• 03. August 2023 · 15:08 Uhr

James Vowles: "Die meisten Teams verlieren Geld"

Zwar boomt die Formel 1 wie noch nie, doch noch längst nicht alle Teams sind profitabel, meint Williams-Teamchef James Vowles - Diskussionen um 11. Team

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussion um neue Teams spaltet die Gemüter in der Formel-1-Welt. Während insbesondere die FIA und die Fans gerne mehr Teams in der Startaufstellung sehen würden, stehen ein Großteil der bestehenden Teams und Rechteinhaber Liberty Media auf der anderen Seite und wollen den Wert der schon existierenden Teams nicht verwässern.

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James Vowles würde ein 11. Team nur unter bestimmten Bedingungen begrüßen Zoom Download

Klar ist, dass ein elftes Team die Ausschüttungen von Liberty Media an die aktuellen Teams verringern würde, da der Kuchen nicht mehr durch 10, sondern durch 11 geteilt wird, obwohl nicht ganz klar ist, ob möglicherweise Liberty Media selbst auch mehr ausschütten müsste, um die finanzielle Last mit den bestehenden Teams gerecht zu tragen.

Als Aktiengesellschaft wäre dies keine gute Sache für die Eigentümer von Liberty Media, da weniger Dividende ausgeschüttet werden könnte und der Wert des Medienunternehmens durch weniger Gewinn auch geschmälert werden würde. Und am Ende sind es die Eigentümer, also die Aktionäre, die über die Hauptversammlung bestimmen, wie das Unternehmen geführt werden soll und im Zweifel die Chefetage absetzen können, wenn nicht nach den Eigentümerinteressen gehandelt wird.

James Vowles für neue Teams, wenn ...

Williams-Teamchef James Vowles hat nun zudem betont, dass trotz der aktuell boomenden Zeit in der Formel 1, noch längst nicht alle zehn Teams profitabel sind und das ein elftes Team die finanzielle Lage dieser Teams nicht gerade verbessern würde.

"Es ist ein Zeichen dafür, wie stark der Sport ist, dass wir so viel Interesse daran haben, die Startaufstellung von heute aus zu vergrößern", so Vowles, aber: "Das ist wirklich erwähnenswert und nichts spricht dagegen, aber [ein neues Team] muss den Topf ausreichend vergrößern. Im Moment verlieren die meisten Teams Geld, wenn man sich die Einnahmen, den Gewinn ansieht."

"Das ist das Ergebnis heute, und wir müssen dafür sorgen, dass der Pott als Ergebnis der Dinge weiter wächst. Und ich begrüße jeden, der den Topf weiter vergrößert, so einfach ist das. Wir würden alle einen größeren Kuchen und ein größeres Stück vom Kuchen bekommen. Und das macht irgendwie Sinn."

"Es gibt auch die Option und die Möglichkeit, eines der bestehenden Teams zu kaufen, das auf dem Papier bereits existiert. Aus unserer Sicht wäre das sehr zu begrüßen. Wir müssen nur sicherstellen, dass der Topf so weit vergrößert wird, dass es Sinn macht."

Drei Teams in der Verlustzone

Schaut man sich die Finanzkennzahlen der Formel-1-Teams an, dann hat Vowles mit seiner Aussage nicht ganz unrecht. Stand 2021, wo die letztmöglichen finanziellen Berichte, die seitens der meisten Teams im britischen Handelsregister-Portal 'Companies House' vorliegen, sind Williams, Aston Martin und McLaren nicht profitabel und dabei sogar teilweise gravierend in der Verlustzone.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Geschäftsmodelle von 2021 bis heute noch einmal dramatisch verbessert haben, doch vor zwei Jahren schrieb McLaren einen Verlust von satten 70 Millionen Euro, Aston Martin kam auf ein Minus von 50 Millionen, während es bei Williams immerhin auch fast 14 Millionen Euro waren.

Von Ferrari und Alfa Romeo liegen aufgrund der komplett fehlenden Beziehung nach England keine genauen Daten vor, alle anderen fünf Teams waren auf dem Papier in der Gewinnzone, doch das ist schwer mit Vorsicht zu genießen.

Denn dort ist bei einigen Teams nicht ganz klar ist, ob man das nur durch Zuschüsse seitens des Konzerns geschafft hat. Bei AlphaTauri wissen wir jedoch, dass 2022 fast 50 Millionen Euro vom Red-Bull-Konzern zugeschossen wurden. 2021 führte Mercedes die Rangliste jedoch mit einem Gewinn von umgerechnet 79,5 Millionen Euro (ohne Motorenabteilung) klar an.

Wie hoch ist der berühtigte "Mehrwert" eines 11. Teams

Somit liegt es also daran, dass ein 11. Team dafür sorgen müsste, dass sich der Umsatz von Liberty Media insofern vergrößert, dass das Level der bestehenden Ausschüttungen an die aktuellen Teams zumindest gehalten werden kann und nicht weniger wird. Doch wie hoch muss dieser Mehrwert sein, sodass der Topf angemessen vergrößert werden kann?

Grob gesagt, schüttet Liberty Media historisch gesehen die Hälfte des Gesamtumsatzes an die 10 Formel-1-Teams aus. 2022 lagen die Gesamtausschüttungen bei etwas mehr als umgerechnet einer Milliarde Euro. Teilt man das vereinfacht durch 10, so hat jedes Team 2022 in etwa 100 Millionen Euro erhalten, obwohl sich die Ausschüttungshöhe über den Platz in der Konstrukteurs-WM bestimmt.

Damit Liberty Media auch bei 11 Formel-1-Teams noch 100 Millionen Euro pro Team ausschütten kann (insgesamt 1,1 Milliarden Euro), müsste dieses 11. Team dafür sorgen, dass Liberty Media 200 Millionen Euro mehr Jahresumsatz macht, da ja nur die Hälfte davon wieder an die Teams geht. Somit sind diese 200 Millionen Euro zusätzlicher Umsatz für Liberty Media der Mehrwert, von dem immer gesprochen wird und der so gesehen auch jedes Jahr eingebracht werden muss, damit die Rechnung überhaupt auf null kommt.

Hinzu kommt allerdings, dass sowohl Liberty Media als auch die bestehenden Teams nicht nur ein Interesse daran haben, den Status Quo zu wahren, sondern vielmehr noch weiteren Wachstum zu produzieren, weshalb man wahrscheinlich einen Mehrwert von über 200 Millionen Euro pro Jahr anpeilen sollte.

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