. Juli 2015 · 11:16 Uhr

David Coulthard: Die Risiken sind in der Formel 1 allen bewusst

Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard über die Gefahren im Motorsport und das bewusste Eingehen von Risiken: "Man bekommt so unglaublich viel zurück"

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag haben sich viele Mitglieder der Motorsportszene mit rührenden Worten von ihrem verstorbenen Kollegen Jules Bianchi verabschiedet und der Familie des Franzosen kondoliert. Der Franzose hatte sich bei einem Unfall im Formel-1-Grand-Prix von Japan 2014 schwere Kopfverletzungen zugezogen. Seit Oktober vergangenen Jahres lag Bianchi im Koma. Am Freitagabend verstarb er an den Folgen des Unfalls in einem Krankenhaus in Nizza. Er wurde nur 25 Jahre alt.

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Für den besonderen Kick: Rennfahrer gehen bewusst gewisse Risiken ein Zoom Download

Der Tod von Bianchi habe alle "auf brutale Weise daran erinnert, dass Rennsport gefährlich ist", heißt es in einem Statement der Formel-1-Fahrergewerkschaft GPDA, die verspricht, in ihren Bemühungen um weitere Verbesserungen der Sicherheit nicht nachzulassen. Seit dem schrecklichen Grand-Prix-Wochenende in Imola 1994, an dem Ayrton Senna und Roland Ratzenberger starben, haben die Verantwortlichen der Königsklasse intensiv an der Minimierung der Risiken gearbeitet.

Die Formel 1 habe aus jedem Zwischenfall die richtigen Schlüsse gezogen, um die Sicherheit immer weiter zu verbessern, meint David Coulthard - beispielsweise nach dem Bianchi-Unfall 2014 oder als Konsequenz des Zwischenfalls in Ungarn 2009, als Felipe Massa von einem Bauteil am Helm getroffen worden war. "In beiden Fällen hat man die Lektionen auf eine harte Art und Weise gelernt", so der Schotte in seiner 'BBC'-Kolumne.

Formel 1 lernt aus allen Zwischenfällen

"Die Helme wurden verändert und verstärkt als Konsequenz des Massa-Vorfalls. Nach Bianchis Unfall gab es zwei wichtige Änderungen: Verstärkungen an den Cockpits und die Einführung des virtuellen Safety-Cars", erklärt Coulthard. Der ehemalige Formel-1-Pilot sieht dies als logische und sehr wichtige Schritte auf dem Weg zu erhöhter Sicherheit. "Aber die Gefahren wird man niemals komplett ausschalten können. Bei Nässe reichen manchmal 50 km/h, um ein Formel-1-Auto durch Aquaplaning zu verlieren."

"Der Kopf des Fahrers ist relativ ungeschützt, es ist immer noch die größte Schwachstelle", sagt der 44-Jährige. Man habe immer wieder Konzepte zum besseren Schutz des Fahrerkopfes entwickelt, aber die Einführung von Cockpithauben sei bislang nie geschehen. "Es gehört zur DNA der Formel 1, dass mit offenen Formelfahrzeugen gefahren wird", so Coulthard. "Es ist wie beim Boxen: Die Profis kämpfen ohne Kopfschutz, die Amateure mit."


Fotostrecke: Die Karriere von Jules Bianchi

"Niemand im Motorsport unterliegt der Illusion, dass das, was sie tun, nicht gefährlich ist", so der Schotte. Auch wenn 21 Jahre lang kein Formel-1-Fahrer durch einen Rennunfall umgekommen sei, so habe es in der Zwischenzeit sehr wohl in anderen Motorsportserien tödliche Unfälle gegeben. "Die Gefahr ist ein fester Bestandteil des Lebens. Je nach Wahl der Lebensumstände gehen Menschen mehr oder weniger Risiken ein. Jeder, der in den Motorsport geht, weiß, dass es gefährlich ist."

Befriedigung siegt über vorhandene Risiken

"Ich habe aus meinen eigenen Unfällen in der Formel 1 gelernt, es zu bewerten. Für mich ist es so, dass die Freude am Fahren, am Wettbewerb und die Zugehörigkeit zu einem Team das potenzielle Risiko klar überwiegen. Ich vermute, das geht 99 Prozent der Menschen weltweit in ihrem jeweiligen Leben genauso. Wir wissen, dass wir eines Tages sterben werden. Wir wollen nicht bei jedem Schritt über das Risiko nachdenken, dass sich vielleicht ein Loch im Boden auftut", so Coulthard.

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"Wenn du eine Eintrittskarte kaufst, dann steht darauf der Satz 'motor racing is dangerous' ('Motorsport ist gefährlich'; Anm. d. Red.) - und das steht dort aus einem guten Grund", meint der Schotte und ergänzt: "Je härter der Wettbewerb, je höher die Hürden, desto größer die Befriedigung. Darin liegt ein fundamentaler Konflikt im Herzen der Formel 1." Dieses Dilemma spielt bei den meisten Rennfahrern jedoch nur eine untergeordnete Rolle.

"Es ist niemals so, dass wir die Sicherheit als gegeben hinnehmen. Nein, wir sind uns der Risiken sehr wohl bewusst. Eine allumfassende Sicherheit kann es nicht geben", schildert Sam Bird in der 'BBC'. Der ehemalige GP2-Teamkollege von Bianchi hat am Freitag einen Freund verloren. An seiner Haltung zum Beruf ändert dies nichts. "Wir lieben das Rennfahren. Wir lieben es mehr als alles andere. Wir wollen niemals etwas anderes tun. Ab sofort fahre ich mit Jules im Herzen, und er wird mich dabei aus dem Himmel beobachten."

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