• 18. Oktober 2017 · 17:04 Uhr

Rennvorschau Austin: Erster Matchball für Spezialist Hamilton

Wie Austin-Spezialist Lewis Hamilton schon in den USA seinen vierten Titel feiern könnte, was für Red Bull spricht und wieso das Wetter das Salz in der Suppe ist

(Motorsport-Total.com) - "Wir haben noch eine Chance", übte sich Sebastian Vettel nach dem erneuten Ausfall beim Grand Prix von Japan in Zweckoptimismus. Der Ferrari-Pilot hat bereits 2010 zwei Rennen vor Schluss einen Rückstand von 25 Punkten aufgeholt. Doch was ihn nun vor dem Grand Prix der USA in Austin (bei Motorsport-Total.com im Liveticker) erwartet, ist eine wahre Herkulesaufgabe: Vier Rennen vor Schluss fehlen dem viermaligen Weltmeister 59 WM-Punkte auf Leader Lewis Hamilton.

Er muss also beim bevorstehenden Grand Prix bei einem Hamilton-Sieg zumindest Fünfter werden, sonst kann der Mercedes-Pilot schon in Texas seinen vierten WM-Titel feiern. Wird der Brite Zweiter, müsste Vettel Achter werden, ab Platz drei für den Mercedes-Superstar würde die Entscheidung, ob Hamilton mit seiner vierten WM-Krone mit Vettel gleichzieht, auf jeden Fall vertagt werden. In den verbleibenden vier Rennen muss er insgesamt noch 41 Zähler holen, dann ist ihm der Titel nicht mehr zu nehmen. Das würde bedeuten: Selbst vier vierte Plätze reichen aus.

Zudem ist das Momentum klar auf der Seite Hamiltons. Er weiß, dass es abgesehen von Vettels Pech vor allem auf ihn zurückzuführen ist, dass seine Titelchancen so gut sind. Denn trotz des zickigen Mercedes holte Hamilton seit der Sommerpause vier Siege und einen zweiten Platz. Dazu kommt: Während bei Ferrari nach den Defekten und der Kopfwäsche durch Boss Sergio Marchionne enorme Unruhe herrscht, glaubt man bei den Silberpfeilen, die vor allem in Malaysia aaufgetretenen Probleme in den Griff bekommen zu haben.

Mercedes warnt Rivalen: Haben aus Fehlern gelernt

"Nach den Rennen in Asien besitzen wir ein viel besseres Verständnis für unser Auto und die Gründe für die Performance-Schwankungen, die wir in dieser Saison erlebt haben", erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Der bittere Beigeschmack unserer Niederlage in Malaysia hat einmal mehr bestätigt, dass man an harten Tagen am meisten lernt." Einige dieser Erkenntnisse werden bereits bei den kommenden Saisonrennen einfließen.

Dazu kommt, dass Hamilton ein ausgewiesener Austin-Spezialist ist: Der 32-Jährige gewann fünf von bislang sechs Grands Prix auf dem Circuit of The Americas - eine beeindruckende Bilanz. Nur 2013 sicherte sich Vettel den Sieg, als der Brite in seinem ersten Mercedes-Jahr nur bedingt konkurrenzfähig war. Aber selbst damals hatte Nico Rosberg nicht den Funken einer Chance. Der Kurs liegt Hamilton, der übrigens bei der Hymne vor dem Start einen Protest gegen US-Präsident Donald Trump erwägt, offensichtlich.

Weichste Reifen ein Vorteil für Ferrari

Dennoch ist mit einer starken Konkurrenz aus dem roten Lager zu rechnen: Der Ferrari gilt als komplettestes Auto im Feld. Und auch wenn es die Ergebnisse der zweiten Saisonhälfte nicht zeigen - die Updates haben den SF70H deutlich schneller gemacht.

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Das Kurvengeschlängel im Schlusssektor sollte Ferrari besser liegen als Mercedes Zoom Download

Was auf dem Circuit of The Americas zählt, ist ein Auto, das in den unterschiedlichsten Kurven funktioniert. Die Strecke verfügt durch die an Suzuka erinnernden S-Kurven nach dem Start über mehr schnelle Kurven als Spa-Francorchamps, aber auch über mehr langsame Kurven als der Hungaroring. Genau dort hat der Ferrari seine Stärken.

Auch die Tatsache, dass Pirelli erstmals überhaupt die weichsten Reifenmischungen nach Austin bringt, kommt eher Ferrari entgegen. Die Ultrasoft-Mischung wird aber diesmal an der pinken Markierung statt der bekannten violetten Aufschrift zu erkennen sein, um auf das Thema Brustkrebs-Vorsorge und -Bekämpfung hinzuweisen.

Pirelli: Reifensituation erlaubt unterschiedliche Strategien

Bei den Reifennominierungen gibt es diesmal nur geringfügige Unterschiede: Die Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull sind sich einig, dass sieben Ultrasoft-Sätze die beste Wahl ist. Abgesehen von WM-Leader Hamilton, der je drei Sätze Supersoft- und Soft-Reifen nominiert hat, und Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, der auf fünf Sätze Supersoft und einen Satz Soft setzt, ist vier Mal Supersoft und zwei Mal Soft bei den Topteams die bevorzugte Wahl.

