• 05. September 2013 · 18:59 Uhr

Horner: "Daniel hat diese Chance verdient"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner über die Wahl von Daniel Ricciardo zum Webber-Nachfolger: "Wir haben die richtige Entscheidung getroffen"

(Motorsport-Total.com) - Der Kampf um das Red-Bull-Cockpit 2014 neben Sebastian Vettel ist entschieden. Nach wochenlangen Spekulationen gab das Team im Verlauf dieser Woche bekannt, dass Daniel Ricciardo den Platz seines Landsmannes Mark Webber einnehmen wird, wenn dieser in der kommenden Saison zu Porsche ins Le-Mans-Programm wechselt. Die Spekulationen um Krimi Räikkönen oder Fernando Alonso als Red-Bull-Piloten haben somit ein Ende.

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Hat bald zwei Eigengewächse im Red Bull: Teamchef Christian Horner Zoom Download

Der Aufstieg des australischen Toro-Rosso-Piloten hatte sich abgezeichnet. Webber hatte am Rennsonntag in Spa-Francorchamps im australischen Fernsehen bereits gesagt, dass Ricciardo seinen Platz 2014 einnehmen werde. Vor zwei Wochen hatte das Team dies jedoch noch energisch dementiert. "Wie ich in Spa sagte: Am Rennwochenende in Belgien war noch nichts wirklich fix. Es gab für uns noch mehrere Optionen", betont Red-Bull-Teamchef Chrsitian Horner.

"In den Tagen nach dem Rennen in Spa haben wir uns mit Dietrich (Mateschitz; Anm. d. Red.) und Helmut Marko hingesetzt und über die Personalie gesprochen. Wir sind gemeinsam zum Schluss gekommen, dass Daniel auf Grundlage seiner Tests in Silverstone und seiner generellen Leistungen der beste Kandidat ist - jedenfalls auf mittel- und langfristige Sicht", so der Brite. "Basierend auf seinen Toro-Rosso-Einsätzen, seiner Arbeit im Simulator und seiner Entwicklung als Fahrer haben wir entschieden, dass wir ihm die Chance geben möchten. Erst nach dem Rennen in Spa haben wir diese Entscheidung getroffen."

Entscheidung erst nach dem Belgien-Grand-Prix

"Es gab ernsthafte andere Kandidaten bis zu jenem Zeitpunkt, an dem der Vertrag unterzeichnet wurde", erklärt Horner noch einmal die Tatsache, dass beispielsweise Räikkönen damals noch nicht aus dem Rennen war. "Als bekannt wurde, dass bei uns ein Platz frei wird, da war dieses Cockpit natürlich für viele Piloten aus dem Fahrerlager sehr attraktiv. Deswegen haben wir uns die Zeit genommen, um alle Optionen zu betrachten. Wir wollten die richtige Entscheidung treffen. Ich bin überzeugt, wir haben jetzt die richtige Wahl getroffen."

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Grinst jetzt noch breiter als zuvor: Webber-Nachfolger Daniel Ricciardo Zoom Download

"Daniel verdient diese Chance. Er ist ganz sicher schnell, ein noch junger Kerl. Hinter seinem Lächeln verbirgt sich ein großer Wille. Es gibt keinen Grund zur Annahme, er könnte im kommenden Jahr vielleicht keinen guten Job machen", stellt der Red-Bull-Teamchef seinem künftigen Einsatzpiloten ein gutes Zeugnis aus. "Er hat einen tollen natürlichen Speed, er hat ein gutes Gefühlt für das Auto. Als er damals in Abu Dhabi den Young-Driver-Test für uns gefahren ist, hat er uns sehr beeindruckt."

"Er bringt alles mit, aber dennoch hat er natürlich einen schwierigen Job vor sich. Er fährt gegen einen Sebastian Vettel, an dem er natürlich gemessen wird. Daniel kennt Sebastians Arbeitsweise schon aus seiner Zeit als dritter Fahrer bei uns. Ich bin sicher, wir werden eine extrem starke Fahrerpaarung haben", sagt Horner. "Seine bisherigen Ergebnisse sind natürlich durch das Material beschränkt gewesen, das er bislang zur Verfügung hatte."

