• 01. September 2025 · 16:06 Uhr

Wut-Funksprüche und Pech: Fernando Alonso zerlegt Aston Martins Strategie

Statt Podium nur Platz 8: Fernando Alonso schimpft über Strategie, Safety-Car-Pech - und wittert bei Aston Martin eine klare Schieflage ...

(Motorsport-Total.com) - Zandvoort hatte für Fernando Alonso zunächst ganz hervorragend begonnen: Vierter im ersten, Zweiter im zweiten und immerhin noch Zehnter im dritten Freien Training - immer dabei unter den schnellsten Verfolgern der beim Grand Prix der Niederlande 2025 dominanten McLaren-Fahrer. Es roch sehr danach, als läge sein bisher bestes Saisonergebnis (Platz 5 in Budapest) erneut in Reichweite.

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Fernando Alonso war nach dem Rennen in Zandvoort nicht gut auf sein Team zu sprechen Zoom Download

Aber am Ende belegte Alonso im Rennen am Sonntag "nur" den achten Platz, 2,2 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Lance Stroll, der in den Trainings gleich zweimal gecrasht war. Eine Enttäuschung für den spanischen Routinier, der sich am Freitagabend noch viel mehr ausgerechnet hatte.

"Ich hatte das ganze Wochenende über ein sehr gutes Tempo. Im Rennen war ich meiner Meinung nach deutlich schneller als einige Autos vor mir", bilanziert Alonso. "Wir sind hinter einem Williams ins Ziel gekommen, der an diesem Wochenende Probleme hatte, hinter einem Haas, der sehr langsam war und es nicht einmal aus Q1 geschafft hat, und hinter meinem Teamkollegen, der von ganz hinten gestartet ist und trotzdem vor mir ins Ziel gekommen ist."


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Für Aston Martin war Zandvoort mit zehn WM-Punkten nach Budapest (16) das zweitbeste Wochenende der Saison. An und für sich also kein Grund, enttäuscht zu sein. Aber Alonso ärgert das Ergebnis, weil seiner Meinung nach viel mehr möglich gewesen wäre: "Wir müssen mit meiner Strategie wirklich etwas ganz anderes gemacht haben, um so schlecht abzuschneiden."

Alonso: Auch er selbst hat nicht alles richtig gemacht

Ein bisschen war er für das Endergebnis aber auch selbst verantwortlich. Alonso erwischte zwar einen ordentlichen Start und bog als Zehnter in die erste Kurve ein, aber in der überhöhten Kurve 3 schlüpfte zunächst innen Andrea Kimi Antonelli und außen Carlos Sainz durch, und nach einem kurzen Quersteher ging auch noch Yuki Tsunoda an ihm vorbei. Also nur noch P13 nach der ersten Runde.

Von da an rollte Alonso zunächst im DRS-Zug mit, bei de facto "Überholverbot" im engen Kurvenkanal von Zandvoort. Bis Stroll in Runde 8, an 18. Stelle liegend, als Erster an die Box kam. Stroll kam als 20. und Letzter auf die Strecke zurück, hatte vor sich jetzt 15 Sekunden "free Air" - und war damit für den Aston-Kommandostand der beste Indikator dafür, welcher Speed wirklich im Auto steckte.

Stroll begann seinen zweiten Stint mit einer Rundenzeit von 1:15.2 Minuten - und war damit in jener Phase um 1,6 Sekunden schneller als Alonso, der im Verkehr steckte und den Speed seines Autos nicht ausfahren konnte. Zehn Runden später hatte Stroll den Abstand auf Alonso von 22,2 auf 10,8 Sekunden zugefahren. Damit war klar: Der Undercut funktionierte.

Aston Martin reagierte spät, aber doch, und holte Alonso vor den meisten anderen Gegnern zum Boxenstopp. Der brannte prompt eine 1:15.0-Minuten-Zeit in den Asphalt und war für ein paar Runden der schnellste Mann im gesamten Feld - sogar schneller als Oscar Piastri und Lando Norris an der Spitze.

Hamiltons Crash machte Alonsos Strategie kaputt

Aber dann crashte Lewis Hamilton in der Hugenholtzbocht, das Safety-Car kam auf die Strecke, und alle anderen, die noch nicht Reifen gewechselt hatten, bekamen ihren Boxenstopp quasi zum halben Preis. "Jedes Mal, wenn wir gestoppt haben, kam in den darauffolgenden Runden ein Safety-Car und die anderen konnten kostenlos stoppen. Wir hatten nie das Glück, den Vorteil der beiden harten Reifensätze auszunutzen", ärgert sich Alonso.

