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Lewis Hamilton rächt sich an James Vowles mit einer Champagnerdusche. Von der Redaktion bekommt er für seine Fahrt Bestnoten. Jetzt durch unsere Bewertung klicken!
Antonio Giovinazzi (5): Es ist nicht so, dass einem so ein Patzer wie in der Rascasse gegen Kubica nicht mal passieren kann. Das Problem ist: Giovinazzi passieren solche Dinge und er ist gleichzeitig zu langsam. Ferrari, hören wir, möchte ihn als Simulatorfahrer zurück. Das wäre ein sicherer Job. Das Zeug zum Weltmeister hat er eh nicht.
Lance Stroll (5): Einer unserer Kollegen meinte scherzhaft, es sei wohl "breaking News", sollte es Stroll ins Q2 schaffen. Eine rein hypothetische Überlegung, wie wir inzwischen wissen. Der Kanadier steht seinen Gegnern unnötig im Weg, wirkt gereizt, ruft nicht sein Bestes ab. Wahrscheinlich fehlt ihm menschliche Führung.
Romain Grosjean (4): Wenn er in dieser Liste als drittschlechtester Fahrer aufscheint, mutet das fast ein bisschen hart an. Aber Überfahren der weißen Linie, das darf einem Routinier wie ihm nicht passieren. Und im Vergleich zu Magnussen war er in Monaco weniger überzeugend.
Kimi Räikkönen (4): Gefeiert wurde nur vor, aber nicht nach dem 300. Grand Prix. Räikkönen war noch nie ein Monaco-Spezialist, und das wird er auf seine alten Tage auch nicht mehr werden. Da und dort ein bisschen Rennpech, und ein Alfa Romeo, der nicht Top-10-fähig ist. Zum zweiten Mal hintereinander ohne Punkte.
Nico Hülkenberg (3): Erstmals tat sich Hülkenberg im teaminternen Stallduell schwer. Aber Ricciardo ist ein ausgesprochener Monaco-Spezialist. Und selbst hat er nicht viel falsch gemacht. Auch die Kollision mit Leclerc, letztendlich der Anfang vom Ende, ging nicht auf seine Kappe - sondern war zu gewagt vom Ferrari-Fahrer.
Robert Kubica (3): Aber hallo, der kann's ja doch! Fast das ganze Wochenende war Kubica auf Augenhöhe mit Teamkollege Russell, und selbst die enge Loews-Haarnadel, bei der viele gezweifelt haben, ob er sie überhaupt ordentlich lenken kann, war letztendlich kein Problem. So kann's weitergehen!
Charles Leclerc (3): Im Rennen hat der Monegasse seine Nerven weggeschmissen. Dafür rechnen wir ihm mildernde Umstände an. Denn der Ausgangspunkt war ein Taktik-Fehler von Ferrari in Q1. Bis dahin war Leclerc schneller als Vettel und im FT3 sogar schneller als die Mercedes-Fahrer. Was wäre da möglich gewesen?
Lando Norris (3): Der Rookie ist nie mit sich zufrieden, wenn er seine Sache nicht hundertprozentig perfekt macht. Wir finden: So schlecht war das gar nicht. Okay, gegen Sainz fiel er letztendlich ein wenig ab. Aber der hat a) mehr Monaco-Erfahrung und absolvierte b) eines seiner besten Wochenenden.
Sergio Perez (3): Mit einem unterlegenen Racing Point konnte der Mexikaner nicht wirklich was ausrichten. Und trotzdem ist er für uns der Held des Rennens: Wie er nach dem Boxenstopp geistesgegenwärtig reagierte, um zwischen zwei Streckenposten durchzufahren, hat möglicherweise Leben gerettet!
Kevin Magnussen (3): Schade, dass er seine mega Quali-Leistung nicht nutzen konnte. Erst am Start eine Position an Ricciardo verloren, dann ein Opfer einer ganz schlechten Haas-Boxenstrategie, am Ende dann auch noch leicht daneben im Zweikampf mit Perez. Platz zwölf wird seinem Potenzial nicht gerecht.
Sebastian Vettel (3): Auch wenn das Rennen fehlerlos und grundsolide war: Aufs ganze Wochenende gesehen hat uns Vettel nicht überzeugt. Beim Crash in FT3 (nicht sein erster Patzer bei Sainte Devote) hatte er Riesendusel, dass nicht mehr kaputt war. Und im Qualifying wäre ohne seinen Schnitzer bei Tabak mehr drin gewesen.
Pierre Gasly (3): Der Aufwärtstrend des Franzosen hält an. In den Trainings ist er näher an Verstappen dran als am Saisonbeginn. Im Rennen holte er sich mit frischen Reifen routiniert den Bonuspunkt für die schnellste Runde ab. Aber machen wir uns nichts vor: Er ist immer noch die Nummer 2 bei Red Bull.
