• 21. März 2014 · 15:53 Uhr

Die Spritaffäre und mögliche Folgen: Verliert FIA die Kontrolle?

Geht Red Bull in der Spritaffäre von Melbourne als Sieger vom Platz, dann könnte dies weitreichende Folgen haben: Warum die FIA um die Rolle als Regelhüter bangen muss

(Motorsport-Total.com) - Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko gibt sich vor der Berufungsverhandlung in der Spritaffäre von Melbourne siegessicher. "Diese Geräte sind nicht genau genug, das werden wir beweisen", spielt er gegenüber 'Auto Bild motorsport' (jetzt abonnieren!) auf die FIA-Sensoren an, deren Daten belegen sollen, ob sich die Teams an den seit dieser Saison begrenzten Spritverbrauch halten.

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Whiting und Horner: Der Red-Bull-Protest könnte für einen Präzedenzfall sorgen Zoom Download

Die FIA hatte Red Bull beim Saisonauftakt-Wochenende in Australien mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dass man sich bei der Durchflussmenge, die auf 100 Kilogramm Sprit pro Stunde begrenzt ist, im roten Bereich befindet, doch das Weltmeisterteam reagierte mit Misstrauen: Man glaubte den Daten der umstrittenen Sensoren der Regelhüter nicht und verließ sich stattdessen stur auf die eigenen Sensoren.

Das Ergebnis: Lokalmatador Daniel Ricciardo wurde - sehr zum Unmut der australischen Fans - einige Stunden nach dem Grand Prix disqualifiziert. Der zweite Platz, mit dem nach den enttäuschenden Red-Bull-Wintertests niemand gerechnet hätte, löste sich somit in Luft auf. Zumindest vorerst, denn Red Bull legte Protest ein und will sich den Podestrang am Grünen Tisch zurück erkämpfen.

Red Bull sicher: Benzinmenge entsprach dem Reglement

Die Truppe aus Milton Keynes argumentiert, dass die Messmethoden der Regelhüter nicht repräsentative Daten ergeben haben und die hauseigenen Messwerte belegen würden, dass sich Red Bull stets innerhalb des Reglements bewegte. "Inkonsistenzen mit dem Gerät herrschten quer durch die Boxengasse", ärgert sich Marko. "Das Team und Renault sind zuversichtlich, dass die Benzinmenge, die in den Motor gelaufen ist, nicht gegen das Reglement verstößt."


Fotostrecke: Pressestimmen zum GP Australien

Genau das will Red Bull vor dem Berufungsgericht - für die Verhandlung gibt es noch keinen Termin - beweisen. Das Urteil könnte aber weitreichende Folgen für den Sports haben. Denn: Geht das Team von Sebastian Vettel als Gewinner vom Platz, dann droht die Formel-1-WM 2014 im Chaos zu versinken.

Red Bull ignorierte alle FIA-Warnungen

"Das hat uns etwa fünf Zehntelsekunden gekostet."Toto Wolff
Das deutete sich bereits im Albert Park an: Nicht nur Red Bull, sondern auch andere Teams hatten beim Saisonstart Probleme mit den FIA-Sensoren. So wurde laut Informationen von 'Auto Bild motorsport' auch Mercedes vor dem Qualifying von der FIA darauf hingewiesen, dass man sich beim Spritverbrauch nicht mehr im grünen Bereich befinde.

Im Gegensatz zu Red Bull reagierte man aber auf die Warnung: "Das hat uns etwa fünf Zehntelsekunden gekostet", verrät Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Eine mögliche Erklärung, warum Ricciardo und Red Bull überraschend stark waren.

Whiting musste handeln

"Red Bull wurde von Charlie Whiting informiert", bestätigt Ex-Teamchef Eddie Jordan gegenüber 'Talksport.com', dass der FIA-Rennleiter sogar während des Rennens noch versuchte, das Schlimmste zu verhindern. "Zweimal sogar. Er hat ihnen gesagt, dass sie das System nicht auf diese Art und Weise verwenden dürfen. 'Ich gebe euch noch eine Chance: Ihr müsst unser System verwenden.'" Aber Whiting blieb ohne Erfolg.

"Entweder man tritt unter diesen Regeln an oder man lässt es bleiben."Eddie Jordan
Den guten Willen kann man dem Briten nicht absprechen. Da sich die FIA der Sensorenprobleme bewusst war, versprach Whiting dem Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzenden Niki Lauda laut 'Auto Bild motorsport' im Vorfeld des Saisonauftakts, "am Wochenende in Melbourne nicht genau hinzusehen". Für Jordan ist der Fall klar: "Entweder man tritt unter diesen Regeln an oder man lässt es bleiben und geht nach Hause. Wenn man unter eigenen Regeln antritt, dann erscheint mir das schon arrogant."

FIA-Kontrollverlust droht

Kommt Red Bull also mit seiner Argumentation durch, dann könnte in Zukunft jedes Team die FIA-Sensoren ignorieren und eigene Kontrollwerte vorlegen. Die Autorität der Regelhüter wäre damit untergraben und sie würden den Sport komplett aus der Kontrolle verlieren.

Doch um genau das zu verhindern, hat die FIA vorgebaut: Die Teams wurden bereits am 1. März in einer technischen Direktive informiert, unter welchen Umständen es erlaubt sei, dass die Werte der eigenen Sensoren herangezogen werden - und zwar dann, wenn es die FIA einem Team gestattet. Alleingänge werden nicht geduldet, hieß es. Daher gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass Ricciardo seinen zweiten Platz am grünen Tisch zurückerhält.

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