• 05. März 2023 · 09:28 Uhr

Toto Wolff: "Dieses Paket wird nicht mehr konkurrenzfähig werden"

Toto Wolff klingt nach dem Qualifying in Bahrain so, als würde er kaum noch dran glauben, dass Mercedes 2023 eine Chance auf den WM-Titel hat

(Motorsport-Total.com) - Achtmal hintereinander war Mercedes zwischen 2014 und 2021 Konstrukteurs-Weltmeister in der Formel 1. Viele fühlten sich damals wie in einer Zeitschleife, weil jede Saison aufs Neue am Ende die "Silberpfeile" dominierten. Jetzt fühlt sich plötzlich Toto Wolff wie in einer Zeitschleife, weil der Rückstand der einstigen Seriensieger nach dem ersten Qualifying der Formel 1 2023 genauso groß zu sein scheint wie vor einem Jahr.

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F1-Experte Ralf Schumacher, Toto Wolff (Mercedes) und Peter Hardenacke von Sky Zoom Download

"Wir müssen uns eingestehen, dass der Rückstand auch Ende des vergangenen Jahres, obwohl wir da gewonnen haben, fünf Zehntel war. Und der Rückstand ist wieder da", sagt Wolff im Interview mit 'Sky'. "Wir haben nicht aufgeholt, wir haben es nicht verbessert. Ich glaube, wir müssen jetzt einfach eine andere Richtung einschlagen."

Die ersten Gerüchte, dass Mercedes zum zweiten Mal hintereinander einen Fehlstart in die Saison hingelegt haben könnte, gab es schon bei der Präsentation des F1 W14 E Performance. Da wurde gemunkelt, dass das Team im Windkanal die eigenen Designziele nicht erreicht habe. Stimmt nicht, sagt Wolff: "Wir haben die Ziele erreicht."

"Wir haben über den Winter unser Bestes gegeben. Aber es kommt der Moment, da wird die Stoppuhr rausgeholt, und dieser Moment hat uns gezeigt, dass wir einfach nicht gut genug sind. Wir haben nicht genug Downforce. Und wir müssen uns jetzt Lösungen überlegen, wie wir das beheben können", sagt er.

Gleicher Rückstand wie vor einem Jahr

Zum Vergleich: George Russell und Lewis Hamilton belegten am Samstag die Positionen 6 und 7, mit mehr als 0,6 Sekunden Rückstand. 2022 war Hamilton im Bahrain-Qualifying Fünfter und Russell Neunter. Damals fehlten ebenfalls 0,7 Sekunden auf die Spitze. "Es ist, was es ist. Einfach nicht gut genug", seufzt Wolff.

Davon, nach Ausreden zu suchen, hält der Mercedes-Teamchef nichts: "Beide haben einen Fehler gehabt. George hat sich verbremst in Kurve 1. Das waren eineinhalb Zehntel. Aber hätte meine Oma vier Räder, wäre sie ein Autobus! Wir müssen jetzt genau auf unser Auto schauen und uns überlegen, wie wir es verbessern können."

Im Interview mit 'ServusTV' ergänzt er: "Wir sehen, dass wir eine halbe Sekunde hinten liegen. Wenn man sagt, wir sind in Q3 nur einen Reifen gefahren, sind es vielleicht zwei Zehntel. Wenn man es pessimistisch sieht, sind es sechs Zehntel. Das ist nicht unsere Ambition und unser Ziel. Jetzt müssen wir uns einfach ganz schwierige Fragen stellen."

Erinnerungen an den "Car-Launch": "Eventually" ...

Bei der Präsentation des W14 hatte Wolff noch angekündigt, man werde 2023 zwar vielleicht nicht sofort, aber "eventually" dann doch siegfähig sein. Das klingt nach dem ersten echten Kräftemessen ein wenig anders: "Ich glaube nicht, dass dieses Paket konkurrenzfähig sein wird", sagt er über die derzeitige Spezifikation des schwarzen Boliden.


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Das bedeutet aber keineswegs, dass Wolff die Saison 2023 abschreibt: "Wir müssen jetzt aus unseren ausgetretenen Pfaden treten. Wir brauchen einen Reset bei diesem Auto. Und den werden wir machen." Ein größeres Update ist seit Wochen geplant. Stand heute könnte es in Imola am 21. Mai erstmals in einem Rennen eingesetzt werden. Das wäre der sechste Saisonlauf.

