• 30. April 2015 · 16:41 Uhr

Haas Formula stellt klar: "Wir sind kein Ferrari-B-Team"

Der US-Neueinsteiger wird kein Auto der Scuderia kopieren, dennoch wird es Ähnlichkeiten geben - Kein Mitspracherecht für Ferrari, zum Beispiel bei den Piloten

(Motorsport-Total.com) - Es war der große Traum des Luca di Montezemolo, einen US-Ferrari in der Formel 1 an den Start zu schicken. Der frühere Ferrari-Präsident musste unlängst seinen Hut nehmen, doch seine Idee lebt weiter - in Gestalt des Neueinsteigers Haas Formula, der ab der Saison 2016 in die Startaufstellung rollt. Die Mannschaft um Besitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner will sich nicht als Anhängsel der Scuderia verstanden wissen, sondern als vollwertiger Partner.

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Maurizio Arrivabene und Günther Steiner haben sich nur informell ausgetauscht Zoom Download

Steiner wundert sich im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' über die Diskussionen, die es bezüglich des Verhältnisses zur Mythosmarke gibt: "Ich verstehe die Bedeutung des Wortes 'B-Team' nicht. Einige nennen es auch 'Juniorteam'. Für uns sind sie ein guter Partner, der uns hilft, in die Formel 1 einzusteigen", sagt der Südtiroler. Mit Ferrari verbindet Haas eine Antriebs- und Technikpartnerschaft, unternehmerisch oder politisch mischt sich aber niemand ein.

Im Zuge dessen geschehe die Personalplanung unabhängig - obwohl Beispiele nahelegen, dass Hersteller interessiert sind, ihre jungen Piloten bei Kunden unterzubringen, wie etwa das Beispiel Raffaele Marciello bei Sauber zeigt. Steiner winkt ab: "Wir sprechen mit ihnen nicht über Dinge wie Fahrer. Es gibt keinen Plan, ein 'B-Team' zu werden und zu machen, was immer sie wollen." Inwiefern sich der Haas-Bolide optisch von einem Ferrari abhebt, ist kniffliger.

Auto ähnlich, aber kein Zwilling

Klar ist nur: Eine Kopie des SF15-T-Nachfolgers werden die US-Amerikaner nicht an den Start bringen. "Die Autos werden keine gelben Ferrari, sie werden anders aussehen", stellt der Teamchef klar. Haas erhält aber alle nicht-gelisteten Teile aus Maranello - also die Komponenten, die laut dem Formel-1-Reglement von einem Team in Eigenregie designt und gebaut werden müssen, um an der WM teilnehmen zu dürfen. Dennoch bleibt eine Menge Arbeit übrig.


Fotostrecke: Ferrari SF15-T vs. Ferrari F14 T

Gemäß den Bestimmungen muss ein Team für ein Chassis, ein Monocoque und alles Äußere am Auto, wie die Verkleidung mitsamt Kühlern und Flügeln, selbst sorgen. Dazu zählt ebenfalls das Auspuff-Endrohr. Mit dem Material Ferraris identisch sind neben Antrieb und Aufhängung für beide Achsen auch die Bremsen, die Pedalerie und die Lenksäule. "Das sind in der Summe mehr Teile, als Marussia hatte", vergleicht Steiner die Zusammenarbeit mit dem Modell des Manor-Vorgängers.

Steiner weiß jedoch, dass es Ähnlichkeiten zum Ergebnis der Scuderia geben muss, wenn das erste Haas-Auto funktionieren soll: "Wenn man die Energiespeicher und den Tank von Ferrari bezieht, lässt sich nicht vieles anders machen. Aber das ist völlig legal. Wenn wir die gleiche Aufhängung haben, platzieren wir sie besser auch so, sonst funktioniert es nicht." Was die Silhouette betrifft, gibt es aufgrund der ähnlichen Ausgangsposition keine Zwillingsgeburt, aber: "Es wird ähnlich aussehen."

Ferrari-Partnerschaft als gutes Argument bei der FIA

Überraschend: Haas mit Hauptsitz in Kannapolis im US-Bundesstaat North Carolina setzt bei der Entwicklung seiner Verbundwerkstoffe auf seine Standorte in Banbury - der ehemaligen Marussia-Fabrik in Großbritannien - und bei Dallara in Italien. Steiner erklärt: "Nur, um sicherzugehen, dass wir eine gute Verbindung zu unseren Leuten aufbauen", sagt er und erhofft sich schnellere Entwicklung durch die kürzeren Transportwege zwischen den Außenbasen.


Haas F1 Team: So entsteht eine Formel-1-Fabrik

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Diverse Werkzeuge und mechanische Teile entstanden in den USA und wurden verschifft, schließlich handelt es bei der Gene Haas' Kernfirma um ein Maschinenbauunternehmen - es sind die Synergien, die der 62-jährige Industriegigant im Rahmen seines Formel-1-Projekt so häufig beschwört. Für Steiner ist außerdem klar, dass die Partnerschaft mit Ferrari für die FIA erst die Grundlage bildete, die Bewerbung des Teams um eine der raren Königsklassen-Lizenzen zu akzeptieren.

Kontinuität bei Ferrari: Arrivabene unterstützt Haas

Den personellen Umbruch bei der Scuderia sieht er unkritisch: "Das macht die Sache nicht wirklich schwieriger, schließlich sind nicht alle zum gleichen Zeitpunkt gegangen." Steiner verweist auf Technikdirektor James Allison und Motorenchef Mattia Binotto, die in ihren Funktionen rasch integriert waren, weil sie auf eine Vorgeschichte bei Ferrari zurückblicken. "Luca di Montezemolo und Marco Mattiacci haben erkannt, dass es eine fundierte Sache ist. Auch Maurizio ist auf den Zug aufgesprungen", fügt er mit Blick auf den neuen Teamchef Arrivabene an.

Auch wenn es ein offizielles Treffen mit ihm bisher nicht gab, beschreibt Amtskollege Steiner das Verhältnis als gut. Der neue Rennleiter der Roten hätte seine Unterstützung signalisiert und deutlich gemacht, dass er den bisherigen Kurs unterstützen würde. "Als sie erkannt haben, dass wir es ernst meinen, haben sie es auch ernster genommen", rekapituliert Gene Haas die gesamte Zusammenarbeit mit Ferrari und unterstreicht: "Es ist nicht so, dass sie sich ein Juniorteam aufstellen würde. Wir haben jetzt ein ganz anderes Verhältnis zu Ferrari als in der Vergangenheit."

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