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"Kann mir nur selbst die Schuld geben": Bearman selbstkritisch
Oliver Bearmans kapitaler Aussetzer im dritten Freien Training macht seine Megaleistung im Qualifying zunichte - Er spricht von einem "sehr dummen Fehler"
(Motorsport-Total.com) - "Es ist ehrlich gesagt furchtbar. Ich kann nur mir selbst die Schuld geben." - Oliver Bearman entwertete beim Formel-1-Wochenende in Silverstone eine der stärksten Leistungen seiner bisherigen Karriere, bevor das Qualifying überhaupt losgegangen war.

© Sutton Images
Oliver Bearman zerlegte seinen Haas VF-25 unter roter Flagge am Boxeneingang Zoom Download
Im dritten Freien Training verlor der Haas-Pilot beim Einfahren in die Boxengasse die Kontrolle und krachte in die Mauer - und das unter roter Flagge. Der Zwischenfall wurde ihm zum Verhängnis: Zehn Plätze Gridstrafe und vier Strafpunkte auf der Superlizenz sind die Konsequenz.
Der Grund: Bearman verstieß gegen die Regeln bei einem Abbruch. Obwohl er das Tempo anfangs vorschriftsgemäß reduzierte, beschleunigte er im Bereich von Kurve 15 plötzlich stark - laut FIA sogar schneller als bei einer vergleichbaren Einfahrt bei einer vorherigen Rennsimulation - und flog mit rund 260 km/h ab.
Dass dabei kalte Reifen und Bremsen eine Rolle spielten, erkennt die Rennleitung an, wertet dies aber nicht als mildernden Umstand. Bearman nannte diese gleich nach dem Unfall am Funk als Grund.
Bearman: "Silly error, one that shouldn't happen"
Der 19-Jährige zeigt sich mittlerweile selbstkritisch. "Es ist ehrlich gesagt furchtbar. Ich kann nur mir selbst die Schuld geben", sagt er bei Sky. "Ein sehr dummer Fehler heute Morgen. Wir hatten sehr kalte Bremsen und Reifen, das habe ich nicht einkalkuliert - und als ich gebremst habe, war es zu spät."
Obwohl die Strafe gerechtfertigt sei, sei sie dennoch schmerzhaft, gibt Bearman zu. Vier Strafpunkte bringen ihn nun auf insgesamt acht innerhalb von zwölf Monaten - bei zwölf droht eine Sperre.
Q3 auf der Strecke - Startplatz 18 auf dem Papier
Umso beeindruckender ist, was Bearman am Nachmittag im Qualifying gelang: Mit nur einem frischen Reifensatz in Q2 schafft er den Sprung in die Top 10 und qualifizierte sich für Q3. Dort fuhr er auf den achten Platz - eine Leistung, die ihm vor dem Wochenende kaum jemand zugetraut hätte.
Auch er selbst nicht: "Wir haben dieses Wochenende ein Upgrade gebracht. Dass wir aus eigener Kraft ins Q3 gekommen sind, ist großartig. Ich bin sehr stolz auf das Team", betont er.
Dennoch überwiegt die Enttäuschung, denn sein Startplatz befindet sich in Reihe neun: "Ich habe mein Team heute im Stich gelassen. Ich wünschte, ich könnte die Uhr zurückdrehen - aber das geht nicht. Jetzt müssen wir daraus lernen und schauen, was im Rennen noch geht."
Ralf Schumacher: "Ein Fehler, der ihm nur einmal passiert"
Auch Sky-Experte Ralf Schumacher ordnet den Vorfall als lehrreich ein: "Unglaublich, welche Pace er heute hatte. Wenn ein junger Fahrer versucht, das Optimum herauszuholen, passieren solche Fehler. Aber nur einmal - davon bin ich überzeugt. Natürlich war es unter roter Flagge gefährlich, deshalb ist die Strafe berechtigt. Aber ich würde ihm keinen Vorwurf machen."
Schumacher lobt insbesondere Bearmans Umgang mit der Situation und seine fahrerische Reife: "Man darf nicht vergessen, dass er hier nicht mit den besten Voraussetzungen unterwegs ist. Aber das war heute eine Visitenkarte."
Rennen als Schadensbegrenzung
Trotz Startplatz 18 schöpft Bearman Hoffnung für den Sonntag. Dass er sich im Qualifying überhaupt so weit vorne platzieren konnte, sei ein Indikator für eine starke Rennpace: "Normalerweise sind wir im Rennen sogar besser als im Qualifying. Wenn das so bleibt, ist alles drin."
Auch die strategische Flexibilität von Haas könnte ihm in die Karten spielen. Teamkollege Esteban Ocon hatte in der Vergangenheit bereits mit cleveren Entscheidungen überrascht. Bearman: "Das Auto fühlt sich gut an - das Beste, das ich je hatte. Jetzt schauen wir, was wir im Rennen draus machen."
Apropos Ocon: Der Franzose hatte in Q2 eine abenteuerliche Szene mit Max Verstappen, als dieser gerade auf einer schnellen Runde von hinten kam. Bearman musste Kurve 3 mit stehenden Rädern anbremsen, um noch einigermaßen Platz zu machen.
"Es gab eine kleines Kommunikationsproblem. Max kam von hinten und ich musste heftig abbremsen, um ihn nicht zu behindern. Dabei habe ich mir einen Bremsplatten eingefahren. Deshalb war die Runde nicht gerade toll. So wurde er Letzter in Q3 und startet wegen der Strafe gegen Bearman von Platz 14.