• 05. Juli 2017 · 08:04 Uhr

Rennvorschau Spielberg: Gelingt Hamilton die Rache für Baku?

In Baku von Sebastian Vettel gerammt und dann hinter ihm ins Ziel gekommen, das will Lewis Hamilton in Spielberg ändern - Die Vorzeichen dafür stehen mehr als günstig

(Motorsport-Total.com) - Wir schreiben Rennen 1 nach Baku. Die Formel-1-Welt diskutiert noch über die Vorkommnisse zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel, die allerdings keine weiteren Strafen nach sich ziehen. Das hat die FIA am Montag nach einer erneuten Überprüfung beschlossen. Somit können sich Fahrer, Teams und Fans an diesem Wochenende komplett frei der sportlichen Situation widmen.

"Dieses Kapitel ist jetzt geschlossen und wir haben den Moment hinter uns gelassen", betont Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, dass es keine Nachwehen mit Ferrari gibt, und dass sich die Silberpfeile einzig und allein auf das Sportliche an diesem Wochenende konzentrieren wollen. Denn zuletzt in Baku hat Lewis Hamilton die große Chance verpasst, wichtigen Boden in der WM auf Vettel gutzumachen.

Der Brite war in Aserbaidschan der dominierende Mann und hätte den Lauf höchstwahrscheinlich gewonnen, wenn ihm nicht eine lose Kopfstütze dazwischengefunkt hätte. Stattdessen musste er sich mit Rang fünf hinter Kollisionspartner Vettel begnügen und weitere zwei Punkte einbüßen. Das will man jetzt in Österreich ändern. "Wir haben sowohl das Design als auch die Abläufe rund um unsere Cockpitumrandung genau analysiert", verspricht Wolff.

Mercedes mit 100 Prozent Siegquote

Kommt nichts Unvorhergesehenes dazwischen, gilt Mercedes in Spielberg als Favorit. Der Kurs kommt dem W08 deutlich mehr entgegen als dem Ferrari, der zwar auf allen Strecken schnell ist, dem es manchmal aber an absoluter Spitzenstärke fehlt. Der Red-Bull-Ring ist ein Kurs, auf dem sich lange Geraden mit harten Bremszonen abwechseln - wie geschaffen für die Fahrweise des Mercedes-Boliden.

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Nico Rosberg und Lewis Hamilton waren sich im Vorjahr nicht einig Zoom Download

Wie dominant die Silberpfeile zuletzt waren, lässt sich in den Ergebnislisten ablesen. Seit dem Comeback Österreichs 2014 haben Nico Rosberg und Lewis Hamilton alle Rennen für Mercedes gewonnen. Eigentlich wären es sogar stets Doppelsiege gewesen, wenn sich die beiden Piloten im Vorjahr nicht in der letzten Runde in die Kiste gefahren wären - doch mit Valtteri Bottas erscheint das 2017 unwahrscheinlich.

Ebenfalls drastisch sah es im Vorjahr im Qualifying aus. Lewis Hamilton brummte dem besten Nicht-Mercedes (Nico Hülkenberg im Force India) mehr als 1,3 Sekunden Rückstand auf. Sebastian Vettel als bester Ferrari kam auf mehr als 1,8 Sekunden Rückstand. Trotzdem sollte es in diesem Jahr spannender werden, denn die Roten sind bekanntlich auf allen Kursen stärker als 2016.

Außerdem dürfte Sebastian Vettel darauf bedacht sein, die Negativschlagzeilen von Baku auszuradieren, indem er sportlich gute Akzente setzt. In der WM-Wertung führt der Deutsche noch einigermaßen komfortabel, doch mit einem guten Ergebnis kann Lewis Hamilton den 14-Punkte-Rückstand schnell aufgeholt haben. Vettel wird sich strecken müssen, denn auf dem Podest stand er im Gegensatz zu Teamkollege Kimi Räikkönen (2016 Dritter und 2003 Zweiter) in Österreich noch nie.

Red Bull: Beim Heimspiel wieder auf dem Podium?

Nicht außer Acht lassen darf man natürlich Red Bull. Der Rennstall hat beim Heimspiel natürlich viel Zuspruch von den Tribünen und wird sicherlich da sein, sollten Rot und Silber wie in Baku patzen. In Aserbaidschan staubte Daniel Ricciardo seinen ersten Saisonsieg ab - für den Australier war es jedoch bereits der vierte Podestplatz in Folge. Ein weiterer wäre somit nicht unbedingt überraschend.

Teamkollege Max Verstappen, der sich auf zahlreiche Unterstützung aus den Niederlanden freuen darf, will nach dem vierten Aus in den letzten sechs Rennen das Pech endlich abschütteln und einen problemlosen Grand Prix fahren, um die Topteams zu ärgern. Allerdings kommt Red Bull das Layout durch die langen Geraden nicht unbedingt entgegen - dem Boliden liegt eher der letzte Sektor mit den schnelleren Kurven.