Am Boxenfunk fluchte er: "Verdammtes Pech, das wir immer haben. Scheiße. [...] Unser Rennen ist verdammt nochmal gelaufen. Was für ein scheiß Pech." Später im Rennen äußerte er seinen Unmut noch deutlicher, als er seinen Renningenieur ermahnte: "Denkt an die Strategie. Ihr habt mich in der ersten Rennhälfte vergessen. Vielleicht erinnert ihr euch in der zweiten Hälfte dran, dass ich auch noch da bin."

Ein Funkspruch, in den man mit ein bisschen Fantasie hineinlesen könnte, dass sich Alonso darüber wunderte, dass bei seinem Teamkollegen, dem Sohn des Eigentümers, strategisch alles passte, bei ihm aber nicht. Und er wurde immer ungehaltener. Einmal wollte sein Renningenieur nur wissen, wie die Balance ist, da explodierte er regelrecht und antwortete lautstark: "Ich weiß es verdammt noch mal nicht! Ihr steckt mich immer mitten in den Verkehr."

Dass er am Ende trotzdem Achter wurde, bezeichnet der 44-Jährige im Nachhinein als "kleines Wunder, und wahrscheinlich haben wir die Punkte heute gar nicht verdient. Beim ersten Stopp bin ich mir nicht sicher, ob es die beste Entscheidung war - sowohl was den Zeitpunkt des Boxenstopps betrifft als auch die Strategie, für die wir uns entschieden haben."

"Beim zweiten Stopp war ich dann einfach besorgt, dass wir das ganze Rennen hinterherfahren und dasselbe machen würden wie die anderen. Ich hatte das Gefühl, dass das Auto mehr Pace hatte, also wollte ich etwas anderes probieren als die anderen und versuchen, sie zu überholen."

"Am Ende haben wir einen Red Bull und einen Haas überholt, aber der andere Haas ist vor uns ins Ziel gekommen. Sie hatten ein bisschen Glück mit dem letzten Safety-Car, und wir hatten auch Glück mit den Ausfällen und Kimis Strafe. Ohne das wären wir nicht in den Punkten gewesen. Dessen müssen wir uns bewusst sein."

Seiner eigenen Weltsicht nach wäre Platz 5 locker möglich gewesen, "denn Albon war am Ende Fünfter, und die Pace hatten wir sicher auch. Wir waren deutlich schneller als einige der Autos, die vor uns ins Ziel gekommen sind." Stroll eingeschlossen, den er wegen eines Reifenunterschieds zwischendurch kampflos überholen ließ.

Wie Krack Alonsos Wutausbrüche zu erklären versucht

Mike Krack, Einsatzleiter des Aston-Rennteams, hatte nach dem Rennen einmal mehr die undankbare Aufgabe, Alonsos Wutausbrüche zu relativieren und den Kontext zu erklären: "Er war wütend über das Rennen, er war wütend auf die Welt, er war wütend auf uns, er war auf alle wütend", sagt der Luxemburger und ergänzt achselzuckend: "In solchen Situationen können wir nichts machen. Wir müssen es einfach so hinnehmen."

Dass das Podium, das am Freitag noch in Reichweite schien, am Ende meilenweit entfernt war, verspielte Aston Martin laut Krack nicht am Sonntag: "Man muss sich vorne qualifizieren. Man sieht es bei Hadjar. Der hat sich vorne qualifiziert, und am Ende, wenn McLaren ein Problem hat, dann steht man auf dem Podium."

Zumal neben strategischen Unzulänglichkeiten auch noch ein Performance-Thema dazukam. Durch Strolls Trainingscrashs fehlten den Ingenieuren wichtige Longrun-Daten, und so konnten sie beim Tiefersetzen der Unterbodenplatte nicht ans absolute Limit gehen. Aber in der Formel 1 gilt die Regel: Je tiefer das Auto liegt, desto schneller ist es normalerweise.

"Nach dem Rennen muss man regelkonform sein. Man darf insgesamt nur einen Millimeter abnutzen", erklärt Krack das Set-up-Dilemma. "Wir sind am Freitag nicht viele Runden gefahren. Lance hatte den Unfall, und Fernando hat auch keine Longruns absolviert. Deshalb ist man beim Thema Verschleiß ein wenig im Unbekannten und muss einen konservativeren Ansatz wählen. Das hat ein bisschen Performance gekostet."

In der Konstrukteurs-WM liegt Aston Martin nach 15 von 24 Grands Prix an sechster Position, 18 Punkte hinter Williams und zwei Punkte vor den Racing Bulls. In der Fahrerwertung ist Alonso nach Zandvoort Zwölfter, mit 30 Punkten. Zum Vergleich: Stroll hat bisher 32 Punkte gesammelt und liegt auf Rang 11.

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