• 29. November 2020 · 10:08 Uhr

Lewis Hamiltons langsamer Start in die Pole-Runde: Ein Reifentrick?

Keine Updates mehr am Mercedes, dafür werden die Reifentricks von Lewis Hamilton immer raffinierter: War das der Schlüssel zu seiner Pole-Runde?

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hat Lewis Hamiltons Pole-Runde im Qualifying zum Grand Prix von Bahrain (Formel 1 2020 live im Ticker!) nicht so angefangen, als würde er seine Zeit aus dem ersten Q3-Run verbessern können. In den ersten paar Minisektoren war der Mercedes-Fahrer sogar langsamer als in der Runde davor. Erst die letzten beiden Minisektoren des ersten großen Sektors leuchteten pink.

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Lewis Hamiltons Pole-Runde war auch taktisch hervorragend angelegt Zoom Download

Dazu muss man wissen: Die FIA unterteilt die Rennstrecken nicht nur in die drei Sektoren, die die Fans aus dem Fernsehen kennen. Sondern der Bahrain International Circuit ist in insgesamt 28 Minisektoren segmentiert. Die sogenannte "Driver-Performance-Page", auf der man diese 28 Minisektoren genau verfolgen kann, ist aber akkreditierten Journalisten vorbehalten.

Auf der konnte man sehen, dass Hamilton seine Pole-Runde zurückhaltend begonnen hatte. "In Kurve 1 wäre noch ein bisschen Zeit drin gewesen", analysiert er. "Da habe ich am Ausgang ein bisschen unterperformt. Aber der Rest war gut. Kurve 6 war auch ein bisschen zu langsam. Dort hätte ich vielleicht ein bisschen schneller fahren können."

Gleichzeitig beteuert er aber, dass die Runde "wirklich gut" angefangen habe - was die Frage nahelegt: War der langsame Beginn in den ersten paar Minisektoren vielleicht Absicht, um die weichen Reifen auf dem grobkörnigen Asphalt in Bahrain nicht gleich in den ersten Kurven zu überhitzen und damit deren Peak zu schnell zu verlieren?

Was man im TV nicht sehen konnte

Auf der "Driver-Performance-Page" konnte man klar erkennen: Hamilton ließ sich gut 20 Sekunden Zeit, bis er richtig Tempo machte. "Das sind schon echt kleinste Details", lacht er, von 'Motorsport-Total.com' auf die Beobachtung angesprochen. Max Verstappen, der daneben sitzt, muss grinsen: "Hat sicher 0,005 Sekunden oder so ausgemacht."

Hamilton geht dann aber doch noch ernsthaft auf die Frage ein: "Ich schätze, ich kann das nicht allzu detailliert zu beantworten, schließlich will ich keine Geheimnisse verraten. Aber ich kann sagen, dass ich keine Fehler gemacht habe", lächelt er. Was insinuiert: Sein verhältnismäßig gemächlicher Start in die Runde ist ihm nicht passiert, sondern war eine bewusste Entscheidung.

"Wir fahren diese wirklich langsamen Out-Laps", erklärt er, "und versuchen jedes Mal, die Reifen für den Anfang im optimalen Temperaturfenster zu haben. Da reden wir von ein bis fünf Grad Unterschied. Meistens werden die Reifen bis zu einem bestimmten Punkt der Runde besser, aber dann überhitzen sie und du bekommst Probleme. Das ist meine Antwort."

Es sei "eine saubere Runde" gewesen, versichert Hamilton. Das passt zu den Aussagen von Valtteri Bottas, der mit seiner zweiten Q3-Runde, die ihn noch an Verstappen vorbei in die erste Reihe brachte, ebenfalls zufrieden war: "Das Problem ist, wenn du ein gutes Gefühl hast und glaubst, dass du alles aus dem Auto rausgeholt hast - aber die Rundenzeit trotzdem nicht reicht."

Dabei sei der Freitag "schwierig" gewesen, erklärt Hamilton, weil Pirelli den C3-Prototypen für 2021 zum Testen im Angebot hatte und Mercedes darauf den Schwerpunkt setzte. Die WM-Titel sind schon gewonnen, also ist es naheliegend, dass Toto Wolff sein Team instruiert hat, der Zukunft mehr Platz einzuräumen als der Gegenwart. 2021 gibt es noch mehr zu gewinnen als 2020.

"Aber über Nacht haben wir wirklich gut gearbeitet", sagt Hamilton, "und die Entscheidungen, die wir nach dem dritten Training getroffen haben, waren ein Volltreffer. Ich war mit dem Auto von Q1 weg total happy. Alle Runden waren gut, auch der erste Q3-Run. Aber der hatte noch gut Luft nach oben. Zum Glück ist mir die letzte Runde wirklich gut gelungen."

Mercedes bleibt auch ohne Updates "Klassenbester"

Dass Hamilton im drittletzten Qualifying der Saison immer noch 0,4 Sekunden Vorsprung auf Verstappen hat und über eine Sekunde auf den Rest der Welt, ist Beleg für die Dominanz von Mercedes. Der F1 W11 EQ Performance wird seit Wochen nicht mehr weiterentwickelt, während andere Vollgas pushen. Und trotzdem ist gegen Hamilton kein Kraut gewachsen.


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"Auch wenn wir keine Updates bringen, lernen wir immer mehr über das Auto", erklärt der siebenmalige Weltmeister. "Nächstes Jahr wird es im Großen und Ganzen das gleiche Auto sein, also strengen wir uns an, die Eigenschaften unseres Autos und seine Anforderungen noch besser zu verstehen. Alles, was uns voranbringt. Da passiert im Hintergrund eine Menge Arbeit."

"Stimmt, wir haben keine Updates mehr gebracht, weil das Programm irgendwann auf nächstes Jahr umgestellt wurde. Umso erstaunlicher, dass wir trotzdem noch zulegen können", schwärmt er. "Wir verstehen die Reifen jetzt besser, wir verstehen das ganze Paket besser und wissen immer genauer, wie wir es feintunen müssen. Ein sehr interessanter Prozess."

Im Hinblick auf 2021 befinde sich Mercedes in einer starken Position, ist der 35-Jährige überzeugt: "Ich war noch nicht im Windkanal, und ich war dieses Jahr (wegen der Pandemie; Anm. d. Red.) überhaupt sehr wenig in der Fabrik. Keine Ahnung, wie weit sie mit dem Paket für nächstes Jahr sind. Aber ich habe volles Vertrauen ins Team in der Fabrik."

Trotzdem warnt er davor, aufgrund der positiven Vorzeichen im nächsten Jahr von einem Selbstläufer auszugehen: "Wir haben gesehen, wie die Red Bulls immer besser werden. Ich glaube, dass die jetzt schon ein sehr, sehr gutes Auto haben. Und wenn sie ihren Motor noch ein bisschen entwickeln, könnten sie uns nächstes Jahr noch näher kommen", glaubt Hamilton.

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