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Oscar Piastri: "Hätten wir mit dem Medium die Pole geholt? Vielleicht!"
Oscar Piastri wollte sich nach seinem Trainingsunfall nicht auf einen Poker mit Mediumreifen einlassen, nimmt aber auch Rang drei erst einmal gerne mit
(Motorsport-Total.com) - Am Ende war Oscar Piastri am Samstag im Qualifying zum Formel-1-Rennen in Montreal (hier live im Ticker verfolgen) der Schnellste - aber eben nur der Schnellste auf den Softreifen. Für die Poleposition hat dieser Umstand in Kanada aber nicht gelangt, die ging mit zwei Zehnteln Vorsprung an Mercedes-Pilot George Russell.
Und auch Platz zwei ging mit Max Verstappen an einen Fahrer, der seine entscheidende Q3-Zeit auf den Mediumreifen gefahren war. Piastri musste sich hingegen mit dem dritten Platz begnügen. Angesichts seines bis dahin durchwachsenen Wochenendes kann der McLaren-Pilot damit aber sehr gut leben.
"Ehrlich gesagt bin ich mit Rang drei hier ziemlich glücklich", sagt der WM-Spitzenreiter nach dem Qualifying. Denn in den Trainings war es für ihn zuvor überhaupt nicht gut gelaufen. Im Training am Vormittag war er mit seinem MCL39 sogar in die Wall of Champions geknallt.
"Wir hatten bisher an diesem Wochenende Schwierigkeiten. Im Qualifying haben wir unseren Rhythmus etwas besser gefunden und es wurde wieder etwas normaler", sagt er. "Das Auto hat wieder funktioniert."
Piastri wollte auf Nummer sicher gehen
Natürlich stellt sich auch Piastri die Frage, was gewesen wäre, wenn auch er mit den Mediums gefahren wäre. Die Idee sei immer im Hinterkopf gewesen, aber wirklich in Erwägung zog man es nicht - "zumindest ich nicht", sagt der Australier.
Denn nach seinem Crash im Training wollte er lieber auf Nummer sicher gehen und einen sauberen Run auf den gleichen Reifen machen - "keine zusätzlichen Variablen, die es noch schwieriger hätten machen können. Dabei sind wir geblieben", so Piastri.
"Ich denke, das war bisher unsere Stärke in diesem Jahr: unserem Plan treu bleiben und das tun, was für uns am besten ist. Wären wir mit dem Medium auf Pole gewesen? Vielleicht. Aber es besteht auch das Risiko, dass es schiefgeht und wir schlechter dastehen als jetzt. Deshalb bin ich ziemlich zufrieden."
Teamchef Andrea Stella sagt, dass es bei dem C6-Reifen immer die Überlegungen gibt, dass der C5-Reifen etwas schneller sein könnte. "Der C6 hat vielleicht mehr Grip, aber er ist schwerer zu nutzen", meint der Italiener.
"Wir haben ein bisschen in den Trainings getestet und gesehen, dass sich unser Auto und unsere Fahrer auf dem C6 relativ wohlfühlten. Also haben wir uns für eine 4-1-2-Zuteilung entschieden: vier Soft, ein Medium und zwei Hard. Und wir sind dabei geblieben, im Qualifying nur den Soft zu benutzen, ohne Variationen."
Denn es könne die Fahrer verunsichern, wenn man von einer Mischung auf die andere wechselt.
Wird der Medium im Rennen noch zum Vorteil?
Und ob der Medium wirklich einen Vorteil gebracht hat, ist für den Italiener schwer zu sagen. "Sicher konnten George und Max gute Zeiten mit dem Medium fahren. Aber fairerweise waren sie das ganze Wochenende schnell. Es ist also schwer zu sagen, ob die Pole an den Medium lag oder daran, dass Mercedes, wie erwartet, auf dieser Strecke sehr konkurrenzfähig war", so Stella.
Zudem hätte ein Einsatz des Mediums noch einen Nachteil bedeutet, wie er einwirft. Denn: Der Satz wird morgen im Rennen verwendet, und dann hätte man keinen frischen Satz mehr gehabt. "Und mit dem Abbau, den wir im Rennen erwarten, könnte das etwas Performance kosten", meint der Teamchef.
"Wir werden morgen sehen, was die richtige Strategie war. Aber für unser Auto war der Medium nicht unbedingt klar der schnellere Reifen auf eine einzelne Runde."
Im Rennen wird sich Piastri wohl vor allem mit Russell und Verstappen vor ihm auseinandersetzen müssen, will er das Rennen gewinnen. Und obwohl es für ihn am Freitag in keinem Run wirklich gut aussah, ist er optimistisch, dass er den Kampf aufnehmen kann.
"Ich fühle mich jetzt definitiv wohler als heute Morgen oder gestern. Unsere Pace an den Renntagen ist normalerweise unsere Stärke", sagt er. "Die beiden neben mir waren gestern in den Longruns sehr schnell, also wird es sicher kein Selbstläufer. Aber wir sind definitiv im Kampf dabei."
Wo ist die Dominanz von McLaren hin?
Trotzdem ist Kanada aus Sicht von McLaren bislang ein ungewöhnliches Wochenende. Von der bisherigen Dominanz ist nichts zu sehen, stattdessen hinkt man den Gegnern so ein wenig hinterher. Hat die Konkurrenz die Lücke mittlerweile geschlossen?
Piastri würde in das Ergebnis nicht zu viel interpretieren: "Abgesehen von ein oder zwei Qualifyings war es aber auch sonst meistens sehr eng", meint er. "Heute kam noch die zusätzliche Komplikation mit den Medium- und Softreifen dazu." Zudem sei Mercedes auch im vergangenen Jahr stark gewesen.
"Es gibt tausend mögliche Gründe. Aber gestern waren wir im Hintertreffen. Selbst heute Morgen war ich persönlich nicht besonders glücklich. Im Qualifying war es dann wieder das übliche enge Duell. Das ist eben der Preis, den man zahlt, wenn man nicht von Anfang an alles zusammenbekommt", sagt er.
"Da fehlt dann vielleicht das halbe Zehntel, und das kann den Unterschied ausmachen. Mehr oder weniger war das heute der Fall. Der Abstand war natürlich größer, aber es gab noch andere Faktoren. Wir waren also im Kampf, haben aber den Preis für ein etwas unruhiges Wochenende bezahlt."