"Richtig große Klatsche": Gelb- und Zeitenfrust bei Red Bull in Spielberg
Max Verstappen hatte bei seinem siebten Platz im Qualifying in Spielberg Pech mit einer gelben Flagge, doch aus ohne wäre der Abstand zu McLaren enorm
(Motorsport-Total.com) - Für Max Verstappen verlief das Qualifying zum Formel-1-Rennen in Österreich (hier live im Ticker verfolgen) äußerst enttäuschend. Der viermalige Weltmeister kam in seinem Red Bull am Samstag nicht über Startplatz sieben hinaus und lag damit sogar hinter dem Racing Bulls seines geschassten Ex-Teamkollegen Liam Lawson.
Schon der erste Q3-Versuch reichte nur zum vorläufigen sechsten Platz aus, der mit wuchtigen 0,661 Sekunden Rückstand einherkam. Doch es sollte nicht besser werden, denn einen zweiten Versuch bekam Verstappen gar nicht. Anfangen durfte er seine Runde zwar, aufgrund von gelben Flaggen musste er den Versuch dann aber abbrechen.
Auslöser war Pierre Gasly, der sich in der Schlusskurve gedreht hatte und eine Verbesserung Verstappens verhinderte. "Da musst du natürlich bremsen und dann ist die Runde vorbei", ärgert sich der Niederländer bei Sky.
Die Frage bleibt natürlich, was Verstappen ohne die gelbe Flagge hätte bewerkstelligen können. Die erste Startreihe wäre es vermutlich nicht geworden, doch die zweite hätte es laut ihm durchaus werden können.
Wo hätte Verstappen landen können?
Teamchef Christian Horner ist da sogar optimistischer: "Gemäß der prognostizierten Zeit hätte er vermutlich eine Zeit gefahren, die ihn in die erste Startreihe gebracht hätte - zumindest auf Platz drei", sagt er.
Ein Blick auf die Daten zeigt, dass Verstappen im ersten Sektor sechs Hundertstel schneller war als auf seiner ersten Runde (1:04.929), im zweiten Sektor waren es etwas mehr als zwei Zehntel. Das heißt, wenn man von knapp drei Zehnteln nach zwei Sektoren ausgeht und er im letzten Sektor noch ein wenig mehr herausholt, dann wäre man laut Horner bei einer Zeit im Bereich von 1:04.4 oder 1:04.5 Minuten.
Leclerc war als Zweiter eine Zeit von 1:04.492 gefahren, Lewis Hamilton als Vierter 1:04.582 - ein Top-3-Ergebnis erscheint daher nicht unrealistisch.
Doch selbst wenn Verstappen diese Zeit geholt hätte: An Lando Norris wäre er niemals herangekommen, denn der drückte Leclerc mehr als eine halbe Sekunde Rückstand auf, die auch Verstappen gefehlt hätte. "Das ist auf dieser kurzen Strecke eine richtig große Klatsche, die wir da kriegen", muss Motorsportkonsulent Helmut Marko im ORF einsehen.
Eigentlich hatte Red Bull gehofft, mit einem Update noch einmal nah an McLaren heranzurücken und die WM noch einmal spannend zu machen, doch das Ergebnis von Spielberg ist ernüchternd.
Temperaturen helfen Red Bull nicht
Bei der Ursachensuche landen alle Beteiligten zuerst bei den deutlich wärmeren Temperaturen als am Vortag. "Ich denke, es ging hauptsächlich um die Temperatur", bestätigt Horner. "Die McLarens sind hier sehr schnell, das sieht man deutlich - und die Bedingungen mit den Temperaturen spielen ihnen in die Karten."
"Für unser Auto ist das nicht gut", weiß Verstappen, der vor allem über große Probleme mit dem Grip klagte. "Ich hatte nicht erwartet, dass es im Qualifying so schlimm sein würde. Das ist etwas, was wir analysieren müssen", sagt er und kennt die Gründe dafür nicht. "Ich wünschte, ich wüsste es. Im Moment ist es aber schwierig zu wissen."
Gefragt, ob es vielleicht am Upgrade lag, winkt er ab: "Ich möchte nicht über die Upgrades sprechen, weil ich nicht glaube, dass nur die Upgrades all dies verursacht haben. Wir haben einfach einen Schritt zurück gemacht, und das willst du im Qualifying nicht haben."
Set-up-technisch hatte Red Bull das Auto im Vergleich zum dritten Training, in dem Verstappen mit zwei Zehnteln Rückstand Dritter wurde, nur marginal verändert: "Das sollte die Balance des Autos eigentlich nicht beeinflussen. Das ist machbar, aber mit den höheren Streckentemperaturen und dem Wind ist alles auseinandergefallen."
Podium aus eigener Kraft nicht drin?
Für das Rennen macht sich Verstappen daher wenig Hoffnung, weil es erneut recht warm werden soll und eine einfache Anpassung am Flügel, die man vornehmen darf, nicht ausreichen würde, um das Problem zu beheben. "Und bislang waren wir in den Rennen nie konkurrenzfähiger als im Qualifying."
Ein Podium wird laut ihm "schwierig zu erreichen" sein und auf McLaren "schaue ich überhaupt nicht". Und auf die Meisterschaft schon gar nicht.
Auch Marko ist nach dem schlechten Qualifying skeptisch. Um nach vorne zu kommen, müsse sich Red Bull "etwas Aggressives einfallen lassen", bei der Hitze dürfte man aber "wahrscheinlich auf keinen Fall" den Soft-Reifen nehmen. "Leicht wird es nicht", meint der Österreicher. "Also ein Podium sehe ich derzeit nicht bei einem normalen Rennverlauf in Sicht."
Doch wie die Formel 2 und die Formel 3 gezeigt haben, ist bei einem turbulenten Rennverlauf vielleicht auf andere Art und Weise etwas drin. "Und je mehr Ereignisse, je mehr Unruhe im Feld, umso besser ist die Routine, die der Max dann ausspielen kann", sagt er. "Aber aus eigener Kraft schaffen wir kein Podium."