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Läuft! Zweiter Sieg im zweiten Rennen für Nico Rosberg. Gutes Omen: Die letzten vier Bahrain-Sieger wurden anschließend Weltmeister. Und Fahrer, die fünf Rennen hintereinander gewonnen haben, aber nie Weltmeister wurden, hat es in der Formel-1-Geschichte überhaupt noch nie gegeben.
Das Wochenende beginnt schon schlecht: 15 Minuten vor Ende des Freitagstrainings wird an Sebastian Vettels Ferrari die Radmutter hinten links locker. Mercedes dominiert indes nach Belieben: 1,8 Sekunden Vorsprung in FT1, 1,3 in FT2.
Bis Q2 gibt es keine einzige Session, in der Lewis Hamilton schneller ist als Rosberg, aber als es drauf ankommt, packt der Weltmeister wieder seine ganze Klasse aus: 51. Pole-Position! Dabei lässt er sich vom Ausritt im ersten Q3-Run nicht irritieren.
Action schon vor dem Start: Erst würgt Rosberg in der Aufwärmrunde fast den Motor ab, weil er irrtümlich den zweiten Gang einlegt, dann rollt Vettel mit qualmendem Heck aus. Schon der zweite antriebsbedingte Ausfall von Ferrari 2016.
Der eigentliche Start: Rosberg managt das Spiel mit der Kupplung besser als Hamilton, zieht am Teamkollegen vorbei. Am besten kommen die Mexikaner Weg: Esteban Gutierrez (Haas) von P13 auf P7, Sergio Perez (Force India) von P18 auf P12.
"Rennunfall", sagt Hamilton über die Kollision mit Valtteri Bottas in der ersten Kurve, die ihn nicht nur auf Platz zehn zurückwirft, sondern dem Williams-Fahrer auch eine Durchtfahrtstrafe einbringt. Pech für Hamilton: Der beschädigte Unterboden kostet eine Sekunde pro Runde.
Beginn der zweiten Runde: Just während Nico Hülkenberg an der Box einen neuen Frontflügel abholt, fährt sich Perez seinen am Toro Rosso von Carlos Sainz kaputt. Schwarzes Wochenende für Force India. Hülkenbergs achter Startplatz? Wohl eher ein Glückstreffer...
Räikkönen nutzt nach schlechtem Start diesen Verbremser von Daniel Ricciardo, dessen Frontflügel-Endplatte rechts in der ersten Kurve liegen blieb, um P4 zurückzuerobern. Hamilton ist da schon wieder Sechster. Ricciardo kommt früh zum ersten Stopp, wechselt neben Reifen auch den Flügel.
Williams hält sich nur kurz auf P2/3: Räikkönen schnappt sich Bottas in der siebten Runde und ist Zweiter, als Felipe Massa in der gleichen Runde an die Box kommt. Rückstand auf Leader Rosberg: 11,9 Sekunden. Fataler Strategiefehler: Williams fährt als einziges Team zweimal mit Medium.
Am Freitag noch sensationell Dritter, am Sonntag der nächste Ausfall: Jenson Button hatte sich vom McLaren im Rennen mehr erwartet. Als sein Honda-Antrieb den Geist aufgibt, liegt er zwei Sekunden vor Rookie-Teamkollege Stoffel Vandoorne an neunter Position.
Rache ist süß: Hamilton bremst sich in der achten Runde an Bottas vorbei. Fast gleichzeitig gibt die Rennleitung bekannt, sich die Kollision in der ersten Kurve noch einmal genauer ansehen zu wollen. Der Ausgang ist bekannt.
Daniil Kwjat bleibt bis zur 16. Runde draußen, länger als alle anderen, und rutscht dadurch bis auf P3 nach vorne. Sein Duell mit Massa um den siebten Rang wird erst in der letzten Runde entschieden, als Kwjat bei der Überrundung durch Rosberg besser aufpasst.
Herzerfrischend wie in der GP2: Fernando Alonsos Ersatzmann Vandoorne schlägt Button im Qualifying, zeigt im Rennen tolles Zweikampfverhalten (etwa bei seinen Überholmanövern gegen beide Force Indias) und wird dafür mit seinem ersten WM-Punkt im ersten Grand Prix belohnt.
