• 27. September 2020 · 08:38 Uhr

Lewis Hamilton: Wie groß ist sein Nachteil am Start in Sotschi?

Windschatten und Reifen sprechen gegen Lewis Hamilton, es gibt aber auch Faktoren, die ihm helfen könnten, die Führung in der ersten Runde zu verteidigen

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton steht beim Grand Prix von Russland in Sotschi (Formel 1 2020 ab 12:45 Uhr live im Ticker!) zwar auf der Pole-Position, als Favorit auf den Sieg - es wäre der 91. seiner Karriere - sieht sich der Mercedes-Pilot deswegen aber nicht. Denn sowohl seine Reifenwahl für den ersten Stint als auch die Startposition könnten sich im Rennen als Nachteil für ihn entpuppen.

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Für Charles Leclerc war die Pole in Sotschi 2019 kein Vorteil Zoom Download

"Ich starte auf dem Soft, was nicht gut ist", erklärt Hamilton. "Und es ist zwar schön, auf Pole zu sein - aber die Strecke hier ist wahrscheinlich die schlechteste für die Pole [...]. Ich werde am Start wahrscheinlich überholt, und dann sind die zwei Autos, gegen die ich fahre, auch noch auf dem Medium. Das macht es schwierig, das Rennen zu gewinnen."

Hamilton wollte in Q2 eigentlich genau wie Max Verstappen und Valtteri Bottas auf dem Medium-Pirelli seine beste Zeit fahren. Doch weil ihm seine erste Zeit gestrichen wurde und er die zweite Runde wegen des Unfalls von Sebastian Vettel wenige Sekunden vor der Ziellinie abbrechen musste, startet er jetzt widerwillig auf dem Soft in den Grand Prix.

Und dass die Pole in Sotschi nicht die beste Ausgangsposition ist, um nach der ersten Kurve in Führung zu liegen, beweist der Rückblick auf 2019. Damals stand Charles Leclerc ganz vorne, doch im Wissen, dass sich mindestens ein Gegner hinter ihm in den Windschatten hängen und ihn überholen würde, einigte man sich bei Ferrari darauf, dass dies dann wenigstens der Teamkollege sein sollte.

2019: Leclerc konnte Pole nicht verteidigen

Vettel ging tatsächlich aus Leclercs Windschatten heraus in Führung. Eigentlich war abgesprochen, die Positionen danach wieder zu tauschen - doch das führte nur zu teaminternen Diskussionen am Boxenfunk. Vettel schied später ohnehin aus. Eine misslungene Absprache, aus der Mercedes für das heutige Rennen möglicherweise etwas lernen kann.

Für Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist "völlig unklar", wer das Rennen nach dem Start anführen wird: "Alles hängt davon ab, wo sie sich nach Kurve 2 positionieren. Das müssen wir abwarten", sagt er im Hinblick auf die Rennstrategie. "Valtteri hat von P3 aus schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er nach Kurve 2 führen kann."


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Für Hamilton ist angesichts des langen Vollgasstücks bis zum ersten Bremspunkt klar: "Der Windschatten ist mit diesen Autos stärker als in anderen Jahren. Ich gehe davon aus, dass zumindest einer von den beiden an mir vorbeifliegen wird. Aber ich kann mich eh nur auf mein Rennen konzentrieren und es so schnell wie möglich fahren."

Paradox: Der weiche Reifen, der wegen eines womöglich kürzeren ersten Stints eher als Nachteil gilt, könnte auf den entscheidenden ersten Metern womöglich sogar ein Vorteil sein. "Für den eigentlichen Start ist es ein guter Reifen", spricht Hamilton das Plus an Grip an. Aber: "Er baut halt danach dann zehnmal schneller ab als jeder andere Reifen."

"Ich weiß nicht, ob mich das zu einer Zweistoppstrategie zwingen wird. Unwahrscheinlich, weil man hier beim Boxenstopp so viel Zeit verliert. Ich muss die Reifen also so gut es geht schonen. Sollten die Jungs am Start vorbeikommen, werden sie davonziehen. Dann muss ich mir überlegen, wie ich den Rest des Rennens am besten anlege."

Wolff weiß, dass der Soft "nach ein paar Runden sicher leiden wird. Es ist nicht die optimale Strategie. Das kann das ganze Rennen beeinträchtigen, weil du dann vielleicht nach dem ersten Boxenstopp in Verkehr gerätst. Das wäre nicht so toll." Andererseits unterstreicht er: "Lewis ist der beste Überholer im Feld. Und er war im Qualifying der Schnellste."

Permane: Soft schafft locker 15, 20 Runden

Zumal andere Fahrer den Unterschied zwischen Soft und Medium nicht so eng sehen wie die ewigen Pessimisten von Mercedes: "15, vielleicht 20 Runden" könne auch der Soft locker schaffen, prophezeit Renault-Sportdirektor Alan Permane. Und das reiche bei einem 53-Runden-Rennen aus, um mit einem Boxenstopp durchzukommen.


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"Es ist nicht so schlimm, wie es in den vergangenen Jahren hier war. Ich erinnere mich daran, als wir noch die dickeren Laufflächen hatten, da war der C4 einmal eine Katastrophe", sagt Permane. "Für einen Soft ist der jetzt ganz gut. Wir sind nicht besorgt. Am Freitag sind einige relativ lange Longruns damit gefahren, und am Samstag haben wir gesehen, dass manche zwei schnelle Runden gefahren sind."

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner relativiert den angeblichen Pole-Nachteil: "Wenn Lewis einen guten Start erwischt und uns einen netten Windschatten spendiert, würden wir uns darüber sicher nicht beschweren. Aber wir haben im Formel-2-Rennen gesehen, dass der Polesetter auch in Kurve 1 hinein geführt hat. Mit einem guten Start ist das schon möglich."

Zumal Hamilton gerade auf den ersten Metern nicht nur wegen des Soft-Reifens mehr Grip haben sollte, sondern auch weil die ungeraden Startpositionen auf der sauberen Linie im Vorteil sind: "Neben der Ideallinie ist es ziemlich schmutzig", ist Carlos Sainz (6.) aufgefallen. "Viele Steinchen, Staub, kein idealer Startplatz."

Bottas, eigentlich ein Sotschi-Spezialist, sieht jedenfalls eine Chance: "Ich bin hier schon einmal als Dritter gestartet, und ich weiß noch, wie das damals ausgegangen ist", erinnert er sich ans Jahr 2017, als er in Russland seinen ersten Grand-Prix-Sieg gefeiert hat. "Ich habe mit dem Medium im ersten Stint sicher einen Vorteil. Da ist noch alles drin."

Verstappen auf P2 ist da zurückhaltender: "Ich stehe auf der schmutzigeren Seite. Ich kann nicht genau sagen, wie sehr sich das auswirken wird. Aber die Mercedes sind im Renntempo einfach schneller. Trotzdem werde ich natürlich versuchen, so lange wie möglich mitzuhalten und ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen."

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