Welche Rolle spielt Mike Elliott?

Wolff könnte es sich leicht machen und die erneuten Designfehler darauf schieben, dass Mike Elliott als Chef der Technikabteilung eine Fehlbesetzung ist. Seit James Allison im April aus dem operativen Design ausgestiegen ist, geht's mit Mercedes sukzessive abwärts. Das neue "Ground-Effect"-Reglement, das seit 2022 greift, hat das Team noch nicht geknackt.

Aber Wolff nimmt davon Abstand, auf einzelne Personen zu zeigen: "In diesem Team geben wir die Schuld dem Problem und niemals der Person", stellt er klar. Außerdem zeigt er sich durchaus selbstkritisch, wenn er sagt: "In letzter Konsequenz trage ich die Verantwortung. Wenn ich also etwas unternehmen möchte, muss ich mich selbst feuern."

"Wir müssen uns jetzt mit den Ingenieuren zusammensetzen. Die sehen die Dinge absolut nicht dogmatisch. Es gibt keine heiligen Kühe. Dann müssen wir entscheiden, welche Entwicklungsrichtung wir verfolgen wollen, um wieder konkurrenzfähig zu werden und Rennen zu gewinnen. Ich bin mir sicher, wir können dieses Jahr noch Rennen gewinnen."

Kein Zweifel an den handelnden Personen

"Aber es sind jetzt eher die mittel- und langfristigen Entscheidungen, die wir treffen müssen", sagt Wolff. "Wir haben alle Zutaten beisammen, um erfolgreich zu sein. Das sind noch die gleichen Menschen und die gleiche Infrastruktur, die acht WM-Titel hintereinander gewonnen haben. Manchmal ist es für den langfristigen Erfolg auch gut, es mal nicht hinzubekommen."

"Wir haben es vergangenes Jahr eindeutig nicht hinbekommen, und wir dachten, wir kriegen das auf die Reihe, indem wir bei diesem Konzept bleiben. Das hat nicht funktioniert. Jetzt müssen wir das korrigieren, denn unter diesem Reglement haben wir bis zum nächsten größeren Wechsel noch drei Jahre", erklärt der Mercedes-Teamchef.

Wolff: Aston Martin zeigt vor, wie es geht!

Innerhalb einer Regelperiode große Sprünge zu machen, ist in Zeiten der Budgetobergrenze schwierig. Als 2014 die neue Hybridformel eingeführt wurde, war Mercedes auf Jahre hinweg unantastbar. Jetzt sieht es ganz danach aus, als beherrsche Red Bull die "Ground-Effect-Cars", die seit der Regelreform 2022 existieren, am besten.

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Doch der Mercedes-Kunde Aston Martin ist aus Sicht von Wolff eine Inspiration dafür, was geht. Er hält fest: "Wäre unser Problem mechanisch, wäre es die Radaufhängung, dann hätte Aston Martin das Problem auch. Wo verlieren wir also den Speed? Es sind die Kurven 5, 6 und 7", analysiert er. "Nur da verlieren wir viel Zeit. In den anderen Kurven ist es okay, und auf den Geraden auch."

"Wir können nur den Hut davor ziehen, was Aston Martin erreicht hat. Sie haben in einem halben Jahr zwei Sekunden gefunden, obwohl ihr Auto zur Hälfte aus unserem Antriebsstrang besteht. Sie verwenden den gleichen Motor, das gleiche Getriebe, den gleichen Windkanal. Da gibt es viele Parallelen. Wir müssen anerkennen, dass sie einen super Job gemacht haben."

Wolff schreibt Saison 2023 noch nicht ganz ab

Mercedes finde im Windkanal "seit Monaten" immer wieder neuen Anpressdruck. Diese Zugewinne in Performance auf der Rennstrecke umzusetzen, ist bisher aber nicht im erhofften Ausmaß gelungen. Das Imola-Update soll ein erster Schritt sein. Auch wenn sich Wolff davon keine Quantensprünge erwartet.

Aufgeben will er trotzdem nicht: "Der Motorsport ist verrückt. Ich weiß nicht, was dieses Jahr noch kommt. Vielleicht finden wir den Stein der Weisen und wir entdecken auf einmal fünf Zehntel. Das habe ich zwar noch nie erlebt, aber wer weiß? Aber klar ist: Mittel- und langfristig brauchen wir ein Auto, mit dem wir wieder um eine WM kämpfen können."

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