• 29. Juni 2025 · 10:25 Uhr

Wie konnte bei Red Bull und Verstappen "alles auseinanderfallen"?

Max Verstappen stellte nach dem Qualifying in Österreich fest, dass bei Red Bull "alles auseinandergefallen" sei: Aber was steckt konkret dahinter?

(Motorsport-Total.com) - Platz sieben und Platz 18 - das sind wahrlich keine Startpositionen, die Red Bull auf dem Heimkurs in Spielberg im Vorfeld unterschrieben hätte. Yuki Tsunoda schied bereits in Q1 aus, und auch Max Verstappen konnte sich im Qualifying keine Sekunde in den Kampf um die Pole einmischen.

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Für Max Verstappen lief im Qualifying wenig zusammen Zoom Download

Natürlich half die späte Gelbphase, ausgelöst durch Pierre Gasly, nicht. Red Bull rechnete sich ohne dieses Problem Startplatz drei aus, doch Verstappen wollte es gar nicht auf Pech schieben. Im Gegenteil: Seine Analyse nach der Session war eindeutig: "Mit den höheren Streckentemperaturen und dem Wind ist alles auseinandergefallen."

Warum litt Red Bull so sehr unter der Hitze?

Es ist kein Geheimnis, dass der RB21 bei Hitze nicht besonders gut funktioniert - normalerweise bezieht sich das allerdings vor allem auf die Rennpace. Je wärmer es ist, desto schneller überhitzen die Hinterreifen, und desto größer wird der Rückstand auf McLaren.

Diesmal war das Problem aber schon auf eine schnelle Runde spürbar. Laut Pirelli lag das nicht vorrangig an der Überhitzung der Hinterreifen - Beschwerden gab es in dieser Hinsicht nicht.

"Nein, auf eine Runde war es temperaturmäßig eigentlich im Rahmen", sagt Motorsportchef Mario Isola. "Wir haben keine Beschwerden erhalten, dass die Reifen im letzten Sektor außerhalb ihres Temperaturfensters waren. Die Outlap war wie immer entscheidend - aber das ist sie an jedem Wochenende."

Wenn also keine Überhitzung der Reifen das Hauptproblem war, muss der Grund tiefer liegen. Das Auto als Ganzes ist aus dem optimalen Arbeitsfenster gefallen. Das kann einerseits an Set-up-Änderungen liegen - doch Verstappen sagte gegenüber den Medien, dass daran eigentlich nicht viel gemacht wurde.

"Nein, wir haben das Auto nicht angerührt. Nur ein paar ganz kleine Änderungen, aber das sollte die Balance des Autos eigentlich nicht beeinflussen. Das ist machbar, aber mit den höheren Streckentemperaturen und dem Wind ist alles auseinandergefallen."

Verstappen bezieht sich dabei auf den Zustand nach dem dritten Freien Training. Zwischen Freitag und Samstag wurde aber durchaus gearbeitet, weil er sich am Freitag über Untersteuern beklagt hatte.

Wer anpasst, hat Recht?

Laut Teamquellen zielten die Änderungen ausschließlich darauf ab, das Fahrgefühl und damit die Gesamtschnelligkeit zu verbessern. Und tatsächlich: Im dritten Training funktionierte das Set-up augenscheinlich, Verstappen war zwar nicht ganz zufrieden, verkleinerte seinen Rückstand auf McLaren aber auf rund zwei Zehntel pro Runde.

Am heißen Samstagnachmittag funktionierte das Gesamtpaket allerdings plötzlich überhaupt nicht mehr. Das könnte an der Reifen-Auto-Interaktion liegen - aber Pirelli sieht die Sache differenzierter. "Einige Teams sagten uns, dass sie mit der Balance kämpften. Ich denke, das liegt daran, dass sie die Hinterreifen für die Longruns schützen und gute Traktion erhalten wollten", erklärt Isola.

"Dabei haben sie es mit der Vorderachse etwas übertrieben. Die Performance auf eine Runde ist eben etwas anderes als die Rennpace", so der Italiener.

