Schnellster in Q2 & Ferrari geschlagen: Das sagt Carlos Sainz nach der Quali
Für Carlos Sainz läuft es weiterhin richtig gut: Im Qualifying von Imola fuhr er zum dritten Mal in Folge auf Rang sechs und konnte sein Ex-Team deutlich schlagen
(Motorsport-Total.com) - Es muss für Carlos Sainz schon ein besonderes Gefühl sein: Während sein alter Arbeitgeber Ferrari beim Qualifying zum Formel-1-Rennen in Imola ein komplettes Debakel erlebt und mit beiden Autos in Q2 ausscheidet, steht der Spanier zum dritten Mal in Folge auf Startplatz sechs und konnte zum vierten Mal in Folge seinen Teamkollegen Alexander Albon schlagen, der Siebter wurde.
"Wenn du mir vor einem Jahr gesagt hättest, dass ich in Imola, in meinem sechsten Rennen, in Q2 Erster bin und Ferrari in Q2 rausfliegt - ich hätte es nicht geglaubt", lacht er nach der Session. "Das muss bedeuten, dass wir als Team vieles richtig machen. Wir entwickeln uns gut, wir arbeiten Schritt für Schritt. Es ist erst mein sechstes Rennen, aber ich bin schon sehr nah am Limit des Autos."
Sainz sieht "klare Fortschritte" beim Team, und "das macht mich glücklich - genau dafür hat Williams mich verpflichtet: für diese Entwicklung. Ich habe das Gefühl, wir gehen in die richtige Richtung - und ich sehe noch sehr viel Potenzial, dass es so weitergeht."
Ein wenig muss sich Sainz über das Qualifying aber trotzdem ärgern, weil er am Ende nicht alles aus dem Auto herausholen konnte. "Ich weiß, dass das Potenzial des Autos heute bei 1:15.1 oder 1:15.0 lag", sagt er, denn eine 1:15.1 war er in Q2 gefahren und hatte damit Platz eins geholt. In Q3 fuhr er jedoch nur noch 1:15.432 Minuten und ließ eine Menge liegen.
Nicht alles ausgeschöpft? "Mir heute egal!"
Das Problem: "Ich hatte auf der Outlap eine Menge Verkehr." Jeder wollte die bestmögliche Position auf der Strecke haben. "Wir waren das letzte Auto, wollten die maximale Track-Evolution und den Windschatten. Also musste ich in der Outlap voll pushen, viel Energie in die Reifen stecken, um es noch bis über die Linie zu schaffen", sagt er.
Das Ergebnis war ein Unterschied von knapp drei Zehntelsekunden. "Das zeigt, wie sensibel das Ganze ist", meint der Williams-Pilot. Er weiß, dass er deswegen eigentlich enttäuscht sein müsste, weil ihn das eine bessere Startposition gekostet hat, "aber das ist mir heute ehrlich gesagt egal".
Zwar ist es ärgerlich, dass Fernando Alonso nur um eine Tausendstelsekunde vor Sainz landete, Rang vier hätte er aber auch mit einer 1:15.0 nicht bekommen.
"Ich hatte so ein gutes Gefühl mit dem Auto, dass der Unterschied zwischen P6 und P5 nicht groß genug ist, als dass ich enttäuscht wäre, dass wir die Top 5 nicht voll ausgeschöpft haben, was heute möglich gewesen wäre", meint er.
Bewusst gegen Medium entschieden
Außerdem macht er sich die Hoffnung, dass er Alonso aufgrund des Reifenvorteils auch im Rennen wieder überholen kann, denn Aston Martin hatte gepokert und war mit Medium-Reifen gefahren - die fehlen ihnen im Rennen.
"Heute wussten wir, dass der Medium ein oder zwei Zehntel schneller war. Aber als Team haben wir entschieden, diszipliniert zu bleiben - also haben wir diese ein oder zwei Zehntel im Qualifying geopfert, um morgen dafür einen frischen Reifensatz zu haben", sagt er.
"Denn alle, die heute den Medium genutzt haben, müssen morgen mit gebrauchten Reifen starten. Mal sehen, was sich mehr auszahlt: ein, zwei Zehntel im Qualifying oder ein, zwei Zehntel mehr Rennpace morgen mit frischem Gummi."
"Ich bin auf jeden Fall optimistisch für morgen", sagt er weiter. "Ich denke, die Top-4-Autos - also alle bis Norris - die fahren in einer anderen Liga, sind zu schnell für uns. Aber es gibt Potenzial, um P5 oder P6 zu kämpfen. Mal schauen, wie schnell die Ferraris von hinten kommen, Antonelli."
"Wir müssen sehen, ob wir gegen diese Autos kämpfen können oder ob wir einfach für P5 gehen und vor allen anderen ins Ziel kommen."
Albon hadert mit Reifen und Gefühl
Der Vorteil: Mit Alexander Albon weiß er seinen Teamkollegen genau hinter sich. Auch der Thailänder zeigte ein gutes Qualifying und brachte den Williams auf Rang sieben, sodass das Team gleich doppelt angreifen kann.
"Es war okay - nicht meine beste Session", fasst dieser sein Qualifying zusammen. "Ich hatte heute ziemliche Schwierigkeiten. Wir haben einige Set-up-Änderungen im Vergleich zu gestern vorgenommen - gestern war ich definitiv zufriedener mit dem Auto. Aber das ist eben Teil des Lernprozesses."
Ein großer Faktor sind für ihn dabei die Reifen, denn während er in Q2 den Sprung als Zehnter gerade so schaffte, war Teamkollege Sainz der Schnellste. "Da habe ich mir gedacht: Ich hab noch was zu tun", sagt Albon.
"Wenn du sie ins richtige Fenster bringst, läuft's. Dieses Wochenende war interessant - normalerweise sind wir beide sehr sensibel, was Reifen angeht, aber ich habe das ganze Wochenende über nichts gespürt", gibt er zu.
"Ob erste Runde, zweite, dritte - die Reifen fühlten sich immer gleich an. Carlos war da viel besser im Einklang mit dem Auto. Ich habe das richtige Gefühl einfach nie gefunden."
Der siebte Platz ist daher für ihn eine Art Schadensbegrenzung. "Ich bin froh, mit P7 davonzukommen. Es fühlte sich da draußen nicht besonders gut an - aber es ist eine gute Ausgangsposition für morgen", so Albon.