Carlos Sainz (2): Je länger er bei McLaren fährt, desto mehr wächst er in die Rolle des Teamleaders hinein. Monaco liegt ihm, und das setzte er im Rennen dann auch um. Dass er Sechster wurde und nicht Achter, lag auch an der Boxenstrategie. Seine Leistung war aber makellos. Auch im Vergleich zu Norris.
George Russell (2): Die Rookie-Generation 2019 ist vielleicht die beste seit Jahren in der Formel 1, und Russell war 2018 Champion in der Formel 2. Vor Norris, vor Albon. In Monaco hat man ansatzweise gesehen, was der Junge kann. Sonst lässt der Williams ja nicht zu, dass man von seinem Talent etwas sieht.
Daniil Kwjat (2): Der Russe hatte sich in Monaco erstaunlich gut im Griff. P7 beweist, was drin ist, wenn nur sein Talent zu Tage kommt und nicht seine Macken. Man hört, dass ihn Ferrari schon vermisst, weil seine Expertise am Rennsimulator fehlt.
Daniel Ricciardo (2): Dass er Monaco nicht gewinnen würde, war diesmal von Anfang an klar. Aber nach einem bis dahin gemischten Wochenende fuhr Ricciardo ab Q3 in Hochform. Selbst am Start gewann er eine Position, P5 schien machbar. Bis ihm die Renault-Box das Rennen kaputtgemacht hat.
Alexander Albon (2): Franz Tost hat gesagt, dass der Thailänder die Überraschung der Saison wird. In Monaco haben wir gesehen, was er damit meint. Phasenweise war Albon schnellster Mann im Feld. Auch in den Trainings war er stark. Dass in den entscheidenden Momenten manchmal Coolness fehlt, kann man einem Rookie nachsehen.
Max Verstappen (2): Die Szene auf dem Foto kostet Verstappen die glatte 1. Ohne das übermotivierte Manöver gegen Hamilton in Runde 76 (von 78) wäre es eine perfekte Leistung gewesen. Die Strafe geht nicht auf ihn, sondern aufs Team. Und: Auf die Ansage "Überhol Lewis doch einfach" reagiert niemand so wie er!
Valtteri Bottas (2): P4 (auf der Strecke, P3 in der Ergebnisliste) sieht schlecht aus, wenn der Teamkollege gewinnt. Tatsache ist aber, dass Bottas nur in Q3 minimal schlechter war als Hamilton. Für den Boxen-Zwischenfall kann er nichts. Danach war er chancenlos. Und bis Q3 hatte er die Nase das ganze Wochenende vor Hamilton.
Lewis Hamilton (1): Man muss nicht mögen, dass er am Podium kein Trauerflor getragen hat. Man hätte sich nach dem Tod von Niki Lauda auch einen gedämpfteren Jubel vorstellen können. Das Meckern am Funk war einfach nur nervig. Aber Hamilton ist eben Hamilton. Und genau deswegen der beste Rennfahrer der Welt!
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat am Sonntag zwar den Grand Prix von Monaco gewonnen, aber wer seinen Boxenfunk während des Rennens gehört hat, der hätte auch vermuten können, dass der Mercedes-Star nicht um den ersten Platz kämpft, sondern ums nackte Überleben. Sein Gemecker im Dialog mit Renningenieur Peter Bonnington war über weite Strecken eine der Hauptattraktionen des Nachmittags.
Grund für Hamiltons Kritik an der Strategie war das Handling des ersten Boxenstopps. Wegen des Safety-Cars fand dieser früher als geplant statt, in der elften von 78. Runden - und während die Verfolger Max Verstappen und Sebastian Vettel von Soft auf Hard wechselten, um bis zum Ende durchzufahren, schnallte Mercedes Hamilton die etwas weichere Medium-Mischung auf.
"Rückblickend", sagt Andrew Shovlin, Leiter des Einsatzteams an der Rennstrecke, "hätten wir auf den harten Reifen wechseln sollen. Aber wir waren wegen des Aufwärmens der Reifen beim Re-Start besorgt. Deshalb haben wir uns für den Medium-Reifen entschieden, was Lewis das Leben erschwerte."
Noch bevor Hamilton zurück zum Team kam, waren sich viele unsicher, wie der nun dreimalige Monaco-Sieger gelaunt sein würde. Denn auch wenn er das Rennen gewonnen hatte: Seine Nörgelei am Boxenfunk, dass die Reifen "tot" seien, war so penetrant, dass sich sogar Chefstratege James Vowles zwischendurch einschalten musste, um ihn zu beruhigen.
Hamilton & Bonnington: Genau wie 2018!
