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Mini-Flügel gegen Untersteuern des Schreckens: So kam Max auf Pole
Red Bull gelingt beim Set-up in Silverstone eine bemerkenswerte Wende: Max Verstappen fuhr mit wenig Abtrieb auf die Pole - Was das fürs Rennen bedeutet
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat erneut ein Qualifying geprägt, das im Vorfeld alles andere als vielversprechend aussah. Mit einem sichtbar flach gestellten Heckflügel, der eher an Spa-Francorchamps erinnert, sicherte er sich die Poleposition zum Grand Prix von Großbritannien - dank Topspeed auf den Geraden und ohne zu gravierende Einbußen in den Kurven.
Der Polesetter zeigte sich vor allem erleichtert, dass die gravierenden Balanceprobleme vom Freitag über Nacht gelöst werden konnten. Für den Rest sorgte er wie so oft selbst.
Als Letzter auf die entscheidende fliegende Runde in Q3 gegangen, lieferte er ab. Trotz eines kleinen Power-Oversteer-Moments ausgangs der engen Kurve 4 fuhr er absolute Bestzeit im ersten Sektor, anschließend eine weitere absolute Bestzeit im zweiten mit einer sauberen Fahrt durch die Hochgeschwindigkeitskurven und die langgezogene Luffield.
Im dritten Sektor ließ er zwar knapp sieben Hundertstelsekunden im Vergleich zu seinem eigenen Bestwert liegen, verlor dort aber deutlich weniger als die Konkurrenz. "Ich musste es etwas schonend durch den dritten Sektor bringen", funkte Verstappen nach dem Umlauf.
Eine mögliche Erklärung dafür ist die Verschmutzung in der Vale-Kurve, aufgewirbelt von Lando Norris. Sowohl Oscar Piastri als auch Lewis Hamilton rutschten dort leicht weg. Verstappen hatte als Letzter möglicherweise das Glück, dass die Spur bei ihm schon wieder einigermaßen sauber war.
Low-Downforce-Lösung bringt die Wende
Wiedermal ist Verstappen und Red Bull ein echter Turnaround gelungen, denn am Freitag sah es bei weitem noch nicht so gut aus. Balanceprobleme quälten den Niederländer in den Freien Trainings. "An manchen Stellen war es heute schon deutlich anders", sagt er dazu.
"Ich hatte extrem viel Untersteuern, das uns überrascht hat, aber gleichzeitig auch Übersteuern. Das war schwer in den Griff zu bekommen. Heute haben wir das Untersteuern deutlich verbessert, und das hat mir erlaubt, härter zu pushen - denn Untersteuern ist in der Formel 1 einfach langsam. Das war der Schlüssel."
Verstappen zufolge war es logisch, in diese Richtung zu gehen: "Mit dem anderen Flügel waren wir gestern langsam, dazu kam extremes Untersteuern. Also mussten wir versuchen, das loszuwerden - und es hat funktioniert. Deshalb haben wir es dabei belassen. Mal sehen, was es morgen im Rennen bringt."
Hamilton zweifelt an magischer Balance-Änderung
Dennoch gab es einen kleinen Schock im ersten Versuch von Q3. Verstappen beschwerte sich lautstark über ein schwer zu fahrendes Auto. Plötzlich waren Über- und Untersteuern zurück. "Mein erster Versuch hat sich im Vergleich zu Q2 einfach komplett anders angefühlt", erinnert er sich.
"Dadurch war die Runde nicht besonders gut, aber ich hätte nie gedacht, dass ich noch fast vier Zehntel finden würde. Das hat geklappt, also bin ich zufrieden." Helmut Marko zufolge wurde zwischen den beiden Versuchen "eine Kleinigkeit" an der Abstimmung geändert.
Ferrari-Pilot Lewis Hamilton hält die Story hingegen für künstlich aufgeblasen. "Die kommen im zweiten Run Q3 immer aus dem Nichts und sind plötzlich schnell. Das ist doch keine große Überraschung mehr", sagt der siebenmalige Weltmeister bei Sky.
Helmut Marko ergänzt bei ServusTV, dass die Pole keine Überraschung sei: "Wir haben die erste Reihe erwartet. Wir haben am Freitag schon gesehen, wenn wir das Untersteuern wegkriegen, dann sind wir vorne dabei. Sukzessive ist die Balance besser geworden. Und dann kam natürlich wieder der Max-Faktor, eine unglaubliche Runde und wieder fehlerfrei."
Mit dem flachen Flügel geht Verstappen ein erhöhtes Risiko ein, sollte es am Sonntag regnen, und natürlich auch beim Reifenverschleiß, wo Red Bull ohnehin schon schlechter dasteht als der direkte Gegner McLaren.
Marko verweist zunächst einmal darauf, dass Verstappen aller Probleme zum Trotz im Longrun am Freitag am schnellsten gewesen ist. "Auch soll es morgen noch kühler sein. Also wir sehen dem relativ gelassen entgegen."
"Man wird es sehen, es wird ein spannendes Rennen, es ist alles sehr eng beisammen, man weiß nicht ein oder zwei Stopps, da ist alles drin. Aber es ist mal angenehm, wenn man von der Poleposition weg startet." Aber wenn es regnet? "Mit kleinen Flügeln und wenig Abtrieb müsste Max dann wirklich zeigen, was er kann."
Bei Sky gibt Verstappen noch seine Einschätzung der Gegner ab: "Ferrari ist unglaublich schnell in den Kurven, aber schnell auf den Geraden. McLaren liegt irgendwo in der Mitte. Wir sind schnell auf den Geraden, aber langsam in den Kurven. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich das ausgeht." Das sind erst einmal gute Nachrichten für ihn, denn im Zweikampf ist ein hoher Topspeed immer von Vorteil.
Sticht der neue Unterboden erst jetzt?
Ein weiterer Aspekt, der sich im Qualifying möglicherweise erstmals voll ausgezahlt hat, ist der neue Unterboden. Anders als in Spielberg - wo das Layout wenig Potenzial dafür bot - können die schnellen Kurven von Silverstone das Update besser zur Geltung bringen.
"Wie viel genau er gebracht hat, weiß ich nicht - aber etwas hat er definitiv gebracht. Ich bin über jedes Upgrade froh. Wir lernen ständig dazu, versuchen immer besser zu werden und schauen einfach von Rennen zu Rennen, was möglich ist", sagt Verstappen zu diesem Thema.
Marko ist sich sicherer: "Ja, es hat im Gegensatz zu Österreich wesentlich mehr gebracht. Und wie man weiß, ist mit diesen Autos heutzutage die Abstimmung dann nicht so leicht, wenn neue Teile kommen. In der Folge haben wir aber richtig gearbeitet und sind richtig froh und sind glücklich über diese Poleposition."