Alpine: "Springen nicht im Dreieck" nach erstem WM-Punkt
Nach Platz zehn von Esteban Ocon im Miami-Grand-Prix 2024 kommt so etwas wie Euphorie auf bei Alpine: Warum das Ergebnis "zufriedenstellend" ausfällt
(Motorsport-Total.com) - Alpine ist in der Formel-1-Saison 2024 nicht länger punktelos: Esteban Ocon hat den A524 beim Miami-Grand-Prix erstmals unter die Top 10 gefahren und mit P10 das bisher beste Saisonergebnis sichergestellt. Er sagt aber auch: "Wir springen deshalb nicht im Dreieck."
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Esteban Ocon im Alpine vor Fernando Alonso im Aston Martin beim Formel-1-Rennen in Miami 2024 Zoom Download
Doch für Alpine ist das Resultat so etwas wie ein kleiner Befreiungsschlag nach einem überaus zähen Saisonauftakt: "Wenn man bedenkt, wo wir vor ein paar Rennen in Bahrain standen, nämlich auf den Plätzen 19 und 20, dann denke ich, dass wir das Positive aus diesem Rennen mitnehmen können und dass wir im Moment kleine Schritte machen. Und das fühlt sich natürlich gut an", sagt Ocon.
Teamchef Bruno Famin empfindet den WM-Punkt durch Ocon als "aus sportlicher Sicht zufriedenstellend" für seine Mannschaft und spricht von einem "viel positiveren Wochenende" als bei den jüngsten Grands Prix. "Jetzt gilt es dranzubleiben und mehr zu wollen, weil unser Ziel ist, noch höhere Positionen zu erreichen. Die harte Arbeit geht also weiter", meint Famin.
Eben dies falle dem Team vermutlich leichter mit der Gewissheit, endlich den ersten Punkt geholt zu haben, sagt Ocon. Das helfe bei der Motivation und dabei, "dass wir verstehen, was mit unserer Pace passiert", so erklärt es der Alpine-Fahrer.
Weniger Gewicht ist mehr Leistung
Gelernt hat der französisch-britische Rennstall in Miami auf jeden Fall, wie viel es bringt, das Auto endlich auf Mindestgewicht zu haben und nicht mehr mit zusätzlichen Kilogramm unterwegs zu sein. Das war zumindest bei Pierre Gasly der Fall, der um ein Wochenende verzögert nun ebenfalls das China-Update einsetzen konnte und 5,2 Sekunden hinter Teamkollege Ocon auf P12 das Ziel sah.
Gasly rechnet vor: "Zehn Kilo sind rund drei Zehntel pro Runde. Das lässt sich also recht einfach quantifizieren. Und über die gesamte Renndistanz wirkt sich das natürlich auf die Energie aus, die man in die Reifen steckt. [Weniger Gewicht] hilft der Leistung, dem Reifenverschleiß und dergleichen mehr. Nur bei der Balance gibt es keinen großen Unterschied", meint Gasly.
Zusammenfassend lasse sich feststellen, dass der A524 mit den technischen Neuerungen der vergangenen Wochen "ein winziges bisschen" besser liege als davor. "Wir können deshalb etwas besser im Mittelfeld mitfahren und etwas mehr Druck machen", erklärt Gasly. "Manchmal [reicht das] zum Überholen oder zum Verteidigen. Wir sind also einfach ein bisschen besser dabei."
Alpine im Rennen immer noch (zu) schwach
Laut Ocon aber ist die Grand-Prix-Distanz mit 305 Kilometern immer noch eine Hürde für Alpine: "Das Qualifying liegt uns noch besser. Denn wenn wir in Miami [im Rennen] zehn Runden mehr gehabt hätten, dann wäre Nico [Hülkenberg] vermutlich nahe dran gewesen." Zu sicher dürfe sich Alpine trotz des WM-Punkts also nicht fühlen.
Andererseits macht Alpine laut Gasly gerade "eine Menge Fortschritte" und die Entwicklung sei ausdrücklich "positiv" für das Team, nachdem er selbst P9 im Sprint belegt habe und Ocon im Grand Prix auf Platz zehn gefahren sei. "Hoffentlich geht es weiter in diese Richtung", meint Gasly. "Und hoffentlich läuft es dann auch auf meiner Seite der Box etwas besser zusammen."
Taktik-Spielchen bei Alpine: Nur eine Strategie geht auf
Worauf Gasly mit dieser Äußerung auch anspielt: auf die gesplittete Grand-Prix-Strategie bei Alpine mit unterschiedlich langen ersten Stints.
"Wir hatten einen klaren Plan: Ein Auto würde versuchen, früh an die Box zu fahren und einen Undercut gegen die Autos um uns herum zu probieren, während das andere Auto ein Risiko eingehen und einen längeren ersten Stint fahren würde, in der Hoffnung auf eine Safety-Car-Phase oder rote Flaggen", sagt Teamchef Famin.
Gasly zwischen Ärger und Hoffnung
Für Gasly ging diese Rechnung nicht auf: Ihn holte das Team schon in Runde zwölf an die Box und setzte ihn um von Medium auf Hard. Ocon kam in Runde 22 zum gleichen Reifenwechsel herein. Das Ergebnis hätte unterschiedlicher kaum ausfallen können: Gasly fiel zurück von P11 auf P16, Ocon kam vor von P15 auf P10.
"Natürlich bin ich enttäuscht", sagt Gasly. "Ohne das Safety-Car hätten wir zwischen P8 und P10 gelegen mit meinem Auto. Aber es läuft eben nicht so gut bei mir seit Saisonbeginn. Zumindest haben wir als Team das Maximum herausgeholt, und das freut mich für das Team."
Alpine wähnt sich "allmählich" auf Kurs
Zumal Gasly kleine Fortschritte erkennt auf technischer Seite. Das Fahrzeug liege ihm mit den Updates und dem geringeren Gewicht "ein bisschen besser" als vorher. Mit Einschränkungen: "Im Moment fühlt es sich noch so an, als gibt mir das Auto nicht ganz das, was ich brauche. Aber wir kommen so langsam in die richtige Richtung", meint Gasly.
Davon ist auch Teamchef Famin überzeugt. Er attestiert seiner Mannschaft ein "fehlerfreies Rennen" und sieht das als entscheidende Grundlage dafür, "dass wir in eine Position gekommen sind, um zu profitieren", so Famin. Ocon ergänzt: "Wir mussten zwar kämpfen, aber wir haben eine Belohnung bekommen."