Dabei war die Faktenlage klar: Würde Hamilton noch einmal an die Box kommen, würde er Vierter werden und nicht Erster. Aber das war für Beobachter von außen leichter zu erkennen als für ihn im Cockpit. Übrigens genau wie 2018, als er mit Renningenieur Peter Bonnington genauso hartnäckig einen weiteren Boxenstopp einforderte, der ihn zwei Positionen gekostet hätte.
"Wir sind sehr dankbar dafür, dass Lewis das Rennen bis zum Ende so im Griff hatte - er musste richtig hart für den Sieg kämpfen", sagt Shovlin und ergänzt: "Diese Entscheidung werden wir uns genauso wie die zugrundeliegenden Informationen noch einmal genau ansehen." Denn dass Hamilton Fragen haben würde, war nach den zahlreichen Funksprüchen klar.
Insofern herrschte, bevor Hamilton nach der Siegerehrung in den Strategieraum kam, eine gewisse Anspannung bei den Mercedes-Strategen. Vowles nahm's in einem Twitter-Video aber gelassen: "Im Nachhinein ist klar, dass mit dem Hard das gleiche Ergebnis rausgekommen wäre. Aber wir hätten etwas weniger Stress gehabt. Wir wollten es halt spannend machen!"
"Ich rechne damit, dass Lewis zu uns kommt und sagt: 'Warum habt ihr diese Reifen draufgetan?' Worauf ich sagen werde: 'Hätten wir nicht tun sollen.' Ich hoffe, dass er mich umarmen wird. Dann werden wir uns freuen. Und dann werden wir ein ernstes Wörtchen drüber reden, warum wir das nicht ganz richtig gemacht haben."
Und genau so kam es dann auch: Hamilton stürmte das Briefing mit einer Flasche Schampus in der Hand - und verpasste Vowles und Shovlin aus "Rache" eine ordentliche Dusche. "Piss off!", lachte Vowles - aber Hamilton kannte keine Gnade: "Ihr habt mir die falschen Reifen gegeben, für 67 Runden!" Natürlich alles mit einem kräftigen Augenzwinkern ...
Hamilton: Wäre kein zweites Mal reingekommen
Dass das Team sowohl das Gemecker als auch die suboptimale Strategie im Nachhinein so locker wegsteckt, ist nach sechs Siegen in sechs Rennen nicht weiter verwunderlich. Aber Hamilton macht bei aller guten Laune keinen Hehl daraus, dass ihm die Strategen das Leben seiner Meinung nach unnötig schwergemacht haben.
"Noch 38 Runden zu fahren, keine Reifen mehr übrig - da dachte ich mir: 'Keine Chance, mit dem Gefühl, das ich habe, und mit dem Tempo, das ich gerade fahre, das Rennen zu gewinnen.' Das ist ein schreckliches Gefühl, denn mir war klar, dass ich das Rennen nicht gewinnen kann, wenn ich noch einmal an die Box muss", erklärt Hamilton.
Seine Erinnerungen kreisten um den Grand Prix von Monaco 2015: "Vor ein paar Jahren hatte ich hier auch 20 Sekunden Vorsprung. Dann kam das Safety-Car raus, ich ging an die Box und fiel auf Platz drei zurück. Das tut weh. Daher dachte ich mir: 'Ich komme auf keinen Fall rein, egal wie. Ich fahre ohne Reifen bis zum bitteren Ende - bis es die Reifen zerfetzt!'"
"Ohne Safety-Car", meint er im Nachhinein, "wäre es ein viel leichteres Rennen gewesen. Ich wäre bis Runde 20 oder 22 draußen geblieben, hätte einen neuen Reifensatz abgeholt und wäre viel entspannter ins Ziel gecruist. So war es ein echt hartes Rennen. Das muss ich auch irgendwie schätzen, denn als Sportler wünschst du dir ja, die härtesten Kämpfe zu bestehen."
"Im Nachhinein kann man immer über das Wenn und Aber diskutieren, aber ich glaube, mit dem Hard wäre es für mich ein viel leichteres Rennen gewesen. Ich hatte ihn das ganze Wochenende nicht gefahren, aber wir wussten aus der Analyse, dass er ein ganzes Rennen überstehen kann. Damit wäre es leichter gewesen, die Führung zu verteidigen."
Jetzt, wo die Sache gut ausgegangen ist, sieht er das Positive am Rennverlauf: "So war das Rennen halt eine Herausforderung. Ich sage nicht, dass ich dafür nicht dankbar bin. Es wäre nur schön gewesen, einen etwas entspannteren Nachmittag zu haben! Wahrscheinlich sind mir ein paar graue Haare gewachsen. Aber die färbe ich einfach schwarz!"