Warum Ricciardo noch nicht siegen konnte

Im Gegensatz zu Vettel, der 2008 mit seinem Sieg im Toro Rosso in Monza Sensationelles schaffte, hatte Ricciardo in seiner bisherigen Formel-1-Laufbahn keine solche Gelegenheiten. "Es gab Zeiten, da war die Basis des Toro-Rosso-Autos recht identisch mit unserem Fahrzeug. Bei Sebastian wurde das Talent deshalb viel deutlicher sichtbar. Das Material, das Daniel zur Verfügung steht, ist einfach anders", sagt Horner. "Man kann einen Fahrer nur beurteilen, wenn man die Qualität des zur Verfügung stehenden Materials mit einbezieht. Zum Glück hat Toro Rosso in Jean-Eric Vergne und Daniel zwei sehr starke Piloten. Das alles zeigt, dass die Nachwuchsförderung von Red Bull klasse ist."

Auch Vergne war angeblich ein ernsthafter Kandidat für die Webber-Nachfolge im Weltmeisterteam. Doch sprach letztlich nicht nur der Hauch mehr an Erfahrung für den Australier. "Wir sind überzeugt, dass Daniel zu diesem Zeitpunkt die bessere Wahl ist. Jean-Eric ist ein toller Fahrer, er entwickelt sich gut. Auf Grundlage dessen, was uns an Informationen und Daten zur Verfügung stand, haben wir uns eben für Daniel entschieden. Die Entscheidung war nicht einfach. Ich bin überzeugt, dass sich Jean-Eric noch weiterentwickeln wird."


Fotos: Großer Preis von Italien


"Man schaut sich verschiedene Faktoren an: Tempo, Feedback und vieles weitere", beschreibt Horner die Entscheidung im Duell zwischen Ricciardo und Vergne. "Daniel ist keiner, der ständig in Zwischenfälle verwickelt wird, er ist kein Wilder. Außerdem haben wir schon gute Überholmanöver von ihm gesehen. Man muss sich nur mal an seinen Zweikampf gegen Michael Schumacher 2012 in Japan erinnern. Er hat mit den besten Fahrern schon Rad-an-Rad gekämpft. Seine Fahrt in Spa von ganz hinten in die Punkte war ein weiterer Beweis seiner Stärke."

"Marks Abschied hat es uns ermöglicht, mal zu schauen, wer verfügbar ist und wem wir den Platz geben können. Daniel bringt alles dafür mit, den Job zu machen, wie wir uns das vorstellen", singt Horner sein Loblied weiter. "Daniel hat in unteren Kategorien gezeigt, dass er Meisterschaften gewinnen kann. Er hat unterhalb der Formel 1 in jeder Serie, in der er unterwegs war, Rennen gewonnen. Es ist ein kalkuliertes Risiko, das wir eingehen. Wir sehen bei ihm das Potenzial für einen zukünftigen Star."

Es ging nicht ums Geld

Wäre Erfahrung vor dem deutlichen Regelumbruch 2014 besser gewesen? Diese Frage verneint Horner entschieden: "Alle Fahrer starten bei Null - und Daniel ist ist intelligenter Kerl." Außerdem ist der Australier die kostengünstigere Variante als ein Räikkönen oder Alonso. "Geld hat bei der Entscheidung keine Rolle gespielt. Es ging nur darum, im kommenden Jahr das passende Duo in unseren Autos zu haben", sagt der Teamchef. "Die Formel 1 ist 2014 durch die neuen Antriebe ohnehin extrem teuer. Geld war kein entscheidender Faktor."

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Waren an der Entscheidung beteiligt: Adrian Newey und Dietrich Mateschitz Zoom Download

"Es gab auch nicht die Maßgabe, dass es einer der Red-Bull-Junioren werden muss. Es war nur klar, dass es ein guter Pilot sein muss", meint Horner. Der Red-Bull-Vertrag von Ricciardo läuft über "mehr als ein Jahr und weniger als zehn", verrät er. Insider gehen von einem Kontrakt über drei Jahre aus. "Daniel steht noch am Anfang seiner Karriere. Er wird noch stärker, er wird sich entwickeln. Die Zeit wird zeigen, wie schnell er sein kann. Unser Job ist es, ihm die Möglichkeit und Plattform zu geben, um dies zeigen zu können."

"Er wird jederzeit die gleichen Chancen haben wie Sebastian, damit er seine Fähigkeiten zeigen kann. Ich finde es wichtig, dass auch mal ein junges Talent eine solche Chance bekommt. Sonst würden wir immer nur die gleichen Fahrer über Jahre in den Teams sehen", sagt Horner, der seinen Neuzugang aber unter Druck setzt. "Er muss seine Leistung bringen. Er hat den Vorteil, dass er das Team gut kennt. Er ist in der Red-Bull-Familie groß geworden, war immer nahe am Team. Er war Ersatzpilot, Testfahrer, im Simulator im Einsatz - er kennt die Abläufe bei uns. Er weiß, was er als Grand-Prix-Pilot im Red Bull zu erwarten hat."

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