• 25. August 2018 · 19:33 Uhr

Zu wenig Sprit: Red Bull verkalkuliert sich im Spa-Qualifying

Nur die Startplätze sieben und acht für Verstappen und Ricciardo - Red Bull setzte zu Beginn von Q3 alles auf eine Karte, dann trocknete es ab und die Zeit lief davon

(Motorsport-Total.com) - Red Bull hat in der Regenlotterie von Spa gleich eine doppelte Niete gezogen. Mit den Startplätzen sieben für Max Verstappen und acht für Daniel Ricciardo blieb die englisch-österreichische Truppe weit hinter ihren Möglichkeiten. Besonders bitter: Bei Bedingungen, die man sich eigentlich gewünscht hatte, um den Topteams ein Schnippchen zu schlagen, griffen die Taktikfüchse am Red-Bull-Kommandostand beim Qualifying zum Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps (Formel 1 2018 live im Ticker) voll daneben. So musste man schließlich sogar den Racing Point Force India-Piloten und Romain Grosjean im Haas den Vortritt lassen.

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Max Verstappen und sein Red-Bull-Team drehten ihre Runden, als es zu nass war Zoom Download

"Am Ende von Q3, als die Strecke nach dem kurzen Schauer wieder abtrocknete, hatten wir kein Benzin mehr, um noch mal fahren zu können. Wir waren zum falschen Zeitpunkt auf der Strecke", erklärt Motorsport-Berater Helmut Marko zähneknirschend das Missgeschick. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Offenbar gingen die Red-Bull-Entscheider ihren Wetterfröschen auf den Leim, die für das Ende des Qualifyings noch stärkeren Regen vorhergesagt hatten. Also setzte man alles drauf, mit einem möglichst leichten Auto früh in Q3 die schnellsten Zeiten zu fahren.

Als man dann bemerkte, dass die Strecke doch abtrocknet, blieb keine Zeit mehr, um nachzutanken und das Auto für einen neuen Umlauf bereit zu machen - auch weil der Kurs in den Ardennen mit einer Rundenlänge von über sieben Kilometern der längste im Formel-1-Kalender 2018 ist. "Wir hätten mehr Benzin tanken müssen. Das hätte vielleicht drei Zehntel am Anfang gekostet. Doch weil wir die gewinnen wollten, haben wir schlussendlich Plätze verloren. Das war ein taktischer Fehler von uns", redet Marko nicht lange um den heißen Brei herum, verweist aber darauf, dass Ferrari bei Kimi Räikkönen dasselbe Malheur passiert sei.

Die Regenbeobachter lagen daneben

Tatsächlich sahen Verstappen und Ricciardo in der ersten Hälfte von Q3, als es am stärksten regnete, gut aus. Nur Räikkönen war zu diesem Zeitpunkt schneller, während die WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton und Sebastian Vettel zunächst nicht an die Zeiten des Spitzentrios herankamen. Doch bei den besten Rundenzeiten von 2:02.769 (Verstappen) und 2:02.939 (Ricciardo) sollte es für das Red-Bull-Duo bleiben, während Hamilton und Vettel auf abtrocknender Strecke noch 1:58er-Zeiten fahren sollten.


Red Bull: Vorschau auf Spa und Monza

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"Wir hatten Rainspotters draußen an der Strecke", ärgert sich Marko. "Die haben alle gesagt, der Regen wird stärker. Aber nach zwei Runden hat's aufgehört und durch den Wind hat es dann irrsinnig schnell abgetrocknet." Eine grobe Fehleinschätzung, die dem ehrgeizigen Max Verstappen - noch dazu vor seinen vielen Fans beim Heimspiel - die Zornesröte ins Gesicht treiben müsste. Doch der 20-Jährige bleibt trotz Startplatz sieben erstaunlich ruhig und lässt mit folgendem Satz aufhorchen: "Wir waren von allen Teams eigentlich am besten auf das vorbereitet, was passieren würde. Und ausgerechnet das fiel uns heute auf die Füße."

Was Verstappen meint: Zusätzlich zu den eigens entsandten Regenbeobachtern an der Strecke hatte man berechnet, dass man mit ein paar Kilo weniger Sprit und frischen Intermediates bei diesen Bedingungen sogar um die erste Reihe kämpfen können würde. "Wir wollten einfach so schnell und so leicht wie möglich raus. In meiner ersten fliegenden Runde konnte ich zudem noch das DRS einsetzen." Es hätte also alles gepasst, hätte der Regen nicht entgegen der eigenen Vorhersage urplötzlich aufgehört.

Verstappen gelassen: Eh keine Chance gegen Ferrari und Mercedes

Ins gleiche Horn stößt Red-Bull-Teamchef Christian Horner: "Ironischerweise war das Missgeschick von Force India am Anfang letztendlich ihr Glück. Sie haben zu Beginn von Q3 falsch entschieden, auf Slicks auf der Strecke zu bleiben. Doch genau das verschaffte ihnen schließlich den richtigen Zeitpunkt an der Box, um auf die Intermediates zu wechseln." Als sich Sergio Perez und Esteban Ocon frische Inters holten, um damit auf abtrocknender Strecke in die zweite Reihe zu fahren, waren die Red-Bull-Piloten gerade auf der Inlap zurück an die Box. "Das dauert hier. Dann hätte das Tanken noch drei, vier Minuten gedauert, plus die Outlap", erklärt Verstappen, weshalb die Zeit davonlief.

Dass er dennoch gelassen bleibt, dafür dürfte es zwei Gründe geben. Zum einen ist der Niederländer grundsätzlich mit seinem Auto in Spa zufrieden: "Qualifying 1 und 2 waren gut. Wir haben eine klare Trockenabstimmung gewählt. Morgen soll es ja nicht regnen und wir werden okay performen." Zum anderen scheint er sich bereits damit abgefunden zu haben, dass angesichts des Leistungsnachteils des Renault-Antriebs ein Podium ohnehin nur schwer möglich sein dürfte. "Mehr als die Plätze fünf und sechs sind hier nicht drin für uns", unkte er schon am Freitag. Und die sollten auch von Startplatz sieben aus möglich sein, wenn man schnellstmöglich an Grosjean im Haas vorbeikommt.


Fotos: Red Bull, Grand Prix von Belgien


Weniger unbeschwert spricht dagegen Teamkollege Ricciardo über sein bisheriges Wochenende und Startplatz acht: "Ach, alles in allem war das ein komisches Qualifying. Schon in Q1 brauchten wir zwei Reifensätze, um auf Nummer sicher in die nächste Runde zu kommen", mäkelt er an der Performance seines RB14 herum. Tatsächlich hatte der Australier als Siebter nach dem ersten Qualifying-Durchgang schon über eine Sekunde Rückstand auf den dato Schnellsten, Kimi Räikkönen im Ferrari. "Das Auto fühlt sich eigentlich nicht an, das hätte ich damit grundlegend was falsch gemacht. Es fehlt einfach ein bisschen Grip und wir waren etwas zu langsam", rätselt Ricciardo.

Der Glaube an die ganz große Aufholjagd am Rennsonntag fehlt sowohl ihm als auch Verstappen. Und auch Motorsportberater Marko schwant: "Jetzt wird es schwierig im Rennen, weil die Autos, die jetzt vor uns sind, auf der Geraden sehr schnell sind", verweist er auf die neuen Spezifikationen der Mercedes- und Ferrari-Antriebe, die auch in den Racing Point- und Haas-Rennern verbaut sind. "Wir müssen versuchen, die gleich in der ersten oder zweiten Runde zu überholen", gibt Marko die Marschrichtung vor.

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