Wolff über Ausraster: "Haben so etwas von Max seit Jahren nicht gesehen"
Max Verstappen schwankt in Barcelona mal wieder zwischen Genie und Wahnsinn: Während George Russell das nicht nachvollziehen kann, sieht Toto Wolff "ein Muster"
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen außer Rand und Band: Der Niederländer schadet mit seinem Rammstoß gegen George Russell in Spanien am Sonntag nicht nur seiner Reputation, sondern auch seinem Punktekonto in der WM. Sein Unfallgegner kann sich darauf keinen Reim machen: "Max ist ein herausragender Fahrer, zu dem viele aufschauen. Es ist einfach schade, dass so etwas immer wieder passiert", urteilt Russell bei Sky: "Es wirkt völlig unnötig - und sich selbst hilft er damit auch nie."
Allein: Zumindest Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht hinter Verstappens Ausrastern ein gewisses Schema, das ihm nicht ganz neu vorkommt: "Bei den ganz Großen, egal ob im Motorsport oder anderen Sportarten, erkennt man ein Muster: Sie brauchen oft das Gefühl, dass die ganze Welt gegen sie ist, um auf ihrem absoluten Top-Niveau zu performen", glaubt der Wiener.
"Deshalb erkennen sie manchmal nicht, dass die Welt gar nicht gegen sie ist, sondern dass sie selbst vielleicht einfach einen Fehler gemacht oder es vermasselt haben", sagt der Mercedes-Boss, der sich am Sonntag in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt: "Solche Momente haben wir bei Max seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Natürlich erinnere ich mich an 2021, als das häufiger vorkam. Aber woher das genau kommt, weiß ich nicht."
"Mad Max": Auf Austin folgt Mexiko, auf Imola Barcelona
Auch Russell wundert sich über das stetige Schwanken des Weltmeisters zwischen Genie und Wahnsinn, wenngleich ihm dafür durchaus einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit im Gedächtnis geblieben sind: "In Austin letztes Jahr hat er einige der besten Überholmanöver überhaupt gezeigt. In Mexiko ist er sich dann ein Stück weit selbst im Weg gestanden", erinnert Russell an den Endspurt 2024.
Mit Blick in die Gegenwart meint er: "In Imola war es dann wieder eines der beeindruckendsten Manöver, das wir alle seit Langem gesehen haben. Und dann passiert heute so etwas." Der Mercedes-Pilot glaubt: "Das hat ihn und sein Team eine Menge Punkte gekostet. Charles [Leclerc] und ich haben in den letzten beiden Runden dann massiv an Pace verloren - vielleicht hätte er sogar noch ums Podium kämpfen können."
Absichtliches Foul? Russell: "Liegt an den Stewards"
Das Gespräch mit Verstappen will der Brite, gerade auch in seiner Funktion als GPDA-Direktor, aber nicht suchen, sagt dazu: "Ich bin in diesem Fall selbst zu sehr involviert, um im Namen der Fahrer eine Meinung abzugeben." Außerdem drehe sich bei ihm nicht alles um Verstappen: "Wie gesagt, ich werde deswegen keine schlaflosen Nächte haben. Wir haben unsere eigenen Probleme, nämlich unser Auto schneller zu machen."
Das für viele Experten zu geringe Strafmaß von nur zehn Sekunden gegen Verstappen, will dessen Unfallgegner deshalb auch nicht bewerten: "Letztlich liegt es an den Stewards zu entscheiden, ob es Absicht war oder nicht", sagt Russell und fügt hinzu: "Das ist ehrlich gesagt nicht meine Entscheidung. Im Moment verschwende ich keinen Gedanken daran, weil wir genug mit unseren eigenen Themen beschäftigt sind."
Mit Blick auf den Rennverlauf am Sonntag erklärt Russell: "Wir wären heute wahrscheinlich auch so Vierter geworden, nur wohl vor Charles und hinter Max. Dann kam am Ende aber das Safety-Car und hat alles durcheinandergewürfelt." Und damit eine Kettenreaktion ausgelöst, an deren Ende der Weltmeister mal wieder die Fassung verlor...