• 10. November 2025 · 08:33 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Kimi Antonelli

In Brasilien zeigte Andrea Kimi Antonelli sein bisher stärkstes Formel-1-Wochenende und rechtfertigte das große Vertrauen, das Toto Wolff in ihn gesetzt hat

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

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Kimi Antonelli erzielte in Brasilien sein bisher bestes Formel-1-Resultat Zoom Download

es war ein schwieriger Sommer für Andrea Kimi Antonelli. Für jemanden, der gerade erst die Schule abgeschlossen hat, ist es alles andere als leicht, plötzlich Teil eines der größten Sportereignisse der Welt zu sein, live übertragen, alle zwei Wochen, unter den Augen von Millionen Zuschauern. Neue Länder, neue Medienroutinen, Fans, die einen auf der Straße erkennen - das ist viel auf einmal. Und all das wäre vermutlich einfacher zu verkraften gewesen, wenn es sportlich besser gelaufen wäre.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte früh gewarnt: 2025 sollte Antonellis Lernjahr werden, und das bedeutet zwangsläufig Fehler. Doch in der Formel 1 hat niemand Geduld. Schließlich ist Kimi derjenige, der Lewis Hamilton bei Mercedes ersetzt hat.

Antonelli lebt und atmet Motorsport

Die ersten Rennen verliefen ordentlich, doch mit Beginn der Europasaison häuften sich die Fragezeichen. Der junge Italiener, dessen Verpflichtung allein riesige Erwartungen ausgelöst hatte, tat sich schwer, diese Vorschusslorbeeren mit Leistung zu rechtfertigen. Für viele schien sein Talent nur durch "Totos Zeugnis" zu existieren. Wolff weiß natürlich, wovon er spricht. Er hat Hunderte von Nachwuchstalenten gesehen und bleibt überzeugt, dass Antonelli "the real deal" ist.

Aber Talent allein garantiert gar nichts. Leidenschaft hat Antonelli ohne Zweifel. Der Junge kann seine Rundenzeiten auf jeder Strecke auswendig aufsagen. Er lebt und atmet Motorsport. Und das ist keine Social-Media-Erzählung. Als er in Sao Paulo gefragt wurde, ob er seine Qualifying-Zeit aus Melbourne noch wisse, antwortete er prompt. Auch wenn er zugab, dass es nicht seine beste Runde war.


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Doch um in der Formel 1 zu bestehen, braucht man mehr als Leidenschaft. Kann Kimi mit Druck umgehen? Kann er Rückschläge wegstecken? Seine wiederholten Aussagen, der Monza-Crash des Vorjahres habe ihn "aus dem Gleichgewicht gebracht", klangen für manche wie ein Hinweis auf eine gewisse mentale Fragilität.

Der Monza-Crash wirkte lange nach

In der Mercedes-WhatsApp-Dokumentation über seine Vorbereitung auf die Formel 1 sprach er offen über diesen Unfall - ein Wendepunkt in seiner Entwicklung. Seine Reaktion machte nachvollziehbar, wie sehr ihn das beschäftigt hat. Doch man fragt sich unweigerlich: Ein Max Verstappen hätte sich wohl kaum monatelang von einem Fehler verfolgen lassen, oder?

So jung und leidenschaftlich Antonelli ist, er wirkte lange Zeit nicht wie jemand, der mit wachsendem Druck souverän umgeht. Selbst Wolff schien zwischenzeitlich etwas zurückhaltender mit seinen öffentlichen Verteidigungen geworden zu sein. Die monatelangen Gerüchte über ein mögliches Interesse an Verstappen halfen da natürlich ebenso wenig wie der direkte Vergleich mit George Russell, der ein starkes Wochenende nach dem anderen abliefert.

Dass Antonelli dennoch eine weitere Saison im Mercedes-Cockpit verbringen darf, kam kaum überraschend. Aber man kann es dem Italiener nicht verdenken, wenn er sich insgeheim fragt, ob Toto ihn auch dann gehalten hätte, wäre Verstappen tatsächlich verfügbar gewesen. Manche munkeln ohnehin, Wolffs Hartnäckigkeit bei Antonelli rühre daher, dass er es vor zehn Jahren versäumt habe, Verstappen zu verpflichten.

Toto Wolff stärkt Antonelli lange den Rücken

Würde er sich also immer noch mit der "Kopie" zufriedengeben, wenn er das "Original" bekommen könnte?

Und doch: Kaum hatte die Formel 1 Europa verlassen, ging es bei Antonelli spürbar aufwärts. Ein solider vierter Platz in Baku, noch hinter Russell, aber ein Schritt in die richtige Richtung. In den letzten Wochen zeigte sich dann endlich das, was Wolff von Beginn an in ihm gesehen hatte. Antonelli war schon in Mexiko stark, aber in Sao Paulo war er über das ganze Wochenende hinweg der bessere Mercedes-Pilot.

Zwei bärenstarke Qualifyings brachten ihm Startplätze in der ersten Reihe, sowohl für den Sprint als auch für das Hauptrennen. Während viele, darunter auch sein erfahrener Teamkollege, Probleme hatten, die Reifen ins richtige Fenster zu bringen, gehörte Antonelli neben Lando Norris zu den wenigen, die konstant schnell waren. Und auch in den Rennen selbst lieferte er nahezu fehlerfrei ab.

Was der Besuch am Senna-Grab über Antonelli sagt

Das Ergebnis von Interlagos bedeutete ihm sichtlich viel. Trotz seines Geburtsjahres 2006 ist Antonelli bekennender Senna-Fan. Am Mittwoch vor dem Rennen besuchte er das Grab seines Idols auf dem Morumbi-Friedhof und las dort ein Buch - ein Moment der Ruhe, den er in Imola oder Monza so nicht hatte. Vielleicht war genau das der Unterschied.

Am Sonntag in Sao Paulo zeigte Antonelli schließlich nicht nur ein perfektes Rennen - seine letzten Runden, in denen er Verstappen in Schach hielt, lieferten den fehlenden Beweis: Sein Talent geht Hand in Hand mit Nervenstärke und Rennintelligenz. Selbst Verstappen zollte ihm in der Pressekonferenz Respekt.

"In einer Rookie-Saison erlebst du viele emotionale Aufs und Abs", sagte Verstappen über Antonelli. "Einige Wochenenden laufen besser, andere schlechter. Du machst Fehler, du lernst, das gehört alles dazu. Und wenn man sich Kimi dieses Jahr ansieht, dann war das für ihn ein enormer Lernprozess. Aber er ist verdammt schnell. Das war er schon in jeder Serie zuvor. Dieses Wochenende war super stark, er hat das Podium voll verdient. Und das wird ihm Selbstvertrauen geben."

Ohne Zweifel: Das war Antonellis bislang bestes Wochenende in der Formel 1. Jetzt muss er nur noch lernen, auch in Europa zu fahren.

Euer
Oleg Karpow

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