• 05. Dezember 2021 · 20:41 Uhr

F1 Saudi-Arabien: Hamilton gewinnt völlig irres Duell mit Verstappen!

Jetzt eskaliert das WM-Duell in der Formel 1: Lewis Hamilton gewinnt in Dschidda vor Max Verstappen, aber darüber gibt's noch Diskussionen ...

(Motorsport-Total.com) - Der erste Grand Prix von Saudi-Arabien wird als eines der verrücktesten Rennen aller Zeiten in die Geschichte der Formel 1 eingehen. Lewis Hamilton gewann auf dem Jeddah Corniche Circuit letztendlich souverän vor Max Verstappen. Damit ist ein packendes WM-Finale in einer Woche in Abu Dhabi angerichtet.

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Nicht nur einmal hat's zwischen Verstappen und Hamilton gekracht ... Zoom Download

Hamilton und Verstappen gerieten an einem an Dramatik nicht zu überbietenden Abend mehrmals aneinander. Bei beiden Teams schwappten die Emotionen über, Toto Wolff schleuderte sein Headset zwischendurch wutentbrannt gegen seinen Tisch. Mittendrin in der Kontroverse: Rennleiter Michael Masi. Und es ist auch noch eine FIA-Untersuchung nach dem Rennen ausständig, das Ergebnis somit vorerst provisorisch.

Neben Hamilton und Verstappen wirkten alle anderen Teilnehmer wie Statisten und gingen völlig im Geschehen unter. Valtteri Bottas (Mercedes) sicherte sich den dritten Platz mit einem DRS-Sprint auf der Ziellinie vor Esteban Ocon (Alpine), Daniel Ricciardo (McLaren), Pierre Gasly (AlphaTauri), Charles Leclerc, Carlos Sainz (beide Ferrari), Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) und Lando Norris (McLaren).

Sebastian Vettel (Aston Martin) und Mick Schumacher (Haas) schieden aus.


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Trotz "Überholverbot": Wie ging Verstappen in Führung?

Nach dem Crash von Schumacher in Runde 9 kam das Safety-Car auf die Strecke. Mercedes ließ Hamilton einmal an der Box vorbeifahren, holte ihn aber beim zweiten Mal rein. Gleichzeitig ließ sich Bottas unter Gelb deutlich zurückfallen, weil Mercedes einen Doppelstopp plante. Verstappen tobte am Boxenfunk: "Das sollte nicht erlaubt sein, was er da tut!"

Bottas' Langsamfahren hinter dem Safety-Car: Erlaubt?

In Artikel 48.5 des Sportlichen Reglements steht wörtlich: "No car may be driven unnecessarily slowly, erratically or in a manner which could be deemed potentially dangerous to other drivers or any other person at any time whilst the Safety-Car is deployed. This will apply whether any such car is being driven on the track, the pit entry or the pit lane."

Dass Bottas ohne plausiblen Grund langsam gefahren ist, steht außer Frage. Allerdings tat er das weder irrtümlich noch in einer Art und Weise, durch die ein anderer Fahrer gefährdet wurde, weswegen es schwierig ist, unter Berufung auf den obigen Passus eine Strafe auszusprechen.


Rennen Saudi-Arabien: Jetzt eskaliert der Krieg!

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Hamilton gewinnt den völlig verrückten Grand Prix von Saudi-Arabien vor Verstappen. Verstappen kassiert Strafen. Und der Krieg eskaliert! Weitere Formel-1-Videos

Allerdings wurden in der Vergangenheit auch schon Strafen ausgesprochen, weil sich ein Fahrer hinter dem Safety-Car zu weit zurückfallen hat lassen. Vettel kann ein Lied davon singen. Beim Grand Prix von Ungarn 2010 erhielt er zum Beispiel eine Durchfahrtstrafe.

Worüber hat sich Hamilton so aufgeregt?

Red Bull machte das Beste aus der Situation und reagierte mit einem Offset auf die Mercedes-Strategie. Sprich: Verstappen blieb auf der Strecke und ging so in Führung. Ein "goldener Call" (Zitat: 'ServusTV'-Experte Nico Hülkenberg), denn in Runde 14 wurde das Rennen nach einigen Runden hinter dem Safety-Car abgebrochen - und damit durfte Verstappen "gratis" Reifen wechseln.

Das wiederum gefiel Hamilton ganz und gar nicht. In einem Funkdialog mit Mercedes-Chefstratege James Vowles zweifelte er an der Notwendigkeit der roten Flagge. Vowles solle sich bei der FIA nach dem Grund für den Abbruch erkundigen, forderte er und deutete unterschwellig eine FIA-Verschwörung zugunsten von Verstappen und Red Bull an. Zumindest wurde das von Millionen Fernsehzuschauern weltweit so wahrgenommen.

Laut Rennleitung war die Unterbrechung übrigens notwendig, um die TecPro-Barriere mit Fangzaun in Kurve 22/23 zu reparieren. McLaren-Teamchef Andreas Seidl versteht Hamiltons Reaktion auf die rote Flagge: "Ich kann's auch nicht ganz nachvollziehen. Das Auto war aus dem Weg, und den Zaun hätte man auch so inspizieren können."

Wie ging's dann beim stehenden Neustart weiter?

Zuerst einmal mit gegenseitigen Sticheleien. Hamilton beobachtete beim Rausfahren aus der Box, dass Verstappen seine Räder etwas durchdrehen ließ, und beschwerte sich am Boxenfunk, dass Startübungen nicht erlaubt seien.

Während der Runde in die Startaufstellung stichelte dann Verstappen, weil sich Hamilton seiner Meinung nach weiter als die erlaubten zehn Wagenlängen zurückfallen ließ. Allerdings: Vor einem Neustart handelt es sich bei der Runde in die Startaufstellung streng genommen nicht um eine Formationsrunde, weshalb das nicht anfechtbar ist.

Es kam, wie es kommen musste: Hamilton erwischte den besseren Start und ging in Führung, aber Verstappen ließ das nicht auf sich sitzen, bremste extrem spät und schob sich mit der Brechstange an Hamilton vorbei. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Hätte Verstappen nicht so spät gebremst, wäre ihm von hinten vermutlich Bottas draufgefahren.

Weiter hinten ging Sergio Perez im Duell mit Leclerc der Platz aus (Leclerc: "Perez hat mich einfach vergessen!"). Das verursachte eine Kettenreaktion, im Zuge derer Nikita Masepin (Haas) mit voller Geschwindigkeit in den Williams von George Russell rauschte. Das hatte unweigerlich gleich die nächste rote Flagge zur Folge, weil so viele Wrackteile auf der Strecke lagen.

Wie wurde die Startaufstellung für den dritten Start ermittelt?

Auf höchst kuriose Art und Weise. Eigentlich wäre Verstappen nach seinem harten Manöver gegen Hamilton in Führung gelegen. Doch fast alle Kommentatoren waren sich einig, dass er dafür eine Strafe kassieren würde. Stattdessen machte FIA-Rennleiter Michael Masi Red Bull während der Unterbrechung ein Angebot: Wenn ihr freiwillig hinter Hamilton startet, dann gibt's keine Untersuchung der Kommissare!

So stand völlig unverhofft Ocon auf Poleposition - und viele Experten wunderten sich darüber, dass die Startaufstellung ein bisschen wie am Basar ausgemacht wurde: "Dass der Renndirektor so Angebote verteilt, das habe ich auch noch nie erlebt", stutzte etwa Nico Hülkenberg in der 'ServusTV'-Übertragung.

Spannend: Diesmal startete Hamilton auf Hard, Verstappen auf Medium. Und wie Verstappen startete! Hamilton war in der ersten Kurve drauf und dran, an Ocon vorbeizugehen, riskierte dabei aber wenig - während Verstappen innen erneut auf der allerletzten Rille bremste und sich neben die beiden setzte!

Ocon ging außen der Platz aus, Hamilton befand sich in der Mitte im Sandwich. Ocon berührte Hamiltons Frontflügel, der das Manöver aber ohne größeren Schaden überstand. Ocon lag zwar zunächst noch kurz in Führung, hatte aber abgekürzt und ließ daher Verstappen anstandslos vorbei, um keine Strafe zu kassieren. Eine Runde später war dann auch Hamilton durch. Jetzt lagen die beiden WM-Rivalen wieder auf P1/2.

In Runde 20 dann ein besorgter Funkspruch von Verstappen an seine Box: "Mir fehlt es an Power, Jungs!" In der gleichen Runde fuhr er seine persönlich schnellste Runde. Prompt gab's Entwarnung vom Kommandostand: Der Grund war lediglich fehlende Power in der Batterie, weil diese erst aufgeladen werden musste.

Bis zur Zielflagge gab's dann eine ganze Reihe virtueller Safety-Car-Phasen, die Verstappen durchaus zugutekamen. Denn der Red-Bull-Pilot hatte die weicheren Reifen (Medium) drauf als Hamilton (Hard) und musste mit diesen gut haushalten, um über die Runden zu kommen.

In Runde 37 dann die nächste haarige Situation: Hamilton zog mit hohem Geschwindigkeitsüberschuss in der DRS-Zone an Verstappen vorbei, der steckte aber nicht zurück - und drängte Hamilton in Kurve 1 ab. "Dieser Kerl ist verrückt, Mann", beschwerte sich Hamilton - und stieß bei der FIA auf Gehör: Die Rennleitung wies Verstappen an, Hamilton die Position zu überlassen.

Der Red-Bull-Pilot wurde vom Team instruiert, Hamilton die Position "strategisch" zu überlassen, also vor der DRS-Zone. Was zum nächsten bizarren Zwischenfall führte: Verstappen bremste vor der DRS-Zone ab, aber Hamilton bremste ebenfalls und blieb hinter ihm, um nicht mit DRS gleich wieder überholt zu werden - und krachte von hinten in den Red Bull!

Was Hülkenberg nicht versteht: "Wieso fährst du nicht vorbei? Lewis ist mehr als fünf Sekunden langsam hinterhergefahren." Mit einem noch stärker ramponierten Flügel wurde Hamilton von der Rennleitung neuerlich an Verstappen vorbeiinstruiert, aber erneut kam es dabei zu einer kontroversen Situation.

Denn kaum war Hamilton vorbei, konterte Verstappen in Kurve 27 und ging in Führung (wird nach dem Rennen untersucht). Anschließend kassierte er eine Fünfsekundenstrafe wegen des Abdrängens davor. Und verlor die Führung auf der Strecke wieder an Hamilton. Offenbar freiwillig, denn sein Renningenieur funkte danach: "Das war gar nicht nötig, Max. Aber wie dem auch sei, ist egal."

Die letzten Runden fuhr Hamilton dann sicher vor Verstappen zu Ende.

Wer holte den Bonuspunkt für die schnellste Runde?

Hamilton. Er schaffte eine Bestzeit von 1:30.734 Minuten. Verstappen konnte im Finish wegen seiner Fünfsekundenstrafe nicht mehr Reifen wechseln, weil er sonst womöglich hinter Ocon zurückgefallen wäre. Stattdessen konzentrierte sich Red Bull darauf, den zweiten Platz ins Ziel zu bringen.

Gab's in der ersten Runde den erwarteten Crash?

Nein. Alle 20 Autos kamen heil durch die ersten sechs Kilometer. Hamilton gewann den Start souverän vor Bottas und Verstappen. Dahinter war Perez kurzzeitig neben Leclerc, musste aber zurückstecken. Perez bremste vor der ersten Kurve so spät, dass er beinahe Verstappen ins Heck gerauscht wäre.

Der große Gewinner des Starts war Fernando Alonso, der sich von P13 auf P10 verbessern konnte. Vettel gewann zwei Positionen, Schumacher eine.

Schlecht lief der Start für die beiden AlphaTauris. Pierre Gasly verlor zwei Positionen (P6 auf P8), Yuki Tsunoda sogar vier (P8 auf P12). In der vierten Runde wurde Tsunoda dann auch noch von Sainz überholt.

Ansonsten verlief die Startphase unspektakulär.

Wie kam's zum Unfall von Schumacher?

Es war ein Crash, der jenem von Leclerc im Freitagstraining ähnelte. Schumacher fuhr in Runde 9 vermutlich etwas zu schnell in Kurve 22/23 ein, verlor die Kontrolle über seinen Haas und krachte mit hoher Geschwindigkeit in die Barrieren. Am Boxenfunk gab er rasch Entwarnung und entschuldigte sich bei seinem Team für den Blechschaden.

"Mir geht's gut", sagt Schumacher im ersten Interview. "Die Kurve lädt einfach dazu ein, so reinzufahren. Die Bodenwellen machen das Heck unruhig, dann spielt die Aerodynamik nicht zusammen, und dann passiert halt so ein Schwenk. Bis dahin lief es gut. Ich konnte von Latifi wegfahren und mit George mithalten. Aber in der einen Kurve war's einfach ein bisschen zu viel."

Was bedeutet dieses Ergebnis für das WM-Finale?

Das letzte Rennen der Formel-1-Saison 2021 steigt schon in einer Woche, am dritten Adventsonntag, in Abu Dhabi. Hamilton hat in der Fahrerwertung, zumindest wenn das Rennergebnis so bestätigt wird, aktuell gleich viele Punkte wie Verstappen.

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