• 25. März 2018 · 07:43 Uhr

Formel 1 Melbourne 2018: Gelbphase beschert Vettel den Sieg!

Das Rennen in der Analyse: Sebastian Vettel gewinnt den Grand Prix Australien vor Hamilton und Räikkönen - Dramatischer Doppelausfall des Haas-Teams

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat überraschend und mit ein bisschen Glück den Grand Prix von Australien in Melbourne (Formel 1 2018 live im Ticker) gewonnen. Beim Saisonauftakt im Albert Park profitierte der Ferrari-Star von einer für ihn günstig getimten (zunächst virtuellen) Safety-Car-Phase, die ihn vom dritten auf den ersten Rang nach vorne brachte. So setzte er sich vor Favorit Lewis Hamilton (Mercedes) und Teamkollege Kimi Räikkönen durch und wiederholte seinen Vorjahressieg.

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Sebastian Vettel jubelt über den überraschenden Sieg in Melbourne Zoom Download

Hamilton hatte zunächst den Start gewonnen und das Rennen bis zu seinem Boxenstopp in der 19. Runde, eine Reaktion auf den versuchten "Undercut" Räikkönens, kontrolliert. Vettel hatte in jener Phase auf das dahinter liegende Haas-Duo genug Vorsprung und entschied sich daher dazu, einen langen ersten Stint zu riskieren, um eventuell von einem ungewöhnlichen Rennverlauf profitieren zu können.

Und diese Rechnung ging voll auf: Als wegen des Dramas um die Haas-Fahrer zunächst das virtuelle, dann später das echte Safety-Car aktiviert wurde, nutzte er dies zum Reifenwechsel. Während Hamilton auf der Strecke stark vom Gas gehen musste, war Vettels Nachteil in der Boxenstraße, in der ohnehin ein Speed-Limit von 60 km/h gilt, viel geringer. Und so wurde aus 9,1 Sekunden Rückstand vor Hamiltons Stopp plötzlich die Führung.

"Ich habe für ein Safety-Car gebetet. Wir hatten ein bisschen Glück, aber das nehmen wir gern", lacht Vettel auf dem Podium. Hamilton konnte den Führungswechsel erst gar nicht fassen: "War das mein Fehler?" Antwort von der Box: "Wir dachten, wir wären auf der sicheren Seite. Aber offensichtlich lagen wir da falsch."

Software-Fehler bei Mercedes?

"Wir dachten während der VSC-Phase", erklärt Mercedes-Sportchef Toto Wolff, "wir hätten drei Sekunden Puffer. Jetzt müssen wir in die Computer schauen, wo die hingekommen sind. Vielleicht gab es einen Fehler in unserer Strategie-Software. Ich kann mir vorstellen, dass es am Algorithmus liegt, wie die Software programmiert ist."

Bei Ferrari ist man sich darüber im Klaren, dass das Rennen aus eigener Kraft nicht zu gewinnen war. "Wenn du auf der Strecke nicht attackieren kannst, bleibst du halt draußen und wartest auf eine andere Chance", sagt Chefstratege Jock Clear. Und Vettel ergänzt: "Wir sind mit dem Auto noch nicht da, wo wir sein wollen. Aber das ist ein guter Start und frische Motivation für die nächsten Wochen."

Hamilton präsentiert sich indes als fairer Verlierer: "Sie haben heute den besseren Job gemacht", sagt er nach einem Shakehands mit Sieger Vettel im Podium-Room. Nach der dominanten Pole ist bei Mercedes Ernüchterung eingekehrt: "Jetzt müssen wir wieder ans Zeichenbrett." Denn so unschlagbar, wie einige schon nach den Barcelona-Tests vermutet haben, ist Mercedes bei weitem nicht.

Mit dem Führungswechsel in der Box war das Duell um den Sieg praktisch entschieden. "Melbourne ist eine fantastische Strecke, aber es ist sooo schwierig, hier jemanden zu überholen", klagt Hamilton. Trotzdem steckte er nicht sofort auf. Die erste Konterchance war der Re-Start. Aber bereits bevor Vettel aufs Gas stieg, ließ er Hamilton ziemlich nahe auflaufen. Ein Racheakt für den Brake-Test in Baku 2017?

Vorentscheidung schon in Runde 38

Sechs Runden später schüttelte der Ferrari-Star seinen Verfolger erstmals aus der DRS-Sekunde ab. Das roch schon nach Vorentscheidung, denn Vettel hatte die um sechs Runden frischeren Soft-Reifen. In Runde 47 leistete sich Hamilton dann einen kleinen Fahrfehler. Damit wuchs sein Rückstand auf 2,6 Sekunden an.

Aber die "frische Luft" tat dem immer heißer laufenden Mercedes und Hamiltons Vorderreifen gut, und mit einer Reihe schnellster Runden robbte er sich wieder an Vettel heran. In Runde 53 (von 58) war die Suppe dann ausgelöffelt: Hamilton sah für sich keine Chance mehr und ging vom Gas. Bis zur Zieldurchfahrt wuchs sein Rückstand auf 5,0 Sekunden an. Und der Vorsprung auf Räikkönen schmolz auf 1,3 Sekunden.

