• 03. Juli 2014 · 12:49 Uhr

Susie Wolff: Frauen haben es nicht schwerer

Susie Wolff spricht über ihre Ambitionen, Stereotypen und Vorteile einer Frau im Motorsport - Am Freitag bestreitet sie in Silverstone das erste Mal ein Freies Training

(Motorsport-Total.com) - "Mein Ziel war es immer, es einmal in die Formel 1 zu schaffen", sagt Susie Wolff im Interview mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'. Ihrem Ziel wird sie am kommenden Freitag ein Stückchen näher sein, denn die Schottin wird den Williams FW36 im Freien Training zum Großen Preis von Großbritannien fahren. "Ich will einen guten Job machen, und natürlich weiß ich, dass dabei sehr viele Augen auf mich gerichtet sein werden", so Wolff weiter.

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Susie Wolff freut sich schon auf ihren ersten Einsatz an einem Rennwochenende Zoom Download

Was nach dem Einsatz am Freitag passieren wird, damit will sich Wolff noch nicht auseinandersetzten. Langfristig möchte sie in einem Stammcockpit in der Formel 1 Platz nehmen: "Natürlich will ich das. Deshalb bin ich hier. Ich will in der Startaufstellung stehen und mich mit all den Männern messen."

Nachdem schon an der Person von Simona de Silvestro, die seit diesem Jahr Testfahrerin bei Sauber ist, Kritik aufgekommen war und diese als reiner Marketinggag abgetan wurde, gibt auch Wolff zu, diese Angst, als reines Werbegesicht benutzt zu werden, gehabt zu haben: "Ja, das war immer eine meiner Ängste, und deshalb habe ich zunächst gezögert. Wenn ich meinen Helm aufhabe und im Auto sitze, ist es egal, dass ich blond bin und blaue Augen habe, da zählt nur noch meine Leistung."

Man sollte keine Diva sein...

Mit Leistung alleine kommt man aber auch nicht weit. Für Frauen ist es vor allem wichtig, eine Möglichkeit zu bekommen, sich zu beweisen, weiß die 31-Jährige: "Die Formel 1 ist hart für jeden Fahrer - aber ich glaube nicht, dass es härter ist für eine Frau. Alles, was wir brauchen, ist eine Chance. Irgendjemand muss einer von uns die Möglichkeit geben, um zu beweisen, dass es möglich ist, sich mit den Männern auf der Rennstrecke zu messen." Gegenüber der 'BBC' meint Wolff entschlossen: "Ich würde es nicht machen, wenn ich nicht glauben würde, dass es möglich ist."

Das Thema Respekt spielt auch eine wichtige Rolle, hierbei bemerkt die Williams-Fahrerin im 'FAZ'-Interview ebenfalls Unterschiede zwischen den Geschlechtern: "Ich musste manchmal vielleicht doppelt so viel dafür kämpfen, wie es ein Mann hätte machen müssen. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Möglicherweise hängt es mit Stereotypen zusammen", erklärt sich Wolff die verschiedene Behandlung von Männern und Frauen. Sie ergänzt: "Aber wenn du einmal etwas bewiesen hast, wenn du gezeigt hast, dass du keine Diva bist, die nur so etwas wie ein Marketingspielzeug ist, dann ist der Respekt da - und den behältst du, wenn du keine Fehler machst."

Die Schottin glaubt sehr wohl daran, dass es Frauen in der Formel 1 weit bringen können: "Nach meinem ersten Test war für mich klar, dass eine Frau dies schaffen kann. Das habe ich gespürt - auch wenn es anstrengend ist in so einem Cockpit." Es sei noch immer eine Männerwelt, so Wolff. "Aber ich möchte einfach sehen, wie eine der letzten Bastionen von Männlichkeit verschwindet." Gegenüber der 'BBC' meint sie: "Wenn auch nur eine Handvoll Mädchen am Freitag da sind und mich fahren sehen, und plötzlich realisieren, dass sie das auch machen könnten, dann ist das das Beste, was passieren kann."

Wolff: Toto hat nichts damit zu tun

Sie sieht sogar Vorteile im neuen Reglement: "Unser Sport bewegt sich in eine Richtung, in der es immer mehr auf das Gewicht der Fahrer ankommt. Ich finde das nicht gut, aber es ist sicher nicht zu meinem Nachteil." Denn vergleicht man ihr Gewicht (58 Kilogramm) mit dem von Williams-Pilot Felipe Massa (66 Kilogramm), dann hätte das Team sechs Kilogramm mehr Freiheit, was die Balance des Autos angeht. Und obwohl Frauen weniger Muskelmasse haben, gibt sich Wolff kämpferisch: "Ja, wir haben weniger Muskelmasse. Aber das bedeutet nur, dass wir härter arbeiten müssen."

"Du wirst einen guten Fahrer nicht an seinem Geschlecht erkennen, sondern an seinem Charakter."Susie Wolff
Wolff, die von 2006 bis 2012 in der Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) an den Start ging, glaubt kaum, dass das Geschlecht einen guten Rennfahrer ausmacht: "Du wirst einen guten Fahrer nicht an seinem Geschlecht erkennen, sondern an seinem Charakter." Sie fügt hinzu: "Dein Charakter definiert dich mehr als dein Geschlecht - es gibt Frauen, die Pferde mögen, und solche, die lieber Autorennen schauen."
"Mein Mann sitzt nicht im Auto und wechselt die Gänge für mich."Susie Wolff
Dass ihr Gatte Toto Wolff, der Motorsportchef bei Mercedes ist, etwas mit ihrem Formel-1-Engagement zu tun hat, glaubt Wolff im 'BBC'-Interview nicht: "Es ist mir bewusst, dass es immer welche gegeben wird, die gegen dich sind, und manche, die für dich sind. Aber mein Mann sitzt nicht im Auto und wechselt die Gänge für mich. Wenn ich die Boxengasse verlasse, dann bin ich auf mich alleine gestellt."

Sie zieht einen Vergleich mit Nico Rosberg heran, der ebenfalls nicht aufgrund seines Nachnamens im Mercedes sitzt: "Es ist ein bisschen unfair sich darauf zu fokussieren, dass mein Mann in der Formel 1 tätig ist und das der einzige Grund dafür sein soll, dass ich in einem Formel-1-Auto sitze."

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