• 13. Juni 2015 · 09:59 Uhr

Nase voll von Formel kompliziert: "Das versteht doch keiner!"

Ferrari-Präsident Marchionne und Rennlegende Berger wollen mit Regel-Wirrwarr aufräumen und Piloten wieder zu Stars machen - Horner wünscht Volllgas-Rennen

(Motorsport-Total.com) - Großmutter bei der sonntäglichen Schwarzwälder Kirschtorte und Filterkaffee mit Kondensmilch darüber aufzuklären, was es mit dem Reglement der Formel 1, ihren neuen Antrieben und sonstigen Komplikationen der Königsklasse auf sich hat, kann zu einem aussichtslosen Unterfangen geraten. Mittlerweile stoßen sich sogar die Kenner der Materie an einer zunehmend diffizileren Beletage des Motorsport und fordern, mit Bestimmungen aus dem Akademiker-Wortschatz rasch aufzuräumen.

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Alles zu kompliziert? Selbst die Fachleute wünschen sich eine neue Einfachheit Zoom Download

Sergio Marchionne betont im Gespräch mit 'Sky Sports F1', dass von diesem Vorhaben auf lange Sicht die Gunst der Fans abhängt: "Ich würde gerne volle Tribünen und die höchstmögliche Zahl an Zuschauern sehen, und dass der Sport ein richtig interessantes Erlebnis für die Fans ist", so der Ferrari-Präsident. "Dafür ist es wichtig, die Komplexität des Sports zu entwirren. Wir haben ein Wirrwarr aus Regeln entworfen, was jedem das Leben schwer macht", beklagt sich Marchionne.

Die Liste der Punkte, die als unverständlich gelten, ist lang. Sie beginnt mit Hybridmotoren und ihren Elektroraffinessen, geht über Boxenstrategien mit unterschiedlichen Reifenmischungen und endet bei Autos, die schneller sind, wenn sie langsamer fahren - weil das weniger Sprit verbraucht. "Wenn du den Fernseher einschaltest und nicht wirklich in der Materie steckst, verstehst du das alles doch gar nicht", hadert Rennlegende Gerhard Berger im 'Sky'-Interview.

Ferrari-Boss fordert: "Wir müssen wieder zurückrudern

Dem Österreicher ein Dorn im Auge ist etwa der umklappbare Heckflügel, der Überholen möglich machen soll: "DRS-Zone eins, DRS-Zone zwei - es ist einfach zu kompliziert. Damit tut man sich keinen Gefallen." Die teilweise aufgeblähten Personalapparate der Teams, die sogar parallel zum Rennen auch in den Fabriken schuften, sind gar nicht nach Bergers Geschmack. "Das braucht es doch alles nicht", findet er und will die Piloten mehr als die Ingenieure in den Fokus rücken. "Wir müssen Motorsport haben, in dem in erster Linie der Fahrer der entscheidende Faktor ist."


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"Nicht mit hochgestochener Technik fahren, die erstens die Show schlechter macht und die zweitens niemand mehr versteht", watscht Berger das Hybridreglement ab. Nach Meinung Marchionnes gibt es darüber sogar einen Konsens unter den Verantwortlichen, die sich hinter verschlossenen Türen aber auf nichts einigen können: "Wir sind zu weit gegangen und müssen jetzt wieder zurückrudern. Das bedeutet: mehr Einfachheit und mehr Spektakel." Wie sich der starke Mann bei Ferrari das allerdings vorstellt, ohne dabei neuerlich für massive Umkosten zu sorgen, verschweigt er.

Berger liebt die Formel 1 - und macht deshalb lieber nicht mit

Red-Bull-Teamchef Christian Horner erkennt in möglichen Regelnovellen für die Saison 2017 einen Hoffnungsschimmer, wie er 'Sky Sports F1' schildert: "Ermutigend ist, dass die Chassisregeln wirklich aufregend aussehen: breitere Autos, größere Reifen, fünf bis sechs Sekunden schnellere Zeiten, und auch der Fahrer bekommt mehr zu tun", freut er sich über eine physisch forderndere Serie und verspricht seinen Angestellten im Cockpit: "Sie werden für ihr Geld arbeiten müssen."


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Außerdem wünscht er sich Piloten, die wieder das ganze Rennen über Vollgas geben. Horner hält den aktuellen Ansatz Pirellis für "zu konservativ" und findet: "Rennen mit nur einem Boxenstopp sind nicht gut für die Formel 1. Es braucht zwei oder drei." Auch das Sparen von Sprit stört ihn, was er mit dem Vorschlag quittiert, die Grands Prix um einige Runden zu verkürzen und das 100-Kilogramm-Spritlimit anzuheben. "Es muss ein Sprintrennen von Anfang bis Ende sein."

Geeinigt haben sich die Eminenzen der Szene allerdings noch auf gar nichts. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Berger wenig Lust verspürt, an einer "neuen" Formel 1 mitzuwirken: "Ich gehe wahnsinnig gerne zu den Rennen. Ich leide mit, wenn sie fade sind. Ich zerbreche mir den Kopf", sagt der Mann, der für die FIA schon die Nachwuchsklassen in Ordnung bringen sollte. "Ich versuche aber dennoch, möglichst wenig meinen Senf dazuzugeben, weil es reden sowieso schon so viele mit."

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