Der Finne war sowieso der Pechvogel des Rennens. Bis zum ersten Boxenstopp lag er an zweiter Stelle, 4,1 Sekunden vor dem späteren Sieger Vettel und 3,9 Sekunden hinter Hamilton. Der Wechsel von Ultrasoft auf Soft (wie alle anderen Sieganwärter) in Runde 18 war der Versuch eines Undercuts. Darauf reagierte Mercedes aber schon eine Runde später.

Doch obwohl TV-Experte Nico Rosberg findet, dass Ferrari Räikkönen strategisch für Vettel geopfert hat, kann der "Iceman" mit dem Ergebnis gut leben: "Mit dem dritten Platz bin ich zufrieden. Ich war den ganzen Tag ziemlich schnell. Aber Überholen ist hier halt extrem schwierig." Was ihm zugute kam, als er sich in der Schlussphase gegen Daniel Ricciardo verteidigen musste, denn: "Der Red Bull hatte frischere Reifen."

Red Bull wirklich das schnellste Auto im Feld?

Und: "Wir waren definitiv eines der schnellsten Autos - wenn nicht sogar das schnellste Auto!", findet Ricciardo. Aus Red-Bull-Sicht war es ein gemischter Saisonauftakt. Mit dem vierten und sechsten Platz kann das Team eigentlich nicht zufrieden sein; wäre das Wochenende aber reibungslos verlaufen, hätte das Rennen auch ganz anders ausgehen können.

Während Ricciardo die ersten fünf Runden hinter Nico Hülkenberg (7./Renault) auf P8 feststeckte und dann nicht am Haas-Duo vorbeikam, leistete sich Max Verstappen, der am Start hinter Kevin Magnussen (Haas) zurückgefallen war, in der zehnten Runde einen Dreher. Ausgangs Kurve 1 verlor er hinter Magnussen die Geduld. Das warf ihn auf Platz acht hinter Hülkenberg zurück.

Sieben Runden später funkte Verstappen: "Ich glaube, da stimmt etwas nicht. Ich habe so viel Übersteuern." Später stellte sich heraus, dass sein Auto leicht beschädigt war (Barge-Board) - vielleicht mit ein Grund, warum er in den letzten Runden nicht mehr an Fernando Alonso (McLaren) vorbeikam und mit Platz sechs vorliebnehmen musste. Und das, obwohl Alonso in den 26 Runden nach dem Re-Start 20,8 Sekunden auf Ricciardo verlor.

Für den Spanier bedeutet die Formel 1 2018 trotzdem ein ganz neues Fahrgefühl. Während der Honda-Motor im Toro-Rosso-Heck von Pierre Gasly verrauchte und Brendon Hartley 15. und Letzter wurde, fuhr McLaren-Renault mit beiden Autos in die Punkte. Alonso war so motiviert, dass er schon in der ersten Runde versuchte, Landsmann Carlos Sainz (10./Renault) außen zu überholen. Und nach der Zieldurchfahrt funkte er gerührt: "Wir können endlich wieder fighten!"


Haas-Team kassiert 10.000 Euro Strafe

Zugegebenermaßen hätte Alonso gegen die Haas-Fahrer unter normalen Umständen keine Chance gehabt. Aber Kevin Magnussen (an vierter Stelle liegend) und Romain Grosjean (zwei Plätze dahinter auf P6) wurden zu den tragischen Figuren des Rennens, als sie jeweils unmittelbar nach ihrem Boxenstopp ausschieden. Die Boxencrew hatte nicht alle Räder festgezogen: "Unsafe release", zweimal 5.000 Euro Strafe, bestes Ergebnis der Teamgeschichte verschenkt!

Technikchef Günther Steiner konnte es nicht fassen und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen, die Mechaniker verzogen sich verschämt aus der Box. Dabei hatte das Rennen mit Magnussens Überholmanöver gegen Verstappen so gut begonnen! "So ein Ende bricht einem das Herz", seufzt Magnussen, aber Grosjean macht Mut: "Wenn wir diese Performance noch öfter wiederholen können, werden wir dieses Rennen schnell vergessen."

Der erste Ausfall der Formel-1-Saison 2018 ging übrigens auf das Konto von Rookie Sergei Sirotkin. Er musste seinen Williams schon in der fünften Runde mit Bremsdefekt abstellen. Wenig später rollte Marcus Ericsson an die Sauber-Box. Bei ihm war die Servolenkung ausgefallen. Im Ziel, aber ohne Punkte: Die beiden farblosen Force Indias, Rookie Charles Leclerc (Sauber), Lance Stroll (Williams) und Hartley.

Weiter geht's am 8. April mit dem Grand Prix von Bahrain in Manama. Bis dahin führt Vettel auf jeden Fall die Fahrer-WM an. Erster Spitzenreiter in der Konstrukteurs-WM ist Ferrari. Mit 40 Punkten hat die Scuderia die Nase nach dem ersten von 21 Rennen vor Mercedes (22), Red Bull (20), McLaren (12) und Renault (7).

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