Auf die Frage, ob sich das Verhalten des Soft-Reifens durch die Hitze stark verändert habe, da sich Red Bull mit dem Set-up in FT3 noch wohlfühlte, im wärmeren Qualifying aber nicht mehr, antwortet Isola: "Nach meinen Informationen - ohne Vertrauliches preiszugeben - sieht es so aus, als hätten Teams, die ihr Set-up an die Bedingungen angepasst haben, bessere Ergebnisse erzielt als jene, die stärker am Freitag-Set-up festhielten."

Und das ist interessant. Isola präzisiert, dass er damit auf die Anpassung an die Hitze, also die höheren Streckentemperaturen, anspielt. Red Bull scheint das nicht gezielt getan zu haben. Die Anschlussfrage lautet aber: Ist das mit dem RB21 überhaupt möglich?

Arbeitsfenster weiterhin zu klein - und kaum zu beheben?

Diese Situation unterstreicht vor allem, dass das Set-up-Arbeitsfenster des RB21 extrem klein ist. Das war bereits beim Auto des Vorjahres ein Problem - und ist es auch jetzt noch.

Das Update am Unterboden hat daran nichts geändert, auch wenn der Hauptteil dieses Updates erst nächste Woche in Silverstone kommt. Motorsport-Total.com hat erfahren, dass auch bei den darauffolgenden Rennen noch neue Teile kommen - ab der Sommerpause liegt der Fokus dann aber komplett auf 2026.

Red Bull versucht derzeit, über den Reifendruck etwas Spielraum zu gewinnen - innerhalb der erlaubten Grenzen. Doch das ist logischerweise keine nachhaltige Lösung.

Und genau diese nachhaltige Lösung scheint in dieser Saison nicht mehr realistisch zu sein. Schon im Winter nannten Helmut Marko und Christian Horner das kleine Set-up-Fenster als eines der Hauptprobleme - und Marko hat durchblicken lassen, dass man es bis heute nicht wirklich in den Griff bekommen hat.

Der Kontrast zu McLaren ist frappierend. Der MCL39 funktioniert auf allen Streckentypen, mit allen Reifenmischungen und unter allen Bedingungen. Red Bull hingegen braucht ganz bestimmte Voraussetzungen, um konkurrenzfähig zu sein.

Technikchef Pierre Wache erklärte bereits letztes, dass es immer ein Kompromiss sei. Die Vergrößerung des Arbeitsfensters gehe zulasten der Peak-Performance eines Autos. "Natürlich will man das als Ideal, aber man weiß auch, dass die Gesamt-Performance sinkt, wenn man das Fenster vergrößert", so Wache damals.


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"Ich werde die Gesamt-Performance nicht opfern, nur um die Bedienung einfacher zu machen. Man kann sie etwas senken, um den Fahrern zu helfen - aber nicht, um den Ingenieuren die Arbeit zu erleichtern."

Das Ziel sei es, für jede Strecke das optimale (wenn auch kleine) Fenster zu finden - doch das erweist sich auch 2025 als äußerst schwierig. Das Österreich-Qualifying ist das neueste Beispiel dafür.

McLarens großer Vorteil

Es ist einer der entscheidenden - und nicht zu unterschätzenden - Bereiche, in dem McLaren der Konkurrenz derzeit überlegen ist. Zugegeben: Kanada lief nicht ganz so rund für den MCL39, aber selbst dort fuhren die McLaren-Piloten noch die besten Longruns - wenn auch knapp.

Die anderen Topteams haben diese Konstanz nicht in gleichem Maße und operieren allesamt mit deutlich kleineren Arbeitsfenstern.


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Ferrari etwa hatte Rennen, in denen man völlig abfiel. Bei Mercedes ist die Hitze weiterhin ein Problem. Und Red Bull wurde in Spielberg nun ebenfalls unsanft auf den Boden der Tatsachen geholt.

Genau das macht es so schwierig - und laut Verstappen sogar unrealistisch -, die Saison noch zu drehen. Red Bull fehlt im Vergleich zu McLaren nicht nur die reine Pace (und das Reifenmanagement), sondern zusätzlich auch noch ein deutlich größeres Arbeitsfenster.

Da beides zusammenhängend ist, wie Wache erklärt hat, erscheint es unrealistisch, beides in wenigen Rennen vor der endgültigen Konzentration auf 2026 noch zu lösen. Das Qualifying in Österreich spricht jedenfalls eine deutliche Sprache.

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