"Wir müssen einfach sicherstellen, dass das Auto in den Kurven gut funktioniert, um mit den Spitzenautos mithalten zu können. Dann müssen wir versuchen, auf den Geraden so konkurrenzfähig wie möglich zu sein. Das ist immer ein Kompromiss", weiß Verstappen, der im Vorjahr als Zweitplatzierter auf dem Podest stand - begünstigt durch eine Einstopp-Strategie und den Clash zwischen Rosberg und Mercedes in der letzten Runde.

Gute Chancen auch für Williams und Force India

Allerdings wird Red Bull seine Augen auch nach hinten richten müssen. Denn Gefahr droht vor allem von Williams und Force India. Beide Teams befinden sich in absolut starker Form und haben durch das Mercedes-Aggregat die Vorteile auf ihrer Seite. Williams konnte Mercedes 2014 sogar die Pole-Position wegschnappen und stand durch Valtteri Bottas und Felipe Massa 2014 und 2015 auf dem Podest - und Lance Stroll dürfte nach seinem dritten Platz von Baku Selbstvertrauen getankt haben.

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Sergio Perez und Esteban Ocon dürfen weiter frei fahren Zoom Download

Auch Force India hat seine Stärke in Österreich bewiesen. 2014 drehte man die schnellste Rennrunde, 2016 durfte Nico Hülkenberg aus der ersten Reihe starten. In Kanada und Baku, wo es ebenfalls lange Geraden gibt, schmiss man gute Chancen auf Podestplätze dahin, weil sich die Piloten Sergio Perez und Esteban Ocon nicht über die Vorfahrt einigen konnten.

Teamchef Vijay Mallya machte seinen Fahrern vor dem Wochenende noch einmal klar, dass das Team an erster Stelle stehen muss - trotzdem genießen beide bei Force India weiter freie Fahrt. Sollten sich Perez und Ocon diesmal nicht gegenseitig im Weg stehen, dann winkt den pinken Boliden erneut ein starkes Ergebnis.

Honda bringt ersehntes Update

Das sind natürlich schlechte Nachrichten für die anderen Mittelfeld-Teams, die mit einem schwierigen Wochenende rechnen müssen. Renault muss die Probleme von Jolyon Palmer umschiffen und Nico Hülkenberg nach seinem unnötigen Aus in Baku wieder aufbauen, Haas muss in den harten Bremszonen vor allem die Bremsprobleme bei Romain Grosjean in den Griff bekommen.

Bei Sauber ist man weiterhin ohne festen Teamchef unterwegs, kann sich aber immerhin über den Punkt in Baku freuen. Zudem dürfte Pascal Wehrlein gute Erinnerungen an das Vorjahr haben, als er seinen ersten Formel-1-Punkt für Manor einfuhr. Zum Handicap für die Schweizer könnte aber der Vorjahres-Motor von Ferrari werden, der auf den Geraden deutliche Nachteile haben sollte.

Vor dem ähnlichen Problem steht üblicherweise McLaren, die nun zumindest keine Null mehr auf dem Konto haben. Der Honda-Motor wurde zwar mit einer Spec-3-Version geupgradet, dennoch dürften die Japaner gegenüber der Konkurrenz weiter im Rückstand sein. Trotzdem ist man optimistisch: "Ich bin sicher, dass unsere Verbesserungen anhand der Konkurrenzfähigkeit unserer Autos in Spielberg sichtbar werden", betont Motorenchef Yusuke Hasegawa.

Pirelli wieder mit weichsten Mischungen

Große Hoffnungen auf Chaos wie in Baku brauchen sich die Hinterbänkler jedoch nicht zu machen. Der Red-Bull-Ring ist wieder eine typische Rennstrecke mit weitläufigem Auslauf. Auch das Wetter verspricht nicht unbedingt große Kapriolen - von der Strategie ganz zu schweigen. Im Vorjahr hat es Max Verstappen mit einem Stopp auf das Podium geschafft - und die Pneus sind tendenziell härter geworden.

Reifenhersteller Pirelli bringt wie 2016 die drei weichsten Mischungen Soft, Supersoft und Ultrasoft mit an die Strecke. Vor allem der lilaumrandete Ultrasoft wird von den Fahrern bevorzugt genommen - allerdings gibt es Spielraum. Ferrari hat mit sieben Sätzen Ultrasoft die wenigsten von allen Teams mitgenommen, Force India und McLaren packen sich hingegen gleich zehn Sätze ein - Mercedes (acht) und Red Bull (neun) liegen dazwischen.

Die Frage ist, ob Mercedes seiner Favoritenrolle in Spielberg gerecht werden kann und ob Lewis Hamilton Österreich vielleicht sogar als WM-Spitzenreiter verlassen kann. Der Brite ist der einzige aktuelle Pilot, der schon einmal ein Formel-1-Rennen auf dem Red-Bull-Ring gewinnen konnte. Und er wird alles daransetzen, dass die Statistik auch nach dem Grand Prix noch so bleibt.

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