Trotz der Einigkeit rechnet Pirelli wie in den vergangenen Jahren mit unterschiedlichen Strategien. "In diesem Jahr könnten alle drei Mischungen in die Planung einbezogen werden", meint Pirelli-Manager Mario Isola. Auch die Soft-Mischung könnte "für das Rennen eine gute Option sein", glaubt der Italiener. Im Vorjahr siegte Hamilton mit zwei Stopps. Es ist nicht auszuschließen, dass das auch dieses Jahr wieder die beste Strategie sein wird.

Regen droht: Red Bull als lachender Dritter?

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Vor allem, wenn der erwartete Regen kommt, muss man mit Red Bull rechnen Zoom Download

Doch einmal mehr könnte all das vom Wetter über den Haufen geworfen werden: Wie schon an den vergangenen Wochenenden droht an allen Tagen Regen - am Freitag mit 50, am Samstag mit 40 und am Sonntag sogar mit 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit. Das könnte Red Bull in die Hände spielen: Seit Max Verstappens Überraschungstriumph in Malaysia zählt die einstige Weltmeister-Mannschaft wieder zum Kreis der Mitfavoriten.

Vor allem die schnellen S-Kurven nach Start und Ziel sollten dem RB13 liegen. Und auf feuchter Strecke kann kaum jemand Red Bull das Wasser reichen - das haben Verstappen und Daniel Ricciardo beim ersten Freien Training in Sepang klar unter Beweis gestellt. Die Herausforderer aus Milton Keynes müssen allerdings hoffen, dass die Antriebseinheiten halten. Beide Piloten müssen bis Saisonende noch mit einem Wechsel rechnen, wodurch man in der Startaufstellung zurückfallen würde. Und der Kurs in Austin lädt zu Überholmanövern ein - das könnte für einen Wechsel sprechen.

Set-up-Suche in Austin eine besonders harte Nuss

Generell ist das Wetter in Austin ein schwer zu berechnender Faktor, der aber große Auswirkungen auf die Kräfteverhältnis haben kann. Im Herbst ist es dort am Morgen meist sehr kühl, durch die Sonne kann die Temperatur im Laufe des Tages aber stark ansteigen. Große Temperaturunterschiede machen die Set-up-Suche noch schwieriger.

Das könnte für Mercedes eine Herausforderung darstellen, denn beim F1 W08 reichen ein paar Grade Unterschied oft schon aus, damit die Pirelli-Reifen nicht mehr auf Temperatur kommen. Ein Vorteil für Hamilton und Valtteri Bottas könnte allerdings sein, dass die Quecksilbersäule nach den prognostizieren 31 Grad am Samstag am Renntag bereits bei 25 Grad hängen bleiben sollte. Vor allem bei den Longruns haben sich hohe Temperaturen für den Mercedes bislang als Gift herausgestellt.

Unruhe im Mittelfeld: Was bringen Hartley und Sainz?

Doch wie wird der enge Kampf im Mittelfeld diesmal ablaufen? Force India befindet sich als Alleskönner dank des Mercedes-Motors und des deutlich verbesserten Chassis auch in Austin in der Favoritenrolle. Man darf gespannt sein, wie sich die Updates bei McLaren, wo Fernando Alonso durch den erstarkten Stoffel Vandoorne unter Druck steht, und Lokalmatador Haas (neue Bargeboards und neuer Unterboden) auswirken werden. Die US-amerikanische Truppe will nach der Heimpremiere im Vorjahr, als Romain Grosjean als Zehnter einen WM-Punkt holte, diesmal mehr Zähler einheimsen.

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Hartley feierte zuletzt einen WEC-Sieg in Austin und er gewann das Petit-Le-Mans Zoom Download

Vielleicht gelingt es sogar noch, auf Platz sechs in der Konstrukteurs-WM vorzudringen und das neun Punkte voranliegende Toro-Rosso-Team abzufangen. Dort herrscht Unruhe, weil nach dem Debüt von Pierre Gasly in Malaysia nun die nächste Fahrerrochade bevorsteht: Der geschasste Ex-Red-Bull-Junior Brendon Hartley, der dieses Jahr mit Porsche die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, feiert mit 27 Jahren doch noch seine Grand-Prix-Premiere. Da Gasly dieses Wochenende in Fuji für den zukünftigen Toro-Rosso-Motorenpartner Honda um den Super-Formula-Titel kämpft, gibt der ins Aus beförderte Daniil Kwjat ein einmaliges Comeback.

Das ist notwendig, weil Carlos Sainz vier Rennen vor Schluss von Renault geholt wurde, um die Franzosen gemeinsam mit Nico Hülkenberg doch noch vom enttäuschenden achten WM-Rang nach vorne zu katapultieren. Das Renault-Team, das einen neuen Unterboden und neue Luftleitbleche angekündigt hat, liegt einen Punkt hinter Haas. Um das Saisonziel Platz fünf zu erreichen, müsste man in vier Rennen 24 Punkte gutmachen. Der Druck, der auf den Schultern des spanischen Renault-Debütanten lastet, ist also riesig, zumal er sich im Team auch gegen den starken Hülkenberg beweisen muss.

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