Alonso über den Oldtimer-Ferrari: "Schwäche normal"
Der Ex-Weltmeister glaubt, dass nach einem Rückbau des F138 Formschwankungen zu erwarten waren - Neue Reifen spielen Ferrari nicht in die Karten
(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren war Fernando Alonso stets Sebastian Vettel ärgster Rivale im Kampf um den Titel. Im Verlauf der Saison 2013 jedoch scheinen andere Piloten diese Rolle zu übernehmen. Der Ungarn-Grand-Prix am Sonntag verstärkte diesen Eindruck, schließlich untermauerten sowohl Lewis Hamilton als auch Kimi Räikkönen ihre Ambitionen. "Am Ende fehlte uns das Tempo", hadert der fünftplatzierte Alonso. "Wir waren mit weichen und mittleren Reifen zu langsam, haben uns nur verteidigt."
Der Spanier ist sich sicher, dass die plötzliche Schwäche etwas mit den Pneus zu tun hat. "Wir müssen uns das im Detail ansehen, brauchen eine tiefe Analyse", fordert er. Schließlich war der Umgang mit den Pirelli-Reifen bis zum Budapest-Abstecher immer eine der Stärken des Ferrari. "Waren wir immer gut, was das betrifft", unterstreicht Alonso, "aber schon am Freitag haben wir bei den Longruns gesehen, dass wir nicht so konkurrenzfähig sind." Entsprechende Umbauten brachten nicht den gewünschten Erfolg.
Alonso spricht von Zweifeln, und der Tatsache, dass die Scuderia "die Situation nicht unbedingt verbessert" habe. Deshalb ist er ratlos, wenn es darum geht, wo der rote Schraubenschlüssel angesetzt werden muss: "Ich habe keine Erklärung", pustet er durch und sieht sich beim Thema Reifen einem Mysterium gegenübergestellt: "Es war mehr wie in Bahrain, wo die Hinterachse immer sehr stark betroffen ist", beschreibt der Ex-Weltmeister den Verschleiß. "Das müssen wir verbessern und wieder zu unserer Stärke finden."
Alonso und Massa über Reifen uneinig
Vielleicht liegt die Ursache aber auch darin, dass Pirelli am Hungaroring neues Material angeliefert hat? "Mit den 2013er Reifen waren wir gut, ganz ähnlich wie Lotus", überlegt Alonso. "Mit den 2012er Gummis sind wir näher an den Wagen, die sie stark strapazieren." Teamkollege Felipe Massa, in Ungarn auf Rang acht klassifiziert, ist ebenfalls unzufrieden mit dem Ferrari. "Das Auto war nicht so, wie wir es erwartet hatten", klagt er, relativiert aber: "Was die Reifen betrifft, haben wir einen guten Job gemacht."
Wenn die Temperaturen so hoch seien wie an diesem Wochenende, dann gäbe es normalerweise mehr Probleme. "Mercedes hat das Rennen gewonnen", erinnert der Brasilianer daran, dass der Silberpfeil immer als Gummifresser galt. "Vielleicht sind die Reifen also besser für ein Team? Ich weiß es nicht. Wir müssen abwarten, damit sich das klärt." Alonso sieht einen Silberstreif am Horizont und begründet ihn damit, dass bereits vor Silverstone ein Schritt in die richtige Richtung gelungen sei.
Doch es folgte die unfreiwillige Rolle rückwärts: "Wir waren nicht glücklich. Am Nürburgring haben wir wieder alle Teile am Auto gehabt und das Fahrverhalten hatte sich normalisiert", so Alonso. Ferrari holte sich beim Young-Driver-Test die Bestätigung, dass mit dem Update etwas nicht stimmte und griff wieder auf die etablierten und bewährten Teile zurück. "Wir verstehen das Auto, wir verstehen die Probleme und wissen, was es ist, das wir eingeführt haben, was nicht funktionierte", beruhigt der Mann aus Oviedo die Gemüter.
Massa will Sommerpause nutzen
Die Durststrecke will er nicht zur Krise aufbauschen: "Es ist irgendwie normal, jetzt diese Schwäche zu haben. Wir fahren ein Auto mit sehr alten Teilen." Dennoch setzt Alonso das Team unter Druck, schnell Abhilfe zu schaffen: "Wir brauchen diese paar Zehntelsekunden sofort, in Spa-Francorchamps und in Monza - damit wir die gleiche Leistung bringen wie die Autos, die um die WM kämpfen." Schließlich ist Lotus-Star Räikkönen in der Gesamtwertung an ihm vorbeigezogen und jetzt Zweiter.
Während der Finne nur einen Zähler vor Alonso rangiert, ist Vettel bereits auf 39 Punkte enteilt. Alonso beschwichtigt: "Der Verlust ist nicht zu groß, aber wir wollen diese Lücke schließen." Massa wünscht sich, dass die Mannen in Maranello die verdiente Pause nicht nutzen, um Cocktails zu schlürfen: "Das Team darf für zwei Wochen nicht arbeiten. Trotzdem ist es wichtig, nachzudenken und etwas zu tun, damit wir beim nächsten Rennen neue Teile bringen können und ein konkurrenzfähigeres Paket haben", betont der Paulista.