Nach diesem Rennen ist klar: Die Formel 1 hat ein Riesenproblem in Katar
Selbst die Teamchefs äußern sich kritisch: Warum die Formel 1 in Katar den "Worst Case" erlebt hat und wie der Grand Prix spannender werden könnte
(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Rekordsieger Lewis Hamilton übte nach dem Grand Prix von Katar 2025 scharfe Kritik an der Rennveranstaltung auf dem Lusail International Circuit bei Doha und bezeichnete sie als das "wahrscheinlich schlechteste Rennen". Für die Zuschauer müsse es "ziemlich schlimm" gewesen sein, sagte Hamilton.
Der Ferrari-Fahrer erklärte: "Die Strecke ist schnell und fantastisch zu fahren, aber es ist leider wie in Monaco: Man kann nicht überholen." Das sei zusätzlich erschwert worden durch die Pirelli-Reifenvorgabe mit maximal 25 Runden pro Reifensatz. Dadurch gab es für die Teams "keinerlei Flexibilität" bei der Strategie im Rennen: "Alle stoppten zur gleichen Zeit."
Für Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur war das der "Worst Case" - eine frühe Safety-Car-Phase zu Beginn des Fensters, das einen weiteren Rennverlauf nach "Fahrplan" ermöglichen würde. "Es bedeutete, dass jeder unter Gelb stoppte, um dann zweimal je 25 Runden mit seinen Reifen zu fahren. Und in diesem Fall hat niemand ein Auto überholt, glaube ich."
Toto Wolff: Die Formel 1 muss genau das Gegenteil machen
Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff bedauert die fehlende strategische Vielfalt im Grand Prix. Er sagte: "Eine verpflichtende Zweistopp-Strategie funktioniert nie. Ich hatte das in der DTM, wo wir alle Varianten ausprobierten: Pflichtstopps, Pflichtstopps in einem bestimmten Fenster, Spielereien mit den Reifen."
Wolff schlägt deshalb genau das Gegenteil vor: freien Wettbewerb. "Man muss die Strategien sich entwickeln lassen. Man muss die Leute eine Einstopp-Strategie fahren lassen und sie dann mit abbauenden Reifen kämpfen sehen, während andere auf zwei Stopps gehen und sich mit purer Pace zurück nach vorne arbeiten. Das braucht es", sagte Wolff.
Laut Hamilton hätte es in Katar auch eine längere DRS-Zone auf der Zielgeraden gebraucht. Er selbst habe das Thema in der Fahrerbesprechung am Freitag angesprochen. "Ich stellte die Frage: 'Ihr habt vergangenes Jahr gesehen, dass nicht überholt wurde. Warum habt ihr die DRS-Zone nicht verlängert?' Es hieß dann nur: 'Darüber haben wir nicht nachgedacht.' Und ich sagte: 'Was macht ihr da eigentlich?'"
Braucht es Änderungen an der Rennstrecke?
Wolff pflichtet Hamilton in diesem Punkt bei und meint: "Die DRS-Zone zu verlängern wäre der einfachste Weg, eine Überholmöglichkeit zu schaffen." Der Mercedes-Teamchef würde jedoch noch einen Schritt weiter gehen und "Kurve 1 enger machen - in Kombination mit der DRS-Zone". Wolff findet: "Das sollte man sich das Layout ansehen."
Bei der Gelegenheit würde Hamilton übrigens auch die Boxengasse verkürzen. "Die zu durchfahren dauert 26 Sekunden, aber am Ende der Boxengasse gibt es einen Bereich, der unnötig lang erscheint. Man könnte die Boxengasse früher enden lassen, weil sie ja auch extrem früh beginnt", erklärte Hamilton. Das würde die Durchfahrtszeit reduzieren und Boxenstopps attraktiver machen.
Oder sind einfach nur die Formel-1-Autos an allem schuld? Vasseur verweist auf den geringen Reifenverschleiß in Katar und auf die hohe Menge an "Dirty Air" beim Hinterherfahren: "Wir haben es in der letzten Runde gesehen, als Russell freie Fahrt hatte. Er war eine Sekunde schneller. Das zeigt: Uns schränkt vor allem die verwirbelte Luft durch den Vordermann ein als etwas anderes."

