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McLaren vom Wind verweht: Wo war die Dominanz plötzlich hin?
Von wegen locker-flockige McLaren-Pole: Oscar Piastri und Lando Norris wurden in Q3 vom Wind verblasen und mussten Ferrari den Vortritt lassen
(Motorsport-Total.com) - "Ich dachte, auf dieser Strecke kann sie niemand schlagen", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko und spricht damit aus, was wohl viele in Ungarn gedacht haben: McLaren ist unbezwingbar. Sind sie aber nicht. Denn auf der Poleposition steht weder Oscar Piastri noch Lando Norris, sondern Charles Leclerc (Formel 1 2025 live im Ticker).
"Wenn man sich die Performance des Autos im Training sowie in Q1 und Q2 anschaut, hatten wir durchaus gehofft, die erste Startreihe zu blockieren", muss Teamchef Andrea Stella einräumen. Dass das nicht geklappt hat, schreibt man im Team vor allem den Bedingungen zu. Genauer: den Windbedingungen.
"Zwischen Q2 und Q3 haben sich die Bedingungen verändert, und das hat uns ein wenig geschadet", erklärt der Italiener gegenüber Sky. "Ich denke, unsere Fahrer waren vielleicht auch etwas vorsichtiger, weil man nie genau wusste, welchen Grip man in jeder Kurve haben würde."
Das lässt sich auch in den Zahlen ablesen: Piastri war in Q3 mehr als vier Zehntelsekunden langsamer als in Q2, Norris gar mehr als eine halbe Sekunde. Leclerc konnte sich hingegen steigern. "Er hat sich die Pole verdient" betont Stella. "Ferrari hat einen tollen Job gemacht, und wir haben morgen etwas mehr Arbeit als erwartet - aber wir freuen uns auf das Rennen."
Piastri: Will Wind nicht die Schuld geben, aber ...
Piastri konnte immerhin seinen Teamkollegen Norris schlagen und Platz zwei mitnehmen, auch wenn er reichlich unzufrieden war. "Es klingt immer etwas lahm, wenn man alles auf den Wind schiebt, aber der hat sich wirklich um 180 Grad gedreht zwischen Q2 und Q3", schildert er seinen Eindruck.
Dadurch hätten sich viele Kurven komplett anders angefühlt. "Mein erster Q3-Run war ziemlich schlecht, weil ich noch mit der alten Windrichtung im Kopf unterwegs war", erklärt er. Dann hätte es im zweiten Run doch eigentlich besser werden müssen, oder? War es aber nicht.
"Ich dachte, die zweite Runde war viel besser, aber sie war sogar langsamer", kratzt sich der WM-Führende am Kopf. "Es war schwer einzuschätzen bei diesen Bedingungen, vielleicht auch nicht die beste Umsetzung. Ich war schon überrascht, dass wir nicht schneller waren. Platz zwei ist trotzdem ein guter Startplatz - mal sehen, was morgen geht."
Norris: Q3 fühlte sich "schrecklich" an
Auch Norris äußert sich überrascht darüber, dass McLaren nach der Dominanz bisher nicht die erste Startreihe besetzt. "Copy-Paste", sagt er über die Antwort seines Teamkollegen, die er so unterschreiben kann. "Q2 fühlte sich gut an, ich war zuversichtlich", meint er. Doch das Urteil über Q3 lautet: "Schrecklich!"
"Gleiche Geschichte wie bei Oscar. Ich dachte, mein zweiter Run war besser - war er aber nicht", sagt er. "Der Wind hat einfach einen riesigen Einfluss aufs Auto. Eine halbe Sekunde Unterschied ist da keine Seltenheit. Frustrierend, weil wir eigentlich ein gutes Polster hatten - in Q3 ist es uns entglitten."
Stella erklärt: Darum ist der Wind so tückisch
Doch warum ist der Wind eigentlich ein so großes Thema? Teamchef Stella versucht sich an einer Erklärung: "Ein Formel-1-Auto ist im Grunde eine aerodynamische Maschine. Rückenwind, Gegenwind oder Seitenwind machen einen enormen Unterschied beim Grip, den man in der Kurve hat", sagt er.
"Für die Fahrer ist das nicht sichtbar. Wir geben ihnen zwar Hinweise zur Windrichtung, aber gerade in Q3 heute war es sehr böig und wechselhaft. Da hängt es dann davon ab, wie viel Risiko du eingehen willst und wie du dich an den Wind anpasst", so Stella.
Wenn man den gemessenen Wind in jeder Kurve simuliert, kommt man auf etwa vier Zehntel Zeitverlust bei den McLaren-Piloten. "Der Rest war wohl Vorsicht bei unseren Fahrern", sagt er. "Die Temperaturveränderung spielte auch eine Rolle, aber war nicht der Hauptgrund. Unser Auto mag eigentlich eher wärmere Bedingungen, aber der Hauptfaktor war definitiv der Wind."
McLaren hat am Sonntag so zumindest keine freie Bahn in Richtung Rennsieg. Die Augen dürften aber vor allem darauf gerichtet sein, wer von beiden Fahrern teamintern die Nase vorne hat und die WM zu seinen Gunsten verschiebt. Eigentlich schien in Ungarn Norris die Nase vorn zu haben, doch im Qualifying war es wieder Piastri, der um 0,015 Sekunden vorne lag.
"Ich denke, das Wochenende lief eigentlich genauso wie das Qualifying heute - Lando und Oscar lagen sehr eng beieinander, wie eigentlich die ganze Saison", meint Stella. "Das spiegelt sich auch in der Meisterschaft und den Punkten wider. Es ist eine interessante Situation - auch für die Formel 1 insgesamt. Ausführung, Präzision, Konstanz - das wird entscheidend sein."