• 31. August 2019 · 22:43 Uhr

Leclerc nach "kniffligem" Qualifying: Folgt auf dritte Pole der erste Sieg?

Charles Leclerc ist vom großen Vorsprung im Spa-Qualifying überrascht, erklärt seinen Windschatten-Verzicht und was ihm Hoffnung für das Rennen macht

(Motorsport-Total.com) - 0,748 Sekunden Vorsprung auf einer Runde sind in der Formel 1 buchstäblich Welten. Mit genau diesem Vorsprung hat sich Charles Leclerc am Samstag im Qualifying zum Grand Prix von Belgien 2019 in Spa-Francorchamps die Pole-Position gesichert.

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Als Leclerc über seine Pole jubelte, war die Tragödie um Hubert noch nicht passiert Zoom Download

Zweitschnellster in Q3 war mit eben diesem Rückstand Leclercs Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel, der wiederum Mercedes-Pilot und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton um gerade mal 0,015 Sekunden auf Distanz hielt. Ferrari startet somit erstmals seit dem Grand Prix von Bahrain vor fünf Monaten wieder mit beiden Autos aus der ersten Reihe.

Das Belgien-Wochenende haben die Roten aus Maranello bislang klar im Griff, denn einer der beiden Ferrari-Piloten war in jeder bisherigen Session der Schnellste. Vettel hatte im ersten Freien Training am Freitagvormittag die Oberhand. Seit dem FT2 am Freitagnachmittag aber hat Leclerc das Zepter auf eine schnelle Runde gesehen in der Hand. Der Monegasse holte sich nach Tagesbestzeit am Freitag auch die Bestzeit im FT3 am Samstagvormittag und lag anschließend auch in allen drei Segmenten des Qualifyings ganz vorn.

Ferrari erklärt Aufregung um Leclerc-Auto in Q1

In Q1 hatte es kurzzeitig Aufregung gegeben, als ein paar Ferrari-Mechaniker in der Boxengasse eine Menschenwand gebildet hatten. Der freie Blick auf den SF90 von Leclerc war versperrt. Wenig später klärte das Team auf: "Wir führten ein paar Checks am Frontflügel durch und die müssen im Parc Ferme unter der Aufsicht der FIA durchgeführt werden."


Fotos: Ferrari, Grand Prix von Belgien


Nach der kurzen Aufregung setzte Leclerc seine Dominanz an diesem Wochenende fort. Im entscheidenden Q3 legt er zunächst mit einer 1:42,6er-Runde vor. Im zweiten und entscheidenden Run in diesem letzten Segment steigerte er sich dann - ohne Windschatten - noch auf 1:42.519.

Damit blieb der Monegasse zwar etwas mehr als eine Sekunde über dem bestehenden Spa-Streckenrekord, den Vettel im Vorjahr bereits in Q1 mit 1:41.501 Minuten aufgestellt hatte. Viel wichtiger aber ist, dass Leclerc alle Konkurrenten inklusive Vettel deutlich hinter sich gelassen hat.

Warum Leclerc die Pole-Runde ohne Windschatten fuhr

"Das fühlt sich natürlich unglaublich an", so Leclerc direkt nach dem Qualifying. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nichts vom tragischen Tod seines ehemaligen Weggefährten Anthoine Hubert infolge des schweren Unfalls beim Formel-2-Rennen.

Und so bezeichnet Leclerc sein Qualifying ohne das Wissen um die kurz darauf folgende Tragödie im Rahmenrennen ganz nüchtern als "ziemlich knifflig", denn: "Insbesondere im Q3 hatte ich Probleme. Der erste Teil der Runde war wie immer nicht ganz einfach, weil es viel Verkehr auf der Strecke gab. Letzten Endes ist mir aber doch noch eine ganz gute Runde gelungen. Ich bin zufrieden."

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Allein auf weiter Flur: Ohne Windschatten mit 0,748 Sekunden Vorsprung auf Pole Zoom Download

Angesprochen auf seinen großen Vorsprung von rund einer Dreiviertelsekunde auf Teamkollege Vettel, gibt Leclerc offen zu: "Ich hatte definitiv nicht damit gerechnet, so weit vorn zu liegen." Allerdings lief das Qualifying auch für Vettel nicht ganz nach Plan, wie der Deutsche in seiner eigenen Reaktion mit Verweis auf Fahrfehler darlegt.

