Er holt Pole und Sieg - und wird ausgebuht: Was Mexiko gegen Norris hat
Lando Norris wurde beim Großen Preis von Mexiko ausgebuht: Hinter dem Unmut der Fans steckt mehr als nur eine alte Aussage über Sergio Perez
(Motorsport-Total.com) - Die leidenschaftlichen Fans beim Großen Preis von Mexiko reagierten am Wochenende ungewohnt frostig auf Lando Norris. Der McLaren-Pilot wurde während des gesamten Formel-1-Events in Mexiko-Stadt ausgebuht - nicht nur am Rennsonntag, sondern bereits bei vorherigen Sessions.
Im legendären Foro-Sol-Stadion, das für seine elektrisierende Atmosphäre bekannt ist, feierten die Zuschauer nahezu jeden vorbeifahrenden Wagen. Nur beim McLaren mit der Startnummer 4 wich der Jubel einem hörbaren Murren und verschränkten Armen auf den Tribünen.
Nach seiner Poleposition am Samstag und dem Rennsieg am Sonntag wurde Norris bei Interviews und der Siegerehrung deutlich ausgebuht. Der Brite zeigte sich überrascht: "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum", sagte er in der Pressekonferenz nach dem Rennen. "Die Leute können tun, was sie wollen, sie haben das Recht dazu. So ist Sport manchmal."
Norris nahm die Buhrufe mit Humor: "Ich kann einfach nicht aufhören zu lachen, wenn ich ausgebuht werde. Irgendwie macht es das Ganze für mich noch unterhaltsamer. Natürlich will man das eigentlich nicht, ich würde es bevorzugen, wenn die Leute für mich jubeln. Aber ich konzentriere mich einfach auf meine Arbeit."
Spekulationen über mögliche Ursachen
Ex-Formel-1-Pilot Karun Chandhok zeigt hingegen kein Verständnis für die Reaktion des Publikums. "Ich hasse Buhrufe. Wann immer das passiert, finde ich es schrecklich", so der Inder bei Sky Sports F1. "Das ist einfach falsch. Lando hat hervorragende Arbeit geleistet und das sollte man mit Applaus würdigen."
In den sozialen Medien und im Fahrerlager wurde spekuliert, ob die Reaktion der Fans mit älteren Kommentaren Norris' über Sergio Perez zusammenhängen könnte. Beim Grand Prix von Katar 2023 hatte er gesagt, Max Verstappen habe "keinen Teamkollegen, der ihn in irgendeiner Weise herausfordern könne" - eine Aussage, die in Mexiko, der Heimat von Perez, nicht gut ankam.
Aktuell scheint jedoch ein anderes Thema für Unmut zu sorgen: der Eindruck, McLaren bevorzuge Norris gegenüber Teamkollege Oscar Piastri. Hintergrund ist der Zwischenfall beim Großen Preis von Italien in Monza, als Piastri auf Teamorder hin die Position an Norris zurückgab.
Das mexikanische Motorsport-Magazin Fast Mag veröffentlichte jüngst eine Umfrage, in der Leser abstimmen konnten, ob Norris von McLaren "geschenkte" WM-Punkte erhalten habe. Die Ergebnisse deuten auf eine kritische Wahrnehmung der McLaren-Teamstrategie hin.
McLaren selbst betont, dass die sogenannten "Papaya Rules" faire Bedingungen zwischen beiden Fahrern gewährleisten sollen. Dennoch wird jede strategische Entscheidung subjektiv bewertet; besonders, wenn sie in das direkte Duell eingreift.
Norris reagiert gelassen auf Kritik
Im Anschluss an das Rennen fragte Fast Mag-Autor Carlos Jalife, ob Norris die drei Punkte aus Monza zurückgeben würde, um die Fans zu besänftigen. Der 25-Jährige entgegnete ruhig:
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"Wenn sie das denken wollen, haben sie natürlich das Recht dazu", sagte Norris. "Aus unserer Sicht als Team versuchen wir, die Dinge fair zu handhaben. Das war auch schon damals in Budapest vor zwei Jahren so, als ich das Rennen hätte gewinnen können, Oscar aber den Sieg überließ, den er verdient hatte. Es war im Grunde genommen nichts anderes."
Und weiter: "Wenn sie die drei Punkte haben wollen, können sie sie haben. Aber so wie Oscar es in Budapest verdient hatte, zu gewinnen, hatte ich es in Monza verdient, vorne zu sein. So einfach ist das."
Ob die Buhrufe in den kommenden Rennen anhalten, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Norris in Mexiko auf ein besonders kritisches Publikum traf. Eines, das bei Fragen der Fairness im Motorsport genau hinsieht.



