McLaren-Teamchef Stella über P7 von Norris: "Lando wollte einfach zu viel"
Für Lando Norris endet das Kanada-Qualifying mit einer Enttäuschung und nur dem siebten Startplatz - McLaren-Teamchef Andrea Stella nimmt seinen Fahrer in Schutz
(Motorsport-Total.com) - McLaren-Pilot Lando Norris zeigt im Qualifying zum Großen Preis von Kanada (Ergebnis) einmal mehr Nerven und erlaubt sich in beiden Versuchen einen Fehler, sodass am Ende nur der siebte Startplatz herausspringt. "Es ist einfach so, dass Lando zu viel wollte", analysiert Teamchef Andrea Stella.

© Sutton Images
McLaren-Pilot Lando Norris hat im Qualifying gleich zwei Fehler gemacht Zoom Download
"Trotz der Schwierigkeiten mit dem Auto war Lando das ganze Wochenende über ziemlich konkurrenzfähig", erinnert der Italiener daran, dass der Montreal-Freitag für McLaren "definitiv der schlechteste des Jahres" war, insbesondere mit Blick auf das Qualifying. McLaren hat es in Montreal deutlich schwerer als bei anderen Rennen.
Umso mehr lobt Stella die Leistung seines Piloten. "Es war ziemlich beeindruckend, dass er in Q2 nur mit gebrauchten Reifen gefahren ist und es trotzdem in Q3 geschafft hat", erinnert der McLaren-Teamchef. "Wir waren deshalb recht optimistisch für Q3."
Norris war "definitiv auf Kurs zur Pole"
Doch der dritte Teil der Qualifikation wurde für Norris zum Rückschlag: Im ersten Versuch musste der Brite nach einem Verbremser in der letzten Kurve die Schikane abkürzen, auf der zweiten Runde touchierte der McLaren-Pilot am Ausgang von Kurve 7 sogar die Mauer.
"Er hatte das Gefühl, dass die Geschwindigkeit da war, aber auf dieser Strecke kann es teuer werden, wenn man zu sehr pusht. Genau das ist passiert", analysiert Stella. "Die Geschwindigkeit war da, auch in seinem letzten Versuch, bei dem er die Wand berührte."
Bis zu diesem Moment sei Norris "definitiv auf Kurs für die Pole" gewesen, betont der McLaren-Teamchef. "Das Tempo war also vorhanden. Wir müssen nur noch daran arbeiten, dass man manchmal akzeptieren muss, nicht immer 100 Prozent geben zu können, besonders dann, wenn kleine Fehler so teuer werden können."
Wieder "Fehler im entscheidenden Moment"
Kritik gibt es dafür von Sky-Experte Timo Glock. "Jetzt hatte er eigentlich das Momentum auf seiner Seite bis zum Qualifying, war deutlich einen Schritt vor Oscar Piastri und macht dann im entscheidenden Moment wieder den Fehler", sagt der ehemalige Formel-1-Pilot.
Das bringe ihn für das Rennen in eine schwierige Ausgangsposition, während sich Teamkollege Oscar Piastri erneut im Vorderfeld positionieren kann. "Auch wenn das vielleicht nicht seine Lieblingsstrecke ist, holt er aber erneut das Maximum heraus und verschafft sich eine gute Ausgangslage, um wieder Punkte mitzunehmen."
"Und Norris muss wieder kämpfen, um im Rennen überhaupt auf Schlagdistanz zu Piastri zu sein", meint Glock. "Und das darf ihm eben, wie immer, in den entscheidenden Momenten nicht passieren. Er versucht, irgendwie noch ein Lachen im Gesicht zu haben, aber er weiß, dass es am Ende wieder an ihm gelegen hat."
Im dritten Training hatte sich Norris sogar die Bestzeit geschnappt, galt von den beiden McLaren-Piloten eigentlich als Favorit für das Qualifying. Doch die beiden Fehler machten alle Hoffnungen zunichte. "Und das bringt dir natürlich dann einfach immer wieder dieses Negativmomentum", weiß der Sky-Experte.
Jetzt müsse sich Norris wieder den Fragen der Presse stellen und erklären, wieso er diesen Fehler gemacht habe, erinnert Glock. "Und das hindert ihn an dem Schritt nach vorne", glaubt der Ex-Formel-1-Pilot. "Das sind eben genau die Themen, die wir immer wieder ansprechen."
Norris hat "sofort die Quittung bekommen"
Und wie rechtfertigt sich Norris für seine Fehler? "Es ist eine Strecke, auf der es sehr leicht ist, nur ein Prozent zu viel zu pushen und dafür sofort die Quittung zu bekommen. Genau das ist mir heute passiert", räumt der McLaren-Pilot ein. Es seien zwei Fehler gewesen, die "mich wohl einiges gekostet haben".
Der derzeitige WM-Zweite hofft nun auf ein chaotisches Rennen, um Plätze gutmachen zu können. "Das würde mein Rennen auf jeden Fall interessanter machen. Und je mehr sich [am Sonntag] für mich ergibt, desto besser", ahnt der 25-Jährige, dass es nicht einfach wird.
"Es ist nicht so wie auf anderen Strecken, wo wir ganz vorne, auf eins und zwei, durchmarschieren. Es wird also schwieriger werden, aber jede Möglichkeit, die sich bietet, wird sehr willkommen sein", sagt Norris. "Wir waren eindeutig nicht so schnell wie sonst."
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"Ich denke, das liegt vor allem an der Streckencharakteristik. Die Autos funktionieren insgesamt recht gut, und ich war während des gesamten Qualifyings zufrieden", verrät Norris. "Vielleicht war es heute nicht das Auto, um auf die Pole zu fahren, aber es war gut genug, um vorne dabei zu sein und um die Top 3 zu kämpfen."
McLaren-Pilot ehrlich: "Podium wird schwierig"
Das stellte sein Teamkollege Oscar Piastri unter Beweis, der hinter Mercedes-Polesetter George Russell und Red-Bull-Pilot Max Verstappen auf den dritten Startplatz gefahren ist. Aber: "Ein Podium wird schwierig, einfach weil wir nicht das Tempo haben wie in den letzten Rennen", sagt Norris.
Als einen der Gründe dafür nennt der Brite den mangelnden Grip, weil der Circuit Gilles-Villeneuve keine permanente Rennstrecke ist. "Das ist wohl der wichtigste Punkt. Dadurch bekommt man das Fahrzeug-Set-up nie so gut abgestimmt wie auf anderen Strecken."
Das sehe man auch an den Rundenzeiten, die sich vom ersten Training bis zum Qualifying um vier Sekunden verbessert hätten. "Dazu kommen das Überfahren der Randsteine und die Bodenwellen, die uns scheinbar mehr zu schaffen machen als anderen", grübelt der McLaren-Fahrer.
"Natürlich hoffe ich, dass noch ein bisschen was passiert, aber ich bin nicht so zuversichtlich wie auf anderen Strecken", ist Norris ehrlich. "Aber wir haben einfach nicht das beste Auto. Es wird also ein Kampf werden, um nach ganz vorne zu kommen."