• 09. Mai 2014 · 23:08 Uhr

Perez kritisiert Pirelli hart: "Der Sonntag wird langweilig"

Nach zwei Jahren Barcelona-Chaos bauen die Pneus 2014 kaum ab: "Reifenflüsterer" Sergio Perez prophezeit Langeweile, Paul Hembery hält dies für eine Ausrede

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen zwei Jahren war der Grand Prix von Spanien vom Reifenchaos gezeichnet. Und von Überraschungssiegern: 2012 triumphierte Williams-Pilot Pastor Maldonado, 2013 Lokalmatador Fernando Alonso im Ferrari. Im Nachhinein muss auch der Triumph des Spaniers als Überraschung gelten, denn seitdem haben die Roten aus Maranello kein Rennen mehr gewonnen.

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Perez wirft Pirelli vor, zu konservative Reifen nach Spanien gebracht zu haben Zoom Download

So sehr die Piloten auch über das Chaos klagten - Barcelona wurde endlich seinen Nimbus als Prozessions-Rennstrecke los. Doch dieses Jahr dürfte die Vergangenheit den Circuit de Barcelona-Catalunya wieder einholen. Darauf deutet zumindest der erste Trainingstag hin, an dem es kaum Reifenprobleme oder Abbau gab.

"Dieses Jahr werden wir wieder eher zu dem zurückkehren, was es in der Geschichte dieser Strecke schon öfter gab", prophezeit auch Pirellis Motorsportchef Paul Hembery ein eher langweiliges Rennen. "Das Graining war nicht so extrem, wie wir eigentlich gedacht hatten. Beide Reifenmischungen haben sich als besonders gut herausgestellt. Bei den meisten Teams gab es sehr wenig Abbau auf dem Hard- und auf dem Medium-Reifen."

Reifen bauen in Barcelona kaum ab

"Es zahlt sich gar nicht wirklich aus, die Reifen zu wechseln."Paul Hembery
Während Alonso im Vorjahr noch mit vier Boxenstopps triumphierte, dürfte der Schlüssel zum Erfolg dieses Jahr nur bei der Hälfte liegen. "Wahrscheinlich wird es nur zwei Boxenstopps geben", bestätigt Hembery. "Alles deutet derzeit darauf hin. Es zahlt sich gar nicht wirklich aus, die Reifen zu wechseln, denn der Abbau ist nach über zehn Runden beinahe negativ. Im zweiten Training haben wir keinen Crossover-Punkt gesehen - bei beiden Reifenmischungen."

Das heißt auch, dass es zwischen den Piloten aus Sicht der Reifen während des gesamten Rennens kaum große Unterschiede geben wird, was Überholmanöver beinahe unmöglich macht. Die Piloten müssen sich also dieses Jahr nicht mit auseinanderbröckelnden Pneus herumschlagen - glücklich sind sie aber dennoch nicht.

Perez platzt der Kragen

"Es ist ein bisschen peinlich, dass wir nur eineinhalb bis zwei Sekunden schneller sind als die GP2."Sergio Perez
Schon gar nicht Force-India-Pilot Sergio Perez. Der Mexikaner, der als "Reifenflüsterer" gilt und immer dann gut ist, wenn die Pneus am Limit sind, lässt nach dem Trainingstag seinem Ärger freien Lauf. "Wenn man sich den Unterschied zwischen der GP2 und der Formel 1 anschaut, dann ist es meiner Meinung nach ein bisschen peinlich, dass diese Autos so nah dran sind", spielt er darauf an, dass GP2-Pole-Setter Stephane Richelmis Bestzeit im zweiten Freien Training immerhin für Platz 17 gereicht hätte.

"Wir haben ein zumindest acht Mal so großes Budget wie ein GP2-Team", fährt Perez in seiner Kritik fort. "Es ist ein bisschen peinlich, dass wir nur eineinhalb bis zwei Sekunden schneller sind. Pirelli muss bei den Mischungen etwas aggressiver werden, denn so werden wir ein Rennen erleben, wo einer dem anderen folgt. Es wird ein langweiliges Rennen, das für den Sport nicht gut ist."

Wie Hembery auf die Kritik reagiert

Glaubt man dem Force-India-Piloten, dann ist er nicht einzige, dem die aktuelle Situation sauer aufstößt: "Alle Fahrer haben sich beim Briefing beschwert, dass wir nur rutschen, weil es so schwierig ist, Grip zu finden. Ich hoffe, dass Pirelli reagiert und mehr auf die Fahrer und auf die Fans hört. Sie müssen etwas tun, damit die Rennen interessant werden. Das wird ein langweiliger Sonntag für die Fans."

Bei Pirelli hält sich die Freude über die offenen Worte des Drittplatzierten von Bahrain in Grenzen. Angesprochen auf Perez' GP2-Vergleich, meint Hembery: "Das ist ziemlich pathetisch. Das ist ganz offensichtlich nur eine Ausrede." Tatsächlich würde es dem reifenschonenden Fahrstil des Force-India-Piloten eher entgegenkommen, wenn der Abbau größer wäre."Alle haben die gleichen Reifen", entgegnet der Brite.

Pirelli Opfer der Umstände?

"Es ist ja nicht so, dass wir während der Saison alles über den Haufen werfen können."Paul Hembery
Den Vorwurf, dass Pirelli dieses Jahr zu konservativ an die Sache herangegangen ist, erwidert er ungläubig: "Nicht nach dem vergangenen Jahr!" Damals war Pirelli wegen der zahlreichen Reifenschäden heftig kritisiert worden. Da man dieses Jahr wegen des erhöhten Drehmoments der Turbomotoren mit mehr durchdrehenden Rädern rechnete, musste man laut Hembery auf Nummer Sicher gehen. "Es ist ja nicht so, dass wir während der Saison alles über den Haufen werfen können", bemüht er sich um Verständnis für die Situation des Reifenherstellers, der für alle gleiche Bedingungen gewährleisten muss.

"Wir hatten nur ein paar Tests, und so geht man mit brandneuen Autos nicht perfekt vorbereitet in die Saison", bittet er um Nachsicht. "Wenn wir während der Saison Dinge ändern könnten und zwölf Mischungen zur Auswahl hätten, dann könnten wir viele Dinge probieren."

"Wir haben aber nur drei Mischungen, denn der Supersoft-Reifen wird nur auf Straßenkursen verwendet. Mit diesen drei Mischungen müssen wir also Streckentemperaturen von 50 runter bis 15 Grad abdecken. Manchmal bedeutet das einen Kompromiss, manchmal befindet man sich genau im Arbeitsfenster und es läuft besser. So funktioniert das Geschäft."

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