• 06. Juli 2025 · 10:29 Uhr

"Ganz normal ist der nicht": Ralf Schumacher staunt über Max Verstappen

Zwischen Magie und Misstrauen: Wie Max Verstappen in Silverstone die Pole erobert hat - und warum nicht alle an ein sportliches Wunder glauben ...

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen lag, als die Qualifying-Restzeit schon auf null stand, nur noch auf Platz 6, mit 0,272 Sekunden Rückstand auf die provisorische Pole von Oscar Piastri, als er zur allerletzten Attacke ansetzte. Und am Ende hatte er es wieder mal geschafft: 1:24.892 Minuten, 0,103 Sekunden schneller als Piastri - und damit Startplatz 1 für den Grand Prix von Großbritannien 2025. (Hier geht's zur Startaufstellung inklusive berücksichtigter Strafen!)

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Ralf Schumacher staunt über die Leistungen von Weltmeister Max Verstappen Zoom Download

"Es ist einfach so: Max Verstappen ist mit Abstand der beste Fahrer hier. Da beißt die Maus keinen Faden ab", analysiert Sky-Experte Ralf Schumacher. "Er kann es immer wieder, er macht den Unterschied, er macht keinen Fehler. Er ruft es ab und fährt es nach Hause. Er sitzt zu Hause im Simulator, und am nächsten Tag fährt er GT. Ganz normal ist der nicht. Es ist fast surreal, was er da leistet."

Es gibt aber auch die anderen Stimmen, die Verstappen nicht ganz so sehr als Lichtgestalt sehen. Das Muster, dass Verstappen immer dann, wenn es drauf ankommt, plötzlich aus dem Nichts daherzukommen scheint, und die Poles üblicherweise eher einer Meisterleistung des Fahrers als dem Potenzial des Autos zugeschrieben werden, ist manchen suspekt.

Einer davon scheint Lewis Hamilton zu sein. Der Ferrari-Pilot sagt: "Im zweiten Run in Q3 kommen sie immer wie aus dem Nichts daher, aber letztendlich sind sie da immer schnell. Ich finde nicht, dass das überraschend ist."

McLaren-Teamchef zieht den Hut vor Verstappen

Andrea Stella hat in der Vergangenheit schon mehrmals erklärt, dass der McLaren dem Red Bull womöglich gar nicht so überlegen sei, wie manche das wahrnehmen. Er empfindet es mutmaßlich als Respektlosigkeit seinen beiden Fahrern gegenüber, wenn jede Verstappen-Pole fast wie selbstverständlich am Fahrer liegt, jede McLaren-Pole aber nur am dominanten Auto.

Nach dem Silverstone-Qualifying sagt aber auch Stella voller Anerkennung: "Der Grund, warum wir Max niemals abschreiben, ist, dass er Max Verstappen ist. Zu denken, dass er keine Rolle spielt, wäre naiv. Heute hat er wieder einmal bewiesen, wie schnell er ist und wie gut er darin ist, das Potenzial zu maximieren, das ihm zur Verfügung steht."

Laut Stella sei aber auch der RB21 gar nicht so schlecht, wie er von manchen geredet wird: "Wir wissen, dass der Red Bull auf so schnellen und flüssigen Strecken wie hier sehr stark ist. Daher überrascht mich das nicht. Und Max' Zeiten am Freitag, mit viel Benzin im Tank, waren konkurrenzfähig. Für mich ist er ein ernsthafter Anwärter auf den Sieg im britischen Grand Prix."

Was Jos und Max Verstappen sagen

Jos Verstappen hingegen gehört zu denen, die die Pole seines Sohnes in Silverstone nicht auf dem Schirm hatten. Für ihn war nach dem Freitagstraining klar, dass zwar die Longruns vernünftig aussahen. Aber auf eine einzelne schnelle Runde galten andere als Favoriten. Die McLarens, vor allem, und, mit den jüngsten Updates, auch die Ferraris.

"Ich glaube, niemand hätte damit gerechnet", grinst Max, in einer Runde mit niederländischen Journalisten auf die Aussage seines Vaters angesprochen. "Zumindest niemand, der realistisch ist. Bei uns im Team gibt es immer ein paar Leute, die alles für möglich halten. Aber normalerweise funktioniert das nicht so."


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"Der Freitag war hart, es sah nicht gut für uns aus. Aber die Änderungen, die wir dann vorgenommen haben, haben sehr geholfen", erklärt Verstappen. Zuvor hatte er sich noch über "Untersteuern bis zum Mond" beschwert und über Bremsprobleme. Er war nicht der Einzige. Im windigen Silverstone hörte sich das Feedback der meisten Fahrer ähnlich an.

Im Qualifying habe sein RB dann endlich "besser eingelenkt, und ich dachte mir dann schon, dass wir nahe dran sind. Aber es hat dann wieder bis zur letzten Runde gedauert, bis wir alles zusammenbekommen haben. Die Balance war besser und ich konnte mehr attackieren. Wir sind mit viel weniger Downforce gefahren. Dadurch war ich auf den Geraden ein bisschen schneller - aber in den Kurven war es umso schwieriger."

