Sainz befürchtet: Teamkollegen-Tricks durch Zweistopp-Pflicht in Monaco?
Die Fahrer sind gespannt, wie sich die neuen Regeln auf das Rennen in Monaco auswirken - Wird es mehr Teamtaktik geben oder werden Fahrer Risiko gehen?
(Motorsport-Total.com) - Sorgt die neue Regel mit zwei verpflichtenden Stopps in Monaco für eine Lotterie und vielleicht sogar ungeahnte Teamtaktiken? Das fürchtet Williams-Pilot Carlos Sainz, der gespannt ist, welche Auswirkungen diese neue Regel haben wird, die in Monaco für etwas zusätzliche Würze sorgen soll.
"Es gibt in Monaco immer ein gewisses Lotterie-Element. Ich denke, dieses Jahr wird dieses Element etwas größer sein, weil es zwei Stopps statt nur einen geben muss", sagt Sainz.
"Ich denke, jeder, der nicht auf Pole startet, begrüßt den Zwei-Stopp. Der Einzige, der fluchen wird, ist derjenige, der auf Pole steht - ausgerechnet in dem Jahr, in dem ein Pflicht-Zwei-Stopp-Rennen eingeführt wird und viele Unbekannte möglich sind."
Die Regel öffnet den Fahrern möglicherweise Tür und Tor für ein paar unerwartete Taktiken. Es gibt Spekulationen, dass Fahrer mit schlechterer Startposition früh zweimal stoppen und danach auf dem harten Reifen durchfahren könnten.
Ocon: Leute werden aggressiver fahren
"Im Grunde ist das, was wir in Imola versucht haben", sagt Haas-Pilot Esteban Ocon. "Ich denke, es wird definitiv mehr Szenarien als sonst geben. Und wahrscheinlich auch mehr Recovery-Strategien. Als Fahrer willst du da eigentlich nie drin sein, weil du versuchst, etwas wieder aufzuholen, was du vorher nicht bekommen hast. Und ein Teil davon ist einfach Glück."
"Also werden wir versuchen, uns bestmöglich auf das Qualifying zu konzentrieren. Wenn wir auf der richtigen Seite starten - dort, wo es zählt - dann ist es eher eine konventionelle Strategie. Dann holt man einfach das Maximum heraus. Und das ist das ideale Wochenende, das man immer anstrebt."
F1: Grand Prix von Monaco 2025 - Pre-Events
Max Verstappen (Red Bull) und Gabriel Bortoleto (Sauber) Galerie
"Normalerweise versuchen die Fahrer vorne, ihren Stint zu verlängern, das Fenster nach hinten freizumachen und dann hineinzuboxen", so Ocon. "Und dann entsteht eine große Management-Phase. Und in den letzten fünf Runden, bevor alle an die Box gehen, wird gepusht, um den Abstand zu schaffen. Jetzt gibt es diese Gelegenheit zweimal. Ich denke, dadurch werden die Leute aggressiver fahren."
Sainz glaubt, dass dies ein weiteres mögliches Fragezeichen ins Spiel bringt - warnt aber auch davor, dass dadurch möglicherweise auch Teamtaktiken zum Thema werden: "Ich mache mir nur ein bisschen Sorgen, dass Teams zu viel mit dem Tempo spielen, um dem Teamkollegen zu helfen. Ich hoffe, es gibt da nicht zu viele Spielchen", so der Spanier.
So könnte ein Fahrer eventuell andere einbremsen, bis der Teamkollege seine Boxenstopps absolviert hat, um so einen Vorteil zu bekommen.
Verstappen: Kann so oder so laufen
Weltmeister Max Verstappen glaubt, dass Fahrer von hinteren Positionen mit einer anderen Taktik versuchen könnten, ihre Chance zu suchen: "Ja, vor allem wenn sie nichts zu verlieren haben. Wenn du ohnehin nicht in den Punkten bist - warum nicht was versuchen?", meint der Niederländer, weiß aber auch, dass das nach hinten losgehen kann.
Denn wenn man früh stoppt und irgendwann das Safety-Car kommt, bekommen alle anderen Fahrer einen kostengünstigen Stopp. "Und wenn du sehr früh stoppst, kannst du auch hinter einem extrem langsamen Auto landen. Und so ein Auto kann dir leicht zwanzig oder dreißig Sekunden kosten - dann ist der Vorteil des frühen Stopps direkt weg", sagt er.
"Ich kann jetzt nicht sagen, ob es funktioniert oder nicht, aber möglich ist es auf jeden Fall. Manchmal passieren echt kuriose Dinge. Ich glaube, in der Formel 2 hat letztes Jahr jemand gewonnen, weil er draußen geblieben ist und am Ende einen kostenlosen Boxenstopp bekommen hat."
Hülkenberg: Position bleibt Trumpf
Das war in der Tat so: Der damalige Williams-Junior Zak O'Sullivan lag in aussichtsloser Position und wäre nach seinem Pflichtstopp außerhalb der Punkte ins Ziel gekommen. Durch eine Neutralisation in letzter Minute konnte er aber die Box als Führender verlassen. Leidtragender war damals Isack Hadjar, der nach dem Verlust des sichergeglaubten Sieges mächtig fluchte.
Apropos Leidtragende: Das könnten in Monaco die zweiten Fahrer werden, fürchtet Yuki Tsunoda. "Wenn man ziemlich nah am Teamkollegen dran ist, ist das nicht gut für den zweiten Fahrer", sagt er. "Zwei Stopps können strategisch knifflig sein. Man kann keinen Doppelstopp machen", so der Japaner. "Mal sehen, wie es läuft."
Unterdessen glaubt Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg, dass die Maßnahme nichts an der Tatsache ändern wird, dass die Streckenposition entscheidend bleibt - unabhängig davon, wie oft ein Fahrer stoppen muss.
"Es ist schwer zu sagen und vorherzusagen", sagt er auf die Frage, ob ein Mittelfeldfahrer Glück haben könnte. "Kann sein. Aber ich denke, es hängt alles davon ab, wo man startet, von der Position auf der Strecke zum jeweiligen Zeitpunkt, vom Timing der Dinge. Aber es bringt definitiv eine weitere Variable ins Rennen, die entweder für dich oder gegen dich laufen kann, denke ich."