• 07. Januar 2015 · 15:11 Uhr

FIA-Führerschein-System: Zwei Weltmeister ohne Superlizenz

'Motorsport-Total.com' hat ausgerechnet, welchen der aktuellen Formel-1-Piloten die FIA gemäß der neuen Kriterien beim Debüt den Segen gegeben hätte

(Motorsport-Total.com) - Damit wieder gestandene Rennfahrer wie Jenson Button oder Kimi Räikkönen in den Autos sitzen, hat der Automobil-Weltverband FIA die Bedingungen für die Erteilung der Superlizenz verschärft. Ein nationaler Führerschein, das Mindestalter 18 Jahre und 40 Punkte in einem Belohnungssystem für Erfolge in Nachwuchs- und übrigen Formelserien sind ab 2016 nötig. 'Motorsport-Total.com' hat ausgerechnet, welche der aktuellen Formel-1-Piloten diesem Katalog zum Zeitpunkt ihres Debüts gerecht geworden wären - und beim Blick auf das Ergebnis nicht schlecht gestaunt.

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Klassenfoto der Formel 1: In diesem Kreis darf bald nicht jeder Pilot ablichten lassen Zoom Download

Aufgrund der Tatsache, dass viele Championate nicht mehr existieren oder sie in anderem Rahmen organisiert sind, lässt sich die aktuelle Punktetabelle nicht problemlos auf alle Karrieren anwenden. Bei der Formel 3000 und ihrem Nachfolger GP2 zum Beispiel lässt sie sich noch übertragen. Ein schwierigeres Beispiel ist die GP2 Asia, die Winterserie des direkten Formel-1-Unterbaus. Weil sie mittlerweile mit der europäischen Stammklasse verschmolzen ist, findet sie in unserer Rechnung keine Berücksichtigung.

Die damalige A1-GP-Klasse hingegen zählen wir zur Gruppe um die Formel-3-EM, die WEC und die IndyCar-Serie hinzu. Die eingestampfte Formel-3-Euroserie berechnen wir ebenfalls mit diesem Punkteschlüssel, weil sie als Zusammenschluss der deutschen und der französischen Meisterschaft zumindest formal kontinentales Format hatte. Monoposto-Einstiegsformate wie die Formel BMW bleiben bei uns unberücksichtigt, weil sie wie die Formel Ford, für die die FIA keine Zähler verteilt, zu behandeln sind.


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Nach dem Punkteschlüssel für das Superlizenz-System der aktuellen Serien und den Adaptionen ergibt sich ein überraschendes Bild. Die 40-Punkte-Marke, die künftig für die Erteilung notwendig ist, knackten zum Zeitpunkt ihres ersten Formel-1-Grand-Prix nur 13 von 18 Piloten. Unter den Säumigen befinden sich nicht nur Youngster, die es in jüngster Vergangenheit in die Königsklasse schafften, sondern zwei Ex-Weltmeister. Die Differenzen sind erstaunlich, schließlich erreicht der "beste" Pilot fast die vierfache Qualifikationsnorm, der "schwächste" aber nur 12,5 Prozent.

Das sind die Ergebnisse für alle Formel-1-Piloten:

Mercedes: Lewis Hamilton: 103 Punkte Nico Rosberg: 63 Punkte


Red Bull: Daniel Ricciardo: 38 Punkte* Daniil Kwjat: 42 Punkte


Williams: Valtteri Bottas: 81 Punkte Felipe Massa: 55 Punkte


Ferrari: Sebastian Vettel: 45 Punkte Kimi Räikkönen: 10 Punkte*


McLaren: Fernando Alonso: 50 Punkte Jenson Button: 5 Punkte*


Force India: Nico Hülkenberg: 150 Punkte Sergio Perez: 43 Punkte


Toro Rosso: Carlos Sainz jun.: 49 Punkte Max Verstappen: 20 Punkte*


Lotus: Romain Grosjean: 60 Punkte Pastor Maldonado: 88 Punkte


Sauber: Felipe Nasr: 63 Punkte Marcus Ericsson: 24 Punkte*

* = neues Superlizenz-Kriterium nicht erfüllt

Die nach der Rechnung schwächsten Einsteiger waren die späteren Weltmeister Jenson Button und Kimi Räikkönen. Der Brite hätte bei seinem Debüt in der Saison 2000 für BMW-Williams nur fünf Punkte vorzuweisen gehabt, die er im Jahr zuvor als Dritter der Britischen Formel 3 sammelte. Räikkönens zehn Zähler sind sogar noch wohlwollend errechnet, schließlich müsste die Krone im britischen Ableger der Formel Renault nicht als Äquivalent zu länderübergreifenden Klassen wie der ALPS-Serie durchgehen. Auch Daniel Ricciardo wäre trotz der Vizemeisterschaft in der Renault-World-Series (WSbR) und der eindrucksvollen Demonstration seines Talents bei Formel-1-Testfahrten (war in Abu Dhabi 2010 schneller als Sebastian Vettel) zu grün hinter den Ohren gewesen.

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Jenson Button und Kimi Räikkönen dürften sich eigentlich keine Duelle liefern Zoom Download

Dass gemäß der neuen Kriterien nicht nur Erfahrung, sondern auch Erfolg eine Rolle spielt, wird anhand des Falles Marcus Ericsson deutlich. Der frühere Caterham und angehende Sauber-Pilot sammelte nur 24 Punkte, obwohl er zwei Jahre Formel 3 und vier Jahre GP2 fuhr - jedoch nur sporadisch glänzte. Nico Hülkenberg hielt sich deutlich kürzer in den kleinen Monoposto-Klassen auf, kommt aber auf den Bestwert von 150 Punkten. Ähnlich verhält es sich mit Lewis Hamilton (103 Punkte).

Keine Überraschung hingegen ist: Max Verstappen scheitert an allen Kriterien. Nicht nur ist der Niederländer zu jung, ohne nationalen Führerschein und mit zu wenig Formelsport-Erfahrung ausgestattet, sein Punktekonto ist mit 20 Zählern aus der Formel-3-Europameisterschaft 2014 auch nicht ausreichend gedeckt für die Formel 1. Übrige Erkenntnisse: Klassische Nachwuchskarriere - wie sie etwa Nico Rosberg oder Felipe Nasr durchliefen- reichen aus. Erfolgreiche Blitzaufstiege mit sportlichem Erfolg sind ebenfalls genug, was die Beispiele Fernando Alonso und Daniil Kwjat demonstrieren.

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