Qualifying Imola: Piastri holt in letzter Minute doch noch Pole!
Zwei Crashs und jede Menge Action in Imola: Am Ende Oscar Piastri auf Platz 1, Lando Norris klar geschlagen, und Frust bei allen Ferrari- und Antonelli-Fans
(Motorsport-Total.com) - Oscar Piastri hat sich in einem turbulenten Qualifying in Imola die Poleposition für den Grand Prix der Emilia-Romagna 2025 gesichert. Der McLaren-Pilot stellte in einem packenden Showdown in Q3 eine Bestzeit von 1:14.670 Minuten auf - und hatte Zweifel, ob das reichen würde: "In der letzten Kurve hatte ich vier Autos vor mir! Das hat nicht geholfen, aber es hat trotzdem gereicht."

© LAT Images
Oscar Piastri verdrängte Max Verstappen mit seiner letzten Runde noch von der Pole Zoom Download
Zuerst legte Piastri 1:14.670 Minuten vor und unterbot damit Max Verstappens zuvor aufgestellte Bestzeit. Lando Norris verlor schon im ersten Sektor drei Zehntelsekunden auf Verstappen und war damit de facto aus dem Rennen. Und Verstappen hatte bei der zweiten Zwischenzeit noch 0,005 Sekunden Rückstand. Am Ende waren es 0,034 Sekunden, und Piastri stand vor Verstappen auf Pole.
Dritter wurde George Russell (Mercedes), der seine letzte Runde nicht mit dem ultraweichen C6-Soft fuhr, sondern mit den Mediumreifen. Auf Platz 4 landete Norris, gefolgt von Fernando Alonso (Aston Martin), Carlos Sainz (Williams), Alexander Albon (Williams), Lance Stroll (Aston Martin), Isack Hadjar (Racing Bulls) und Pierre Gasly (Alpine).
"Es ist wahnsinnig schwierig, den weichen Reifen eine ganze Runde am Leben zu halten", analysiert Verstappen. "Mein erster Sektor war gut, aber dann sind die Reifen eingeknickt. Wir haben ja gesehen, dass George sogar mit dem Medium gefahren ist." Der nickt und grinst: "Das war eine gute Entscheidung. Ein kleiner Kompromiss für das Rennen, aber das war es wert", sagt Russell.
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Horrorcrash: Wie geht es Tsunoda?
Es waren noch zwölf Minuten auf der Uhr von Q1, als Imola für einen Moment den Atem anhielt. Tsunoda begann gerade seine erste schnelle Runde auf den weichen C6-Reifen, als er ausgangs Kurve 5 ins Trudeln kam, nicht mehr korrigieren konnte und bei Kurve 6 in die Barrieren einschlug. Der Red Bull schleuderte in die Höhe Richtung Fangzaun und kam nach einem Überschlag auf der Bodenplatte zu stehen.
"Bist du okay, Yuki?", wollte der Renningenieur wissen, doch der Japaner antwortete nicht. Tsunoda bemühte sich, so schnell wie möglich selbst auszusteigen, und schien erstmal unverletzt zu sein - auch wenn ein leichtes Humpeln in seinem Gang darauf hindeutet, dass er sich bei dem Horrorcrash zumindest ein paar blaue Flecken zugezogen haben könnte.
"Ist er okay?", wollte Verstappen wissen, und Isack Hadjar vom Schwesterteam Racing Bulls bat seinen Ingenieur: "Könnt ihr mir das Video zeigen?" Da war Liam Lawson einen Schritt weiter - er hatte den Crash auf einer Videowall gesehen: "Oh mein Gott! Ich habe das Video gesehen. Geht es ihm gut?"
Tsunoda wurde ins Medical Centre an der Rennstrecke in Imola gebracht, während die Session unterbrochen war. Neben Barriere und Fangzaun musste auch das Lichtsignal der Streckensicherung repariert werden, das sich an der Unfallstelle befand und in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aber nach rund einer Viertelstunde konnte das Qualifying planmäßig weitergehen.
"War ein Fehler von ihm", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit Sky. "Gott sei Dank ist ihm nichts passiert." Tsunoda ärgert sich indes vor allem über sich selbst: "Ich habe versucht, in Q1 den Helden zu spielen, um mit einem Reifensatz durchzukommen. Das war überflüssig", gibt der Japaner zu.
Nächster Crash von Colapinto: Zu übermütig?