Beim ersten Stopp setzt Mercedes Rosberg auf Soft, Hamilton auf Medium. Der Weltmeister soll einen Stopp weniger machen. Das klappt nicht, weil der Medium genauso schnell abbaut wie Räikkönens Soft. Rosberg lässt es gemütlich angehen. Sein Vorsprung schmilzt auf 3,7 Sekunden.
Technikchef Günther Steiner kann sich das Lächeln nicht verkneifen, als Romain Grosjean mit den Supersofts fliegt und Stars wie Ricciardo und Massa alt aussehen lässt. Der Haas-Pilot ist zwischenzeitlich sensationell Vierter, wird am Ende Fünfter. "Absolutely awesome!"
Und noch einer legt eine Talentprobe ab: DTM-Champion Pascal Wehrlein hält nicht nur Kevin Magnussen in Schach ("Der Manor ist auf der Geraden wie eine Rakete!"), sondern überholt auch Hülkenberg und Co. Für Platz 13 gibt's nach der Zielflagge viel Beifall.
Perez drängt Teamkollege Hülkenberg im Zweikampf einmal hart nach außen, aber wen interessiert das, wenn's mit einer Runde Rückstand nur um den 15. Platz geht? Hinter den beiden fährt nur noch Rio Haryanto über die Ziellinie.
Hamiltons Taktik, vier Runden später als Räikkönen zu wechseln, um nach einer etwaigen Safety-Car-Phase bessere Reifen zu haben, geht nicht auf - sein Rückstand wächst von 5,3 auf 17,2 Sekunden an. Rosberg kann im letzten Stint wieder zulegen und gewinnt, überrundet bis auf fünf Gegner das komplette Feld.
Ausgerechnet für Räikkönen gibt's keinen Champagner mehr: Bei drei seiner letzten vier Podestplätze wird auf dem Podium Rosenwasser ausgeschenkt. "Ich weiß nicht, warum es in Bahrain immer so gut klappt", sagt er nach seiner achten Top-3-Platzierung in der Sachir-Wüste. "Wahrscheinlich Zufall."
Ein Weltmeister von morgen? Rookie Vandoorne hat Talent bewiesen und den ersten McLaren-Punkt 2016 geholt - vor den Weltmeistern Button und Alonso. Letzterer ist guter Dinge, in Schanghai wieder fahren zu können. Für den 24-jährigen Belgier geht's zurück in die japanische Super Formula...
(Motorsport-Total.com) - Das waren die Formel-1-Fans nur von Kimi Räikkönen gewohnt (Fotostrecke mit den besten Funksprüchen!): Nico Rosberg schnauzte seinen Renningenieur Tony Ross am Sonntag beim Bahrain-Grand-Prix mächtig an. Der Tonfall mag der Hitze des Gefechts geschuldet gewesen sein, im Cockpit in Ruhe gelassen werden wollte der Deutsche aber wie der "Iceman", als er in den Funk klarstellte: "Sag es mir nicht jede Runde! Es reicht, wenn du es mir alle vier Runden sagst." Gemeint war der Vorsprung auf die Verfolger.
Rosberg, der bei zu diesem Zeitpunkt bei schwindendem Abstand auf den zweitplatzierten Ferrari von Räikkönen im Überrundungsverkehr steckte, erklärt: "Ich wollte nicht so viele Funksprüche, denn es ist nicht so einfach, sich zu konzentrieren, wenn man nicht unter Druck steht." Offenbar fühlte er sich bei seinem zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährdeten Grand-Prix-Erfolg sehr sicher. "Ich wollte das nicht wissen, denn ich wusste ohnehin, was ich mache", demonstriert Rosberg eine breite Brust.
Er wundert sich allerdings darüber, dass die Journalisten bei ihm anschließend wegen der Szene nachfragten - schließlich war der intensive Funkverkehr bei Mercedes ein maßgeblicher Grund für die verschärfte Handhabe der Rennleitung, was Fahrtipps vom Kommandostand betrifft: "Alle haben gesagt, dass es zu viel ist, weil wir wie Marionetten wirken und nur machen, was die Ingenieure sagen", erinnert sich Rosberg und wundert sich über den unverhofften Wunsch, doch wieder mehr Kommunikation über den Äther laufen zu lassen. "Jetzt sind wir es losgeworden, und wir sind mehr gefordert, und jetzt wollt ihr es wieder zurück? Ihr sollt euch mal entscheiden!"