Wie viel machen die neuen Teile aus?

Verstappens Ritt auf der Rasierklinge, mit weniger Downforce als die anderen durch Kurven wie Copse oder Becketts zu attackieren, bezeichnet Red-Bull-Teamchef Christian Horner als "brillant". Aber das Team habe dazu auch einen Beitrag geleistet: "Wir haben es heute geschafft, ihm ein gutes Auto hinzustellen. Gestern hatten wir noch Balanceprobleme."

"Wir haben neue Komponenten gebracht. Die haben zwar das geliefert, was wir wollten, aber die Balance hat nicht gepasst", erklärt Horner. Die Ingenieure hätten dann "über Nacht einen sehr guten Job gemacht. Sie haben die Balance in den Griff bekommen und Max ein Set-up gegeben, auf das er sich verlassen konnte. Und auf einer Strecke, die so stark von der Aerodynamik abhängt, hat er das auf die bestmögliche Weise umgesetzt."

Den subtilen Vorwurf, dass es Red Bull immer bewusst auf den allerletzten Schuss ankommen lasse, um dann ein kleines Verstappen-Wunder feiern zu können, quasi im Sinne einer spektakulären Show, verweist Horner ins Reich der Fabeln: "Wir machen das ja nicht mit Absicht! Wir würden liebend gern bessere Freitage haben. Aber es ist irgendwie zur Gewohnheit geworden, dass Freitage manchmal schwierig sind."

"Ich denke, das hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass unsere Simulationstools nicht immer exakt das widerspiegeln, was wir dann tatsächlich an der Strecke erleben. Dann muss man das direkt vor Ort wieder ausbügeln. Und genau das erleben wir gerade. In einem Bereich, in dem es um extrem feine Details geht, die durch das Reglement vorgegeben sind. Das Team an der Strecke und auch das Support-Team in Milton Keynes leisten da wirklich hervorragende Arbeit."

Horner habe aber schon vor der letzten Runde an eine Pole-Chance geglaubt, denn: "Im ersten Run hatte Max in Kurve 3 eine massive Windböe, die ihn im ersten Sektor komplett aus dem Rhythmus gebracht hat. Es fühlte sich so an, als ob da noch eine bessere Runde drinsteckt." Und "im zweiten Run hat sich dann alles stabiler angefühlt", bestätigt Verstappen zufrieden.

Ist Verstappen jetzt der Favorit auf den Sieg?

Sollte es in Silverstone trocken bleiben, hat Verstappen gute Chancen, den Sieg nach Hause zu fahren. Mit seinen flachen Flügeleinstellungen wird er auf den Geraden unter normalen Umständen nur sehr schwer zu überholen sein. Und in den schnellen Kurven kann er sich verteidigen, selbst wenn die McLarens und Ferraris mehr Downforce und damit mehr Grip haben.

Den Wetterbericht hat Verstappen auf seiner Seite. Bis etwa 13 Uhr Ortszeit könnte es laut aktuellen Prognosen regnen. Ab 14 Uhr soll es ziemlich sicher trocken bleiben, ab 16 Uhr könnte sogar die Sonne durchkommen. Rennstart ist um 15 Uhr Ortszeit.

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In der Weltmeisterschaft ist Silverstone für Verstappen so etwas wie das Rennen der letzten Chance. Sollte sein Rückstand von derzeit 61 Punkten weiter anwachsen, müsste schon ein Wunder passieren, dass er gegen McLaren in der zweiten Saisonhälfte noch eine Chance hat. Sollte er heute aber gewinnen, bliebe er womöglich noch im Rennen.

Für Horner ist der Gedanke an irgendwelche WM-Strategien nicht relevant. Aus Red-Bull-Sicht ist "jedes Rennen wie ein Endspiel im FA-Cup", grinst der Brite, der das gesamte Red-Bull-Team am Samstagabend zum Barbecue eingeladen hat. Die Stimmung ist also gut. Das war in den vergangenen 15 Monaten nicht immer so.

"Wir schauen gar nicht groß auf die WM-Tabelle. Wir haben uns für die erste Startreihe qualifiziert und den Rekord des legendären Lotus-Teams in Sachen Polepositions eingestellt. Jetzt versuchen wir, das in einen ganz besonderen Sieg umzuwandeln. Wenn es uns gelingt."

Zumindest laut Datenbank von Motorsport-Total.com ist Horners Aussage übrigens nicht ganz richtig. Red Bull Racing hält jetzt bei 107 Polepositions und liegt damit auf Platz 5 in der ewigen Bestenliste der Formel 1. Lotus (102), das Team des legendären Rennwagenbauers Colin Chapman, hatte man aber schon vor einiger Zeit überholt.

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