Max Verstappen: "Kein Vertrauen in die Bremse" ab Runde eins
Was das Bremsproblem am Red Bull RB19 von Max Verstappen im Formel-1-Rennen in Austin ausgelöst hat und warum es dennoch zum Sieg gereicht hat
(Motorsport-Total.com) - "Sprich nicht mit mir, wenn ich bremse!" So herrschte Max Verstappen im USA-Grand-Prix 2023 in Austin wiederholt seinen Renningenieur Gianpiero Lambiase an. Denn gerade die Bremsen seines Red Bull RB19 machten Verstappen zu schaffen: "Ich hatte über das ganze Rennen hinweg große Schwierigkeiten damit."
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Max Verstappen im Red Bull RB19 beim USA-Grand-Prix 2023 in Austin Zoom Download
Der Formel-1-Weltmeister beschreibt diese Schwierigkeiten so: "Ich hatte einfach nicht das gleiche Gefühl wie am Samstag. Ich hatte kein gutes Gefühl beim Bremsen. Und wenn du auf dieser Strecke kein Vertrauen in die Bremse hast, dann kann dich das ziemlich viel Zeit kosten. Das hat meine Pace beeinträchtigt."
Und zwar von Anfang an. Denn Verstappen gibt an, er habe schon "in der ersten Runde" gemerkt, dass etwas anders war als am Vortag. "Die Bremsen waren die einzige Änderung nach dem Samstag. Das hat es sehr schwierig gestaltet", erklärt er. "Ich konnte es nicht lösen. Sowas kommt sehr selten vor in der Formel 1, aber dieses Mal betraf es mich und hat mir das Leben schwer gemacht."
Die Ursachen für das Bremsproblem bei Verstappen
Dabei hat Red Bull laut Sportchef Helmut Marko vor dem USA-Grand-Prix einzig routinemäßig "die Bremsbeläge gewechselt", so sagt er bei Sky. "Da hat sich irgendwie etwas eingeschlichen." Was genau, das wusste Marko nicht zu sagen.
Verstappen habe mit den neuen Bremsbelägen "nicht das richtige Gefühl" gehabt, meint Marko, und "manchmal vorne beim Bremsen und manchmal hinten". Das habe es "wahnsinnig schwierig" gemacht, den RB19 am Limit zu bewegen. "Es war sicher das härteste Rennen in diesem Jahr, aber Max hat das meisterlich gemeistert."
Aber hätte das Bremsproblem nicht schon auf dem Weg in die Startaufstellung auffallen müssen? Marko sagt, Verstappen habe das Problem erst "in freier Fahrt" gemeldet. "Er meinte, die Bremsen geben ihm nicht das richtige Feedback. Er kann nicht beurteilen, wann es blockiert, wann nicht." Dass Verstappen dennoch fehlerlos geblieben sei, "war eine tolle Leistung", sagt Marko.
Verstappens barsche Antworten am Funk
Eine Leistung, die Verstappen im Cockpit alles abverlangte. Sein aggressiver Ton am Funk rührte auch daher, dass die Bremsschwierigkeiten sein Rennen "ein bisschen härter gemacht" hatten. Teamchef Christian Horner erkennt bei Sky aber keine Missstimmung zwischen Verstappen und Lambiase: "Das Eheglück der beiden geht weiter."
Und nicht ganz ernstgemeint fügt Horner hinzu: "[Lambiase] musste zurück nach Großbritannien. Er machte Druck, weil er zum Flieger musste. Früher mal war Helmut früh nach dem Rennen weg. Jetzt geht der Renningenieur unmittelbar nach dem Rennen!"
Ob Verstappen immer an den Rennsieg geglaubt hat
Doch Red Bull und Verstappen konnten sich bis zur Zieldurchfahrt nicht sicher sein, das Rennen zu gewinnen: Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton holte in den letzten Runden noch einmal deutlich auf, lag im Ziel nur 2,2 Sekunden hinter Verstappen zurück.
Ob er jemals ins Zweifeln gekommen sei, wird Verstappen gefragt. Er verneint: Es sei zwar "sehr eng" geworden mit Hamilton, aber "ich glaube, der Abstand war gerade groß genug und es waren nicht mehr genug Runden übrig."
Außerdem habe Verstappen das Rennen stets kontrolliert, sagt Horner: "Wenn du solche Schwierigkeiten hast, dann musst du einen gewissen Puffer lassen. Darauf hat sich Max konzentriert. Er war über die Abstände im Bilde und er hat es gemanagt."
Red-Bull-Fazit: "Alles richtig gemacht"
Überhaupt sei es Verstappen in Austin gelungen, den "Meisterplan" von Red Bull in die Tat umzusetzen, lobt Sportchef Marko. "Wir haben gesagt, einen [Fahrer] muss er am Start überholen und dann sukzessive [die anderen]. Also so gesehen hat es gepasst."
Verstappen selbst verweist auf die Boxenstrategie seines Teams mit Medium, Medium und Hard: "Wir haben unsere Sache gut gemacht und zur richtigen Zeit die Reifen gewechselt. So kam ich nach vorne. Ich glaube also, wir haben alles richtig gemacht. Ich hätte mir nur mehr Pace erhofft, denn am Samstag waren wir besser gewesen."
Das Bremsproblem aber brachte Hamilton in Schlagdistanz. Verstappen habe es "schon noch unter Kontrolle gehabt", meint Marko. "Aber sagen wir so: Fünf Runden [noch und] es wäre wahrscheinlich ganz knapp geworden."
Denn in der Schlussphase holte Hamilton teils mit Siebenmeilenstiefeln auf, fuhr über einige Runden hinweg mehrere Zehntel bis eine Sekunde schneller als Verstappen. Am Ende aber blieb es bei P2.