Mercedes-Teamchef Toto Wolff über Kimi Antonelli: "Mit 19 war ich ein Idiot"
Mit nur 19 Jahren hat Mercedes-Youngster Kimi Antonelli in der Formel 1 überzeugen können: Teamchef Toto Wolff sagt, dass er in diesem Alter "ein Idiot" gewesen sei
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Youngster Kimi Antonelli hat seine Debütsaison in der Formel 1 erfolgreich abgeschlossen: Mit dem siebten Gesamtrang und insgesamt 150 WM-Punkten, nur sechs Zähler weniger als Rekordchampion Lewis Hamilton, kann sich das Ergebnis des 19-jährigen Italieners sehen lassen.
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Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist stolz auf die Debütsaison von Kimi Antonelli Zoom Download
Doch das Alter von Antonelli, der mit 18 Jahren zum drittjüngsten Fahrer der Formel-1-Geschichte wurde, macht sich immer wieder bemerkbar. "Die Sache ist die: Wenn wir mit Kimi sprechen, sind wir brutal ehrlich, sowohl wenn es gut läuft als auch wenn es schlecht läuft", gibt Mercedes-Teamchef Toto Wolff zu.
"Und dann erinnert man sich daran, dass man nicht einem Erwachsenen gegenübersitzt. Kimi ist mehr ein Kind als ein Erwachsener", weiß der Österreicher. "Und man muss sich immer wieder klarmachen, dass er erst 19 ist. Ja, er ist ein Profi im Auto und kartsport- sowie renntechnisch sein Leben lang aktiv gewesen."
"Aber in Sachen Reife erwarten wir eine Art Wachstumsbeschleunigung, die fast zu schwer ist", räumt Wolff ein. "Er wurde in diese Situation hineingeworfen, und wenn man sich einige der schlechteren Rennen anschaut, ist die Erfahrung einfach überwältigend - das ganze Interesse, der Mediendruck, überall wird über dich berichtet."
Toto Wolff: Mit 19 Jahren war ich "ein Idiot"
"Er hat einen extrem schnellen und erfahrenen Teamkollegen und kommt trotzdem klar. Und ich denke, das zeigt, dass er ein großes Potenzial für die Zukunft hat", lobt Wolff im aktuellen Formel-1-Podcast Beyond The Grid. Er blickt auf sein eigenes Leben zurück und grinst: "Mit 19 war ich ein bisschen ein Idiot."
"Ich hätte dem Druck, dem er ausgesetzt ist, nicht standgehalten. Deshalb bin ich, wenn ich mit ihm spreche, manchmal etwas streng - ich muss fast innehalten und sagen: 'Moment mal, er ist ein Kind.' Und das ist auch eine ziemlich interessante Lektion für uns."
"Ich denke, meine Rolle besteht darin, ihn hier im Team zu betreuen, ihn vor möglichen Fehltritten zu schützen, ihn zu führen, meinen Arm um seine Schulter zu legen, wenn es schwierig wird, aber auch offen und ehrlich zu sein, wenn es mal nicht gut läuft", ergänzt Wolff.
Die Entwicklung des mittlerweile 19-jährigen Talents, das auch 2026 in der Formel 1 fahren wird, stehe an erster Stelle. "Meine Rolle ist es, Mercedes zu führen, für diese Marke in der Formel 1 verantwortlich zu sein und für die vielen Menschen, die daran arbeiten", sagt der Teamchef.
"Ich muss also das Beste aus ihm herausholen, damit er im Auto erfolgreich ist, während ich immer ein Auge auf ihn habe, da er sehr jung ist", betont der Österreicher, der in dieser Saison allerdings auch einmal deutliche Worte gefunden hat. "Er ist ein Teenager."
Antonelli-Debütsaison war "ein Spiel in drei Akten"
Kein Wunder also, dass die Debütsaison von Antonelli durchwachsen und nicht immer reibungslos verlief. "Ich würde sagen, es war fast ein Spiel in drei Akten", grinst Hywel Thomas, Geschäftsführer bei Mercedes-AMG High Performance Powertrains.
"Denn er kam ins Team, und natürlich denkt man in den ersten Rennen: 'Wow, unglaublich, dass dieser Typ mit so wenig Erfahrung das wirklich auf die Strecke bringt'", erinnert Thomas, vor allem an den vierten Platz beim Saisonauftakt in Australien.
Doch auf den starken Saisonbeginn folgte bald die harte Realität. "Dann hatte er seinen Einbruch, und die Ergebnisse waren nicht da", sagt der Mercedes-Verantwortliche. "Und jetzt ist er super stark zurückgekommen. Wirklich beeindruckend."
"Und zu bedenken, dass er erst so alt ist und damit alles umgeht. Er ist sehr intelligent, geht sehr gut mit Menschen um und ist sehr reif. Ich habe Kinder in seinem Alter, und die sind bei weitem nicht so reif - ich sage das ohne Übertreibung, auch wenn sie das nicht hören wollen, aber sie sind es nicht."