Als Q1 ins "Grande Finale" ging, waren die beiden Sauber und die beiden Haas auf dem Schleudersitz. Nico Hülkenberg (Sauber), der wegen Verdachts auf "unsafe Release" in der Boxengasse ohnehin schon auf der Watchlist stand, unterlief ein Fehler in der Rivazza-Kurve, sodass für ihn der Aufstieg ins Q2 schon mal abgehakt war.
"Die letzte Runde war eigentlich sehr gut, bis auf den letzten Sektor. Den habe ich selbst vermasselt", ärgert sich Hülkenberg. "Aber es ist, wie es ist. War bis dato ein schwieriges Wochenende, bin noch auf der Suche nach dem Rhythmus und der Harmonie. Für das Rennen bin ich etwas optimistischer. Aber von da hinten wird's natürlich schwer. Denn Überholen ist hier fast unmöglich."
Eine halbe Minute vor Schluss dann der nächste große Crash: Franco Colapinto, bei Alpine gerade erst als Nachfolger des glücklosen Jack Doohan nominiert, traf die Tamburello-Schikane nicht genau, blieb aber voll auf dem Gas und rutschte mit hoher Geschwindigkeit in die Reifenstapel. "Da hat er sich überschätzt", analysiert ORF-Experte Alexander Wurz. Er kritisiert: "Da musst du Gas rausnehmen. Das ist zu brechstangenartig."
Colapinto beendete Q1 dennoch als 14., vor Bortoleto, der nur auf P15 vorgereiht wurde, weil Oliver Bearmans eigentlich zehntschnellste Zeit nicht gewertet wurde. Der Haas-Pilot hatte seine Runde erst beendet, als die rote Flagge schon draußen war. Somit schieden in Q1 neben Tsunoda (20.) Lawson, Hülkenberg, Esteban Ocon und Bearman aus.
Ferrari & Antonelli in Q2 raus: "Grande Katastrophe"
Q2 verlief dann unfallfrei, aber nicht ohne Überraschungen: Weil die Zeiten im zweiten Run nochmal ordentlich purzelten, und die Ferraris nicht so stark zulegen konnten wie andere, schieden Charles Leclerc und Lewis Hamilton als Elfter und Zwölfter aus. Eine "grande Katastrophe" für Ferrari, wie es Wurz im Live-Kommentar des ORF formulierte. "Das ist schon eine Schmach. Es gab keine rote Flagge, es ist schönes Wetter. Die waren einfach zu langsam."
"Mein Gott, mein Gott, mein Gott", fluchte Leclerc am Boxenfunk, und Hamilton entschuldigte sich: "Sorry, Jungs." Für die italienischen Fans wurde die Enttäuschung durch das Aus von Mercedes-Lokalmatador Andrea Kimi Antonelli perfekt gemacht, der als 13. ausschied. 14. wurde Bortoleto, 15. Colapinto, der nach seinem Crash in Q1 in Q2 klarerweise nicht mehr fahren konnte.
Doch wo Verlierer sind, da sind auch Gewinner: Sainz fuhr in Q2 sensationell Bestzeit, 0,016 Sekunden vor Piastri und 0,063 Sekunden vor Norris. Die beiden Aston Martins schafften auf Mediumreifen den Sprung in die Top 10, weil der ultraweiche C6 teilweise nicht einmal eine ganze Peak-Runde schaffte. Und Hadjar erreichte den neunten Platz. Interessant auch: Die Top 10 lagen innerhalb von 0,323 Sekunden.
Wo kann man den Grand Prix in Imola live sehen?
Es ist ein Fixpunkt für Hardcore-Fans der Formel 1, nach Ende aller Sessions eines Tages am Abend beim YouTube-Kanal von Formel1.de (Jetzt kostenlos abonnieren!) reinzuzappen. Denn wenn die TV-Broadcaster längst aus ihren Übertragungen ausgestiegen sind, steigt dort die tägliche Formel-1-Analyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll. Am Samstag und Sonntag jeweils um 22:00 Uhr deutscher Zeit.
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Im deutschen Free-TV wird das Rennen in Imola von RTL live übertragen. RTL steigt am Sonntag ab 14:00 Uhr in die Sendung ein. Im deutschen Pay-TV zeigt Sky alle Sessions live. In Österreich ist diesmal der ORF dran. Und in der Schweiz wie immer das SRF. (Hier geht's zur TV-Übersicht für den Grand Prix der Emilia-Romagna 2025!)