Abgesehen von seinen eigenen Fahrfehlern bemerkt Vettel auch, dass Leclerc "beim Thema Windschatten besser agiert hat". Apropos Windschatten. Auf einen solchen verzichtete Leclerc im entscheidenden Q3-Run ganz bewusst, denn er ließ das Team wissen: "Schickt mich einfach raus, wenn das Auto bereit ist."

"Natürlich hatte ich es anfangs auf den perfekten Windschatten abgesehen. Doch bei meinem ersten Versuch in Q3 fühlten sich die Reifen vor Kurve 1 nicht bereit an. Ich verlor ziemlich viel Zeit. Deshalb bat ich vor der zweiten Runde darum, rausgehen zu können, wenn das Auto fertig wäre. Ich wollte es auf mich alleine gestellt durchziehen, ohne Windschatten", erklärt der Polesetter.

Herbert & Rosberg erwarten Leclerc-Sieg - früher oder später

Von der dritten Pole-Position seiner Formel-1-Karriere will Leclerc nun natürlich erst Recht seinen ersten Sieg einfahren, nachdem er diesen schon zweimal knapp verpasst hat. Beim Grand Prix von Bahrain in Sachir verlor er den schon sicher geglaubten Triumph durch einen späten Zylinderdefekt. Beim Grand Prix von Österreich in Spielberg entriss ihm Max Verstappen drei Runden vor Schluss noch die Führung und damit den erhofften Premierensieg.

"Viele wünschen ihm, dass er das Rennen gewinnt", sagt Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert, inzwischen Experte bei 'Sky Sports F1' in Vorausschau auf den Belgien-Grand-Prix am Sonntag. "Wir sehen ja sein Talent und wie er immer besser wird", so der Brite, der Leclerc als "Favorit" für den Sieg in Spa bezeichnet.

"Ja, die Mercedes haben auf den Longruns sehr gut ausgesehen, aber ich vermute, da werden die Karten neu gemischt", bemerkt Herbert und spielt damit auf das Wetter an. Für den Zeitpunkt des Rennens wird am Circuit de Spa-Francorchamps zwar weiterhin Trockenheit vorausgesagt, aber auch noch niedrigere Temperaturen als am Samstag. So ist nur noch mit 10 bis 15 Grad Celsius Lufttemperatur zu rechnen.

Und so meinte auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff schon direkt nach dem Qualifying: "Wir haben ein starkes Rennauto und wir wissen, dass sie [Ferrari] normalerweise im Rennen stärker leiden. Die niedrigen Temperaturen dürften ihnen aber wahrscheinlich in die Karten spielen."

Mit Blick auf Polesetter Leclerc steht eins jedenfalls nicht für Herbert fest. "Er ist sicher hungrig darauf, diesen ersten Sieg zu holen", urteilt der Brite. Und auch Nico Rosberg ist überzeugt, dass der erste Sieg für Leclerc "ein ganz wichtiger Meilenstein für ihn wird", wann immer dieser unter Dach und Fach gebracht wird. Abgesehen von dieser Aussage analysiert Rosberg in seinem neuesten Video-Blog das brisante Ferrari-Teamduell 2019 und regt an, Leclerc zur Nummer 1 im Team zu machen.

Leclerc nach Hausaufgaben zum Reifen-Management gespannt

Leclerc selbst äußert sich in seiner Vorausschau auf das Rennen vor allem gespannt. "Ich war hier seit dem ersten Training schnell. Als wir aber im FT2 die Rennsimulation unternommen haben, war ich nicht so schnell. Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass es einfach wird. Wir werden natürlich alles versuchen. Der Abstand ist momentan recht groß. Das heißt aber nicht, dass das auch im Rennen so sein wird."

Weil er seit dem letzten Rennen vor der Sommerpause aber insbesondere auf dem Sektor des Reifen-Managements Hausaufgaben gemacht hat, ist Leclerc guter Hoffnung, diesmal auch im Rennen stärker zu sein als etwa zuletzt auf dem Hungaroring, wo er mit mehr als einer Minute Rückstand auf Sieger Lewis Hamilton "nur" Vierter wurde - noch hinter Teamkollege Vettel.

"Ich habe seit Ungarn ziemlich viel analysiert", so Leclerc, um zu präzisieren: "Vielleicht wirkte das ganze Thema größer als es war, aber es gab da für mich definitiv Verbesserungsbedarf. Schauen wir mal, wie es hier läuft. Ich habe jedenfalls ein paar Dinge verändert. Das mögen zwar nur kleine Dinge sein, aber auf diesem Level sind es eben die Details, die den Unterschied bewirken. Ob es jetzt besser geht, werden wir im Rennen sehen."

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