Pirelli dämpft Erwartungen: Warum die Einstoppstrategie wieder am besten ist
Pirelli-Sportchef Mario Isola dämpft vor dem Mexiko-Rennen die Erwartungen, denn wie schon in Austin wird die Einstoppstrategie offenbar wieder die beste Wahl sein ...
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Fans fiebern am Sonntagabend einem spannenden Rennen entgegen, doch Pirelli-Motorsportchef Mario Isola tritt nach dem Qualifying am Samstag bereits auf die Euphoriebremse. "Mein Eindruck ist, dass wir eine ähnliche Situation haben wie in Austin", sagt der Italiener mit Blick auf die Reifenstrategien.
© LAT Images
Pirelli sieht Rot: Mexiko wird offenbar wieder ein klassisches Einstopp-Rennen Zoom Download
Der einzige Unterschied zum ereignislosen Ein-Stopp-Rennen am vergangenen Wochenende ist, dass sich der Zeitunterschied zwischen den Reifenmischungen leicht unterscheidet. "In Austin lagen Medium und Soft recht nah beieinander, während der Abstand zwischen Hard und Medium größer war", erinnert Isola an das Rennen vor einer Woche.
Unter Rennbedingungen habe dieser Unterschied in Austin "sicher über einer Sekunde" betragen, erklärt der Pirelli-Verantwortliche. Kein Wunder also, dass der Großteil des Feldes im ersten Stint auf den Medium-Reifen setzte, während mit Lance Stroll, Charles Leclerc und Gabriel Bortoleto nur drei Fahrer auf Soft starteten.
"Als man dank Charles dann erkannte, dass der Soft ein guter oder zumindest ein geeigneter Rennreifen war, haben, glaube ich, die meisten Teams ihre ursprünglich geplante Medium-Hard-Strategie auf eine Medium-Soft-Strategie umgestellt", vermutet Isola.
Start mit Soft-Reifen ist "nicht auszuschließen"
Auch in Mexiko, so der Italiener, dürfte der Medium-Reifen erneut die bevorzugte Wahl sein. "Ich kann aber nicht ausschließen, dass jemand auf Soft startet, denn der Unterschied zwischen Soft und Medium liegt hier bei etwa 0,7 Sekunden", verrät er. "Das ist ein ordentlicher Delta-Wert und bedeutet, dass man in den ersten Runden etwas mehr Grip zur Verfügung hat."
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Im Longrun am Freitag habe der Soft zudem überzeugt. "Man muss ihn managen und kann nicht 100 Prozent pushen, aber es ist ein Reifen, mit dem man durchaus einen Rennstint absolvieren kann." Trotzdem bleibt Isola bei seiner Einschätzung, dass es ähnlich wie in Austin wird.
"Medium zum Start, und dann schaut man, wie weit man damit kommt, um zu entscheiden, ob man auf Hard oder Soft wechselt. Dass alle Fahrer nur einen Satz Hard und einen Satz Medium haben, ist ein klares Indiz dafür, dass man eine Einstopp-Strategie anpeilt."
Warum die Zweistopp-Variante gefährlich sein kann
Zwar sei theoretisch auch eine Zweistopp-Variante mit Soft-Medium-Soft möglich, doch das Überholen könnte zum entscheidenden Faktor werden. "Wenn man im Verkehr steckt, verliert man Zeit, weil man durch die 'Dirty-Air' an Abtrieb verliert, das Auto anfängt zu rutschen und die Reifen überhitzen können."
Daher rechnet Isola damit, "dass alle Teams mit der Idee einer Einstopp-Strategie ins Rennen gehen". Welche Kombination sich letztlich durchsetzt, bleibe offen. "Wenn man zum Beispiel auf Soft startet, hat man den Vorteil des zusätzlichen Grips zu Beginn. Man kann also auch eine Soft-Hard-Strategie planen."
Doch die Wahl der perfekten Strategie ist alles andere als trivial. Denn wer beim Start auf den weichen Reifen setzt, darf nach seinem Boxenstopp nicht im Verkehr steckenbleiben. "Wir haben zwar drei DRS-Zonen, aber das DRS ist hier wegen der Höhenlage nicht besonders effektiv", warnt Isola. "Überholen ist also schwierig."
Hinzu kommt die erhöhte Safety-Car-Wahrscheinlichkeit in Mexiko. "Ein weiterer Grund also, warum die meisten Teams wohl lieber auf Medium als auf Soft starten, denn der Medium-Reifen bietet einfach mehr Spielraum", erklärt der Pirelli-Motorsportchef.
"Mit dem Soft ist man deutlich eingeschränkter, weil der Stint zu Beginn viel kürzer ist. Wenn man aber auf Medium unterwegs ist und dieser gut funktioniert, kann man den Stint verlängern und auf die richtige Gelegenheit warten. Vielleicht kommt dann ein Safety-Car, und man profitiert davon."
Isola sieht wenig Platz für mutige Strategien
Und was wäre, wenn jemand mit Soft startet und auf ein frühes Safety-Car spekuliert, um dann auf den harten Reifen durchzufahren? Isola winkt ab: "Wir sprechen hier über 71 Runden, das ist eine ganze Menge", erinnert er, auch wenn "die Gesamtstrecke bei jedem Rennen ähnlich ist, es geht also nicht um die Rundenzahl an sich."
"Vielleicht versucht es jemand, mit dem Risiko, dass der Hard-Reifen im späteren Verlauf abbaut. Denn wenn der Reifen verschleißt, verliert er Temperatur. Sinkt die Temperatur, nimmt auch der Grip ab. Das Risiko beim harten Reifen ist also, dass man an Grip verliert, weil die Reifentemperatur fällt - vor allem an der Vorderachse."
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Die Prognose des Pirelli-Reifenexperten fällt damit klar aus: Wie schon in Austin dürften die meisten Piloten mit dem Medium-Reifen starten und beim einzigen Boxenstopp wohl auf die weichere Mischung wechseln. Viel Raum für Experimente bleibt auch in Mexiko nicht ...



