Reifenprobleme bei Mercedes: Boxengassen-Start war "keine Option"

Mercedes merkte schon früh im Sprint von Brasilien, dass auch der Sonntag schwierig werden dürfte - Set-up-Umbau und Start aus der Boxengasse war keine Option

von Norman Fischer · 10.11.2023 10:12

(Motorsport-Total.com) - Mercedes merkte früh im Sprint von Brasilien, dass dem Team ein ebenso harter Grand Prix bevorstehen würde, weil der W14 die Reifen zu hart rannahm. Doch ein Umbau des Set-ups und ein Start aus der Boxengasse war für die Silberpfeile trotzdem keine Option, da dies das Problem nur noch verstärkt hätte.

Bei Mercedes ging in den beiden Brasilien-Rennen nicht viel

Das Team hatte am vergangenen Wochenende in Sao Paulo eines seiner schwierigsten Rennen erlebt. Lewis Hamilton kam nur auf Position acht ins Ziel, Teamkollege George Russell stellte sein Auto aufgrund steigender Temperaturen im Motor ab, lag zu dem Zeitpunkt aber sogar noch hinter Hamilton.

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Dabei sah es für Mercedes zunächst gar nicht so schlecht aus: "Die Longrun-Pace war im Freien Training ziemlich beruhigend", sagt Riccardo Musconi, Mercedes' Performance-Leiter an der Strecke. "Wir dachten nicht, dass wir das Auto groß ändern müssten, also sind wir so ins Qualifying gegangen."

Dort waren Lewis Hamilton und George Russell in die dritte Startreihe gefahren, womit Mercedes "nicht zufrieden" war, weil man der Meinung war, dass das Auto eine bessere Platzierung verdient hätte.

Und dann kam der Sprint am Samstag, wo recht schnell "die Alarmglocken schrillten", wie Musconi sagt, "denn nach den ermutigenden ersten beiden Runden war der Verschleiß an unserem Auto ziemlich hoch, vor allem an der Hinterachse."

Das machte Mercedes natürlich auch im Hinblick auf den Sonntag Sorgen, weil die Teams ihre Autos durch den Parc ferme ja nicht mehr umbauen dürfen.

Mercedes organisierte eine Simulator-Session in seiner Fabrik, um zu sehen, welche Parameter man im erlaubten Rahmen noch umstellen könne, um die Situation zu verbessern.

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"Wir hatten gehofft, dass wir durch die Lösung einiger Probleme, die wir am Samstag hatten, wie zum Beispiel sehr hartes Pushen in den ersten Runden, etwas mehr Management und eine etwas bessere Balance des Autos mit einem Flap, in eine komfortablere Position für den Sonntag kommen würden", sagt er.

Doch das war nicht der Fall: "Was am Sonntag herauskam, war ein ziemlich düsteres Bild, ähnlich wie am Samstag", so Musconi. "Wir haben den Abbau an der Hinterachse ein wenig verbessert, aber gleichzeitig begannen wir, unter Untersteuern zu leiden, sodass das Auto Schwierigkeiten hatte, die Kurven zu nehmen. Die Pace war also nicht da und wir konnten nicht vorne mitfahren."

Eine Möglichkeit wäre gewesen, das Set-up komplett umzubauen, wie es Aston Martin in den beiden Rennen davor gemacht hatte. Denn hätte man am Sonntag aber aus der Boxengasse starten müssen.

Das hätte aber auch bedeutet, dass man dem Feld hinterherfährt und erst einmal an vielen anderen Autos vorbei muss, was wiederum für einen höheren Reifenverschleiß sorgt. "Aus strategischer Sicht war das für uns also kein Thema", verrät Musconi.