• 26. September 2021 · 10:04 Uhr

Lewis Hamilton findet Fehler "peinlich": Spürt jetzt er den Druck?

Lewis Hamilton trägt seinen vierten Startplatz in Sotschi mit Fassung und findet nicht, dass sein Mercedes-Team im Qualifying Fehler gemacht hat

(Motorsport-Total.com) - Genau 70 Tage ist es her, dass Lewis Hamilton beim Heimrennen in Silverstone seinen 99. Grand Prix gewonnen hat. Die Sache mit Sieg Nummer 100, die geht ihm nicht leicht von der Hand: In Budapest, Spa, Zandvoort und Monza musste er das Jubiläum jeweils verschieben. "Aber ich bin nicht abergläubisch", winkt der Mercedes-Star ab. "Es kommt, wenn es kommt. 100 ist eine große Zahl. Scheint, dass ich dafür ein bisschen länger brauche als sonst. Aber dafür lohnt sich das Warten."

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Mercedes-Pilot Lewis Hamilton sind in Sotschi kleine Fehler unterlaufen Zoom Download

In Sotschi schien alles für ihn angerichtet. Mercedes dominierte die Freien Trainings, Max Verstappen wurde wegen eines Motorwechsels in die letzte Startreihe versetzt. Und Valtteri Bottas, vom Speed her sein einziger Gegner, würde ihn im Rennen zweifellos gewinnen lassen, sollte er den Finnen aus eigener Kraft nicht schlagen können.

Aber im Qualifying unterliefen Hamilton Fehler. Mercedes timte den Wechsel von Intermediates auf Slicks nicht so perfekt wie McLaren, Ferrari und Williams. Beim Boxenstopp musste sich Hamilton hinter Bottas anstellen und verlor so wertvolle Zeit. Einmal touchierte er in der Boxeneinfahrt die Mauer. Ein andermal passierte ihm auf der Strecke ein vermeidbarer Fehler.

Am Donnerstag hatte Hamilton noch von Druck gesprochen und wie ihm der 2007, in seinem ersten WM-Kampf, zugesetzt habe. Mutmaßlich Teil des psychologischen Spielchens, mit dem er Verstappen verunsichern möchte. Aber es ist derzeit nicht Verstappen, der Fehler macht. Sondern beim Grand Prix von Russland wirkte bisher eher Hamilton unkonzentriert.

Hamilton: Fehler in der Boxeneinfahrt war "peinlich"

Der siebenmalige Weltmeister ist "enttäuscht" über seine Fehler und findet diese selbst "peinlich". Aber: "Shit happens. Wir alle machen Fehler, und von einem Weltmeister erwartet man das nicht. Das ist das Problem, wenn man so viel Erfolg hat wie ich: Alles andere als Perfektion wird als Misserfolg bewertet. Ich bin aber auch nur ein Mensch."

Hamilton wurde über die Enttäuschung über Platz vier im Qualifying telefonisch hinweggetröstet, von seinem Vater Anthony. "Ich muss nach vorn schauen", sagt er. Zumal die Ausgangslage keine schlechte ist. Nirgendwo sonst ist der Windschatten so mächtig wie in Sotschi. Da kann Platz vier unter Umständen genauso gut sein wie die Pole.

Den Vorwurf, dass er verbal damit spiele, den Druck Verstappen zu attestieren, in Wahrheit aber selbst unter Druck zu wackeln und Fehler zu machen, kontert Hamilton so: "Das hat nichts mit Druck zu tun, ganz ehrlich. Es war kein Druckszenario. Es ist einfach so, dass Fehler manchmal passieren."

"Ich kam an die Box, wusste, dass ich nicht viel Zeit habe. Ich war auf Attacke. Ich wollte so schnell es geht durch die Box fahren, weil ich wusste, dass ich so viel Streckenzeit brauche wie möglich. In den Runden davor konnte ich es ja gemächlich angehen lassen. Ich dachte, dass der Grip ganz gut war, war ein bisschen zu schnell, verlor das Heck und rutschte in die Mauer."

Die Radaufhängung nahm bei dem leichten Mauerkuss aber keinen Schaden, und so konnte der 36-Jährige weiterfahren. "Am meisten bin ich über mich selbst enttäuscht", sagt er. Der Fehler sei "frustrierend" gewesen. "Bis dahin war es ein wirklich gutes Qualifying." Selbst Bottas, den "Mister Sotschi", schien er im Griff zu haben.

Aber als George Russell der Erste war, der auf Slicks wechselte, fehlte Mercedes - im Nachhinein betrachtet - der Mut zum Risiko. Eine Entscheidung, die Teamchef Toto Wolff nicht als Fehler einordnet und die auch Hamilton verteidigt: "Ich finde, dass das Management des Teams perfekt war. Wirklich auf den Punkt", unterstreicht er.

"Natürlich sagt es sich im Nachhinein leicht, dass wir früher reinkommen hätten sollen, um die Reifen zu wechseln. Aber keiner von uns hatte das Gefühl, dass es das Risiko wert wäre. Die Jungs, die Sechster und Siebter sind, können natürlich riskieren. Die haben weniger zu verlieren. Aber ich hatte daran für uns kein Interesse."

Wie die Reifentemperatur verloren ging

Nach dem Malheur in der Boxeneinfahrt "musste ich Valtteri vorlassen, weil sie meinen Frontflügel wechseln mussten. Also stand ich 64 Sekunden oder so ohne Heizdecken in der Box. Da habe ich viel Reifentemperatur verloren. Das erklärt auch, warum der Unterschied in der Reifentemperatur zwischen Valtteri und mir so groß war."

Apropos Bottas: Der Teamkollege hatte sich ursprünglich auf Platz sieben qualifiziert, wandert aber wegen eines Motorwechsels in der Startaufstellung nach hinten. Ein weiterer starker Gegner weniger für Hamilton - und womöglich ein "Blockas" mehr für Verstappen, wenn der Niederländer versuchen möchte, von ganz hinten durchs Feld zu pflügen?


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Hamilton glaubt jedenfalls, dass eine Aufholjagd in Sotschi durchaus möglich ist: "Nehmen wir nur Valtteri. Er ist schon mal von weit hinten nach vorn gefahren. Ich glaube, im letzten Rennen (Monza; Anm. d. Red.) ist er vom letzten auf den dritten Platz gefahren. Es ist für die, die jetzt hinten stehen, nicht unmöglich, nach vorn zu fahren und gute Punkte zu holen."

Hamilton wird sein Rennen konservativer anlegen: "Ich kämpfe um die WM. Da bin ich in einer anderen Position als die Fahrer um mich herum. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht hart kämpfen werde. Es geht nur darum, die richtige Balance zu finden. In der Vergangenheit war ich immer ziemlich gut darin, diese Risikobalance zu treffen."

Die Nachwehen des Crashs von Monza sollten jedenfalls kein Thema mehr sein. Auch wenn Hamilton verrät, dass er diese immer noch spürt: "Ich fühlte mich schon wirklich gut, habe auch wieder trainiert. Aber nach dem Freitag im Auto tat mir der Nacken wieder weh und ich hatte beim Aufstehen Schmerzen in den Muskeln."

Aber der Mercedes-Pilot aktivierte seine Physiotherapeutin Angela Cullen, die eine Akupunkturbehandlung vorschlug. Mit einer Massagepistole wurden ganz bestimmte Triggerpunkte behandelt, um Hamiltons Muskeln zu lockern. "Im Großen und Ganzen", sagt er, "passt das schon. Aber es ist ein bisschen ein mulmiges Gefühl."

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