Teamchaos bei Williams: Sainz und Albon im Streit um Überholmanöver
Der Haussegen hängt schief bei Williams nach einem teaminternen Überholmanöver, zu dem es laut Carlos Sainz gar nicht hätte kommen dürfen
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz war nach dem Miami-Grand-Prix 2025 sichtlich unzufrieden mit Williams und seinem Teamkollegen Alexander Albon. Denn Albon hatte ihn nach rund einer halben Stunde im direkten Duell überholt, während Sainz von einem "Nichtangriffspakt" ausging.
"Wenn mir am Funk gesagt wird, dass ich nicht angegriffen werde und wir gemeinsam pushen, um nicht überholt zu werden, dann fühlt man sich als Fahrer immer dumm und machtlos", meint Sainz.
Er selbst hatte am Funk angeregt, das Teamduell zu entschärfen, indem er sagte: "Lasst uns nach vorne arbeiten, Leute. Wir beeinträchtigen hier nur unser Rennen." Denn hinter den beiden Williams-Autos von Sainz und Albon brachte sich Ferrari-Fahrer Charles Leclerc in Stellung, um seinerseits zu attackieren.
So lief der Funkverkehr bei Williams ab
Doch während Sainz die Situation zu beruhigen versuchte, tat Albon im Schwesterauto genau das Gegenteil: Er drängte auf eine Stallregie zu seinen Gunsten, und zwar mit dem Funkspruch: "Was soll das? Wir verlieren nur Zeit!"
Sainz, der davon keine Kenntnisse hatte, erbat sich kurz darauf "ein bisschen Hilfe" von Alex. Daraufhin versicherte ihm sein Ingenieur: "Er hat die Info bekommen."
Was Williams aber an Albon funkte, war etwas ganz Anderes: "Wir müssen hier mit einem Wasserdruckproblem klarkommen. Du musst bitte mindestens eine Sekunde Abstand lassen zum Auto vor dir. Tut mir leid. Das gilt auch nur vorübergehend."
Albon reagierte irritiert: "Ich bin dabei, ihn zu überholen." Und kurz darauf war er vorbei an Sainz. Das wiederum irritierte Sainz: "Ihr habt mir gesagt, er sei informiert worden!"
Darauf ging das Williams-Team nicht ein, sondern funkte zurück: "Okay, lass uns clever agieren. Konzentriere dich! Versuche clever zu sein und bleib dran an ihm."
Sainz beschwerte sich nochmals: "Aber kommt schon!" Dann der Ingenieur: "Ich weiß, ich weiß. Lass uns hier Größe zeigen, okay?" Und dann nahm das Rennen weiter seinen Lauf.
Später sagte Sainz, sichtlich verärgert: "Man spielt den guten Kerl, genau wie ich es in Dschidda gemacht habe, und dann wird man überholt und sieht dabei komplett blöd aus."
Wie Albon die Situation erlebt hat
Albon sieht das anders und verweist darauf, dass ihn der entscheidende Funkspruch erst "in dem Moment, als ich ihn überholt habe" erreichte. "Ich denke, wenn wir noch ein bisschen länger so im Pulk gefahren wären, hätte ich diese Nachricht auch bekommen. Aber zu diesem Zeitpunkt durften wir noch frei fahren." Die Funksprüche seien schlicht "verzögert" ausgegeben worden.
Das will Sainz nach dem Miami-Grand-Prix aufarbeiten: "Wir werden darüber sprechen", meint er. Dann gibt sich Sainz diplomatisch: "Ich bin mir sicher, wir wachsen daran als Team. Und dann machen wir weiter."
Sainz von Anfang an im Nachteil
Vorher aber gibt es einiges zu bereden bei Williams, denn schon vor dem Grand Prix gab es Probleme bei Sainz. Er spricht von "einigen operativen Fehlern", die ihn dazu gezwungen hätten, mit gebrauchten Reifen in den Grand Prix zu gehen. "Alle um mich herum hatten frische Reifen. Ich wusste also, dass ich im ersten Stint um ein paar Zehntel im Nachteil sein würde."
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Nach der Szene mit Albon habe er "einfach alles gegeben", um an Albon dranzubleiben und Leclerc hinter sich zu halten. Dass seine Verfolger von der virtuellen Safety-Car-Phase profitierten und beim Boxenstopp Zeit sparten, habe ihn zusätzlich unter Druck gesetzt.
Trotz "schöner Kämpfe" mit den Ferrari-Fahrern habe er Leclerc und Lewis Hamilton schließlich ziehen lassen müssen. "Aufgrund eines Schadens am Auto konnte ich durch den fehlenden Abtrieb nicht dranbleiben", erklärt Sainz. "Das Tempo auf der harten Reifenmischung war zwar grundsätzlich in Ordnung, aber drumherum ist einfach zu viel passiert."
Während Sainz auf Position neun noch zwei Punkte mitnahm, belegte Albon hinter Weltmeister Max Verstappen im Red Bull den fünften Platz und holte zehn WM-Zähler. Er meint: "Als ich erst einmal meinen Rhythmus gefunden hatte, waren